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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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ist und mich nicht dabei erwischen kann.«
    »Nützt es was?«
    »Es lenkt mich ab von meinen Sorgen«, erwiderte der Kaplan mit einem neuerlichen Schulterzucken. »Und es ist eine Beschäftigung.«
    »Na, das ist ja sehr schön, wie?«
    »Jawohl«, stimmte der Kaplan so begeistert zu, als sei ihm dieser Gedanke noch nie gekommen. »Ja, das ist es wohl.« Er beugte sich impulsiv und mit ungeschickter Besorgnis vor. »Kann ich etwas für Sie tun, Yossarián, während Sie hier sind? Kann ich Ihnen irgendwas besorgen?«
    Yossarián neckte ihn gutmütig. »Spielzeug zum Beispiel, oder Süßigkeiten oder Kaugummi?«
    Der Kaplan errötete wieder, lächelte befangen und sagte dann plötzlich sehr respektvoll: »Vielleicht Bücher oder etwas derartiges? Ich wünschte sehr, ich könnte Ihnen eine Freude machen. Sie müssen nämlich wissen, Yossarián, daß wir alle sehr stolz auf Sie sind.«
    »Stolz?«
    »Ja, natürlich. Sie haben schließlich Ihr Leben riskiert, um diesen Nazimörder aufzuhalten. Das war sehr edel von Ihnen.«
    »Welchen Nazimörder?«
    »Nun, den, der herkam, um Colonel Cathcart und Colonel Korn umzubringen. Sie haben die beiden gerettet. Er hätte Sie erstechen können dort auf dem Balkon. Sie haben Glück, daß Sie noch am Leben sind.«
    Als Yossarián endlich begriff, kicherte er höhnisch. »Das war kein Nazimörder.«
    »Gewiß war es einer. Colonel Korn hat es doch gesagt.«
    »Das war Natelys Freundin. Und sie hatte es auf mich abgesehen.
    Nicht auf Colonel Korn und Colonel Cathcart. Seitdem ich ihr die Nachricht von Natelys Tod gebracht habe, hat sie immer wieder versucht, mich umzubringen.«
    »Das kann doch nicht sein«, protestierte der Kaplan bleich und gekränkt. »Colonel Cathcart und Colonel Korn haben ihn beide weglaufen sehen. In der amtlichen Verlautbarung heißt es, daß Sie die beiden vor einem Nazimörder gerettet haben.«
    »Schenken Sie der amtlichen Verlautbarung keinen Glauben«, riet Yossarián trocken. »Die ist Teil der Abmachung.«
    »Welcher Abmachung?«
    »Der Abmachung zwischen mir einerseits und Colonel Cathcart und Colonel Korn andererseits. Sie wollen mich als Helden nach Hause schicken unter der Bedingung, daß ich nur Gutes über sie sage und sie niemals dafür tadele, daß sie die Besatzungen zwingen, immer mehr Einsätze zu fliegen.«
    Der Kaplan war entsetzt und erhob sich halb von seinem Stuhl.
    Seine Haare sträubten sich vor Zorn und Bestürzung. »Aber das ist schrecklich! Das ist eine schändliche, ein skandalöse Abmachung, nicht wahr?«
    »Widerwärtig«, entgegnete Yossarián und starrte hölzern zur Decke. »Ich glaube, widerwärtig war das Wort, auf das wir uns geeinigt hatten.«
    »Wie konnten Sie sich dann aber darauf einlassen?«
    »Die Alternative ist das Kriegsgericht, Kaplan.«
    »Oh«, rief der Kaplan reumütig und hielt sich die Hand vor den Mund. Er ließ sich bekümmert auf seinen Stuhl fallen. »Ich hätte lieber meinen Mund halten sollen.«
    »Man würde mich mit Verbrechern zusammen einsperren.«
    »Dann müssen Sie selbstverständlich tun, was Sie für richtig halten.«
    Der Kaplan nickte stumm, als habe er die Streitfrage bei sich entschieden, und versank in verlegenes Schweigen.
    »Keine Angst«, sagte Yossarián nach einigen Augenblicken traurig lächelnd. »Ich tue es nicht.«
    »Aber Sie müssen«, widersprach der Kaplan und neigte sich teilnehmend vor. »Wirklich, Sie müssen. Ich habe kein Recht, Sie zu beeinflussen. Ich hatte kein Recht, überhaupt etwas zu sagen.«
    »Sie haben mich nicht beeinflußt.« Yossarián wälzte sich auf die Seite und schüttelte in feierlichem Spott den Kopf. »Lieber Himmel! Können Sie sich so eine Sünde vorstellen, Kaplan? Colonel Cathcart das Leben zu retten! Ein solches Verbrechen möchte ich nicht auf dem Gewissen haben.«
    Der Kaplan griff das Thema behutsam wieder auf. »Was wollen Sie denn statt dessen tun? Sie können sich doch nicht einsperren lassen?«
    »Weiter fliegen. Vielleicht werde ich auch wirklich desertieren.
    Dann können sie versuchen, mich zu erwischen. Vermutlich brächten sie es sogar fertig.«
    »Und würden Sie einsperren! Aber ins Gefängnis wollen Sie doch nicht.«
    »Dann werde ich eben fliegen, bis der Krieg zu Ende ist. Irgend jemand muß ja überleben.«
    »Vielleicht werden Sie aber auch abgeschossen.«
    »Dann werde ich wohl doch nicht mehr fliegen.«
    »Und was wollen Sie machen?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Werden Sie sich nach Hause schicken lassen?«
    »Ich weiß

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