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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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welcher.«
    Den Kaplan verließ sein geschwätziges Selbstvertrauen keinen Augenblick. »Dann werde ich es eben mit General Peckem aufnehmen, und sogar mit General Schittkopp. Und wissen Sie, was ich außerdem tun werde? Ich werde Captain Black die Nase einschlagen, sobald er mir über den Weg läuft. Jawohl, die Nase werde ich ihm einschlagen. Und ich werde es so einrichten, daß massenhaft Leute zusehen, dann kann er nicht zurückschlagen.«
    »Seid Ihr denn beide verrückt geworden?« protestierte Major Danby, und seine Augen schienen vor Entsetzen und Gereiztheit förmlich aus ihren Höhlen quellen zu wollen. »Habt ihr denn beide den Verstand verloren? So hören Sie doch, Yossarián . . .«
    »Ich sage Ihnen, es ist ein Wunder«, verkündete der Kaplan, packte Major Danby um die Taille und tanzte, die Ellenbogen wie zum Walzer abgespreizt, durchs Zimmer. »Ein echtes Wunder.
    Wenn Orr nach Schweden paddeln kann, dann kann ich auch über Colonel Cathcart und Colonel Korn triumphieren, wenn ich nur standhaft genug bin.«
    »Wollen Sie bitte den Mund halten, Kaplan!« bat Major Danby höflich, machte sich los und betupfte mit flatternden Händen seine schweißbedeckte Stirn. Er beugte sich zu Yossarián herunter, der nach seinen Schuhen griff. »Und Colonel...«
    »Das ist mir völlig einerlei.«
    »Aber vielleicht...«
    »Sollen sich doch alle beide zum Teufel scheren!«
    »Aber vielleicht ist das für alle beide ein Glücksfall«, beharrte Major Danby. »Haben Sie daran gedacht?«
    »Sollen die Lumpen doch wachsen, blühen und gedeihen! Ich kann ihnen bloß damit eins auswischen, daß ich verschwinde.
    Von jetzt an habe ich Pflichten gegen mich selber, Danby. Ich muß nach Schweden.«
    »Da kommen Sie nie hin. Es ist unmöglich. Von hier nach Schweden zu gelangen, ist fast eine geographische Unmöglichkeit.«
    »Als ob ich das nicht wüßte, Danby! Aber wenigstens werde ich es versuchen. Ich kenne in Rom ein junges Ding, um das ich mich kümmern möchte, wenn ich es auftreiben kann. Es ist also nicht die pure Selbstsucht.«
    »Schwachsinn ist es. Ihr Gewissen wird Ihnen niemals Ruhe geben.«
    »Gott segne mein Gewissen«, lachte Yossarián. »Ich möchte gar nicht ohne Gewissensbisse leben, was, Kaplan?«
    »Sobald mir Captain Black über den Weg läuft, schlage ich ihm die Nase ein«, prahlte der Kaplan, versetzte der Luft zwei Hiebe mit der Linken und ließ einen ungeschickten Schwinger folgen.
    »So.«
    »Und die Schande?« fragte Major Danby.
    »Welche Schande? Schändlicher als jetzt kann mein Leben nicht werden.« Yossarián knotete das zweite Schnürband und sprang auf die Füße. »Ich bin soweit, Danby. Wie ist es? Wollen Sie den Mund halten, bis ich weg bin?«
    Major Danby betrachtete Yossarián schweigend, ein sonderbares, trauriges Lächeln um den Mund. Er schwitzte nicht mehr und wirkte völlig ruhig. »Was würden Sie tun, wenn ich versuchte, Sie aufzuhalten?« fragte er kläglich spottend. »Würden Sie mich zusammenschlagen?«
    Yossarián reagierte schmerzlich überrascht auf diese Frage.
    »Nein, selbstverständlich nicht. Warum sagen Sie so etwas?«
    »Ich werde Sie zusammenschlagen«, prahlte der Kaplan, tanzte auf Major Danby zu und teilte Lufthiebe aus. »Sie und Captain Black und vielleicht sogar Korporal Whitcomb. Wäre es nicht herrlich, wenn sich herausstellte, daß ich mich nicht mehr vor Korporal Whitcomb fürchten muß?«
    »Wollten Sie mich aufhalten?« fragte Yossarián Major Danby und sah ihn fest an. Major Danby ging dem Kaplan aus dem Weg und zögerte noch eine Sekunde. »Nein, keinesfalls!« platzte er dann heraus und wies überschwenglich drängend mit beiden Armen zur Tür. »Natürlich halte ich Sie nicht auf. Gehen Sie, um Gottes willen, und beeilen Sie sich! Brauchen Sie Geld?«
    »Ich habe etwas Geld.«
    »Hier, auf alle Fälle.« Erregt und fieberhaft begeistert drückte Major Danby ein dickes Paket italienischer Banknoten in Yossariáns Hand und umklammerte sie mit beiden Händen — nicht nur um Yossarián Mut zu machen, sondern auch um das Zittern seiner Finger zu verbergen. »In Schweden muß es herrlich sein«, bemerkte er sehnsüchtig. »Die Mädchen sind so reizend, und die Bevölkerung ist fortschrittlich.«
    »Adieu, Yossarián«, rief der Kaplan, »und viel Glück. Ich bleibe hier und bleibe standhaft, und wenn der Krieg zu Ende ist, sehen wir uns wieder.«
    »Adieu, Kaplan. Und vielen Dank, Danby.«
    »Wie fühlen Sie sich, Yossarián?«
    »Blendend. Nein, ich

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