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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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sagen, die mich gefragt haben, warum ich mich weigere, weiter zu fliegen?«
    »Sagen Sie, man habe Sie im Vertrauen davon informiert, daß Sie in die Heimat versetzt werden sollen, und daß Sie Ihr Leben nicht noch bei einem oder zwei Feindflügen hätten riskieren wollen. Stellen Sie es als eine kleine Meinungsverschiedenheit unter Freunden dar.«
    »Wird man mir das glauben?«
    »Selbstverständlich wird man das glauben, sobald man erst einmal sieht, was für dicke Freunde wir sind, und wenn die Presseverlautbarungen mit den Lobeshymnen herauskommen, die Sie auf mich und Colonel Cathcart anstimmen. Machen Sie sich der anderen wegen keine Sorgen. Mit denen werden wir leicht genug fertig, wenn Sie erst mal weg sind. Von denen droht nur Gefahr, solange Sie hier sind. Sie wissen ja, ein guter Apfel kann alle anderen verderben«, schloß Colonel Korn mit bewußter Ironie.
    »Das Beste an der Sache ist übrigens, daß wir Sie dazu benutzen können, unsere Besatzungen zu dem Verlangen zu inspirieren, immer mehr Einsätze zu fliegen.«
    »Angenommen, ich entlarve Sie, sobald ich in Amerika angekommen bin?«
    »Nachdem Sie zuvor unsere Beförderung, unsere Auszeichnung und das ganze Tamtam akzeptiert haben? Niemand würde Ihnen glauben, die Armee würde es nicht zulassen, und warum, um alles in der Welt, sollten Sie das tun wollen? Sie werden einer von uns, vergessen Sie das nicht. Sie werden sich eines üppigen, ertragreichen, bequemen und privilegierten Daseins erfreuen. Sie müßten ein Tropf sein, wenn Sie das alles um eines moralischen Grundsatzes willen von sich wiesen, und ein Tropf sind Sie nicht.
    Also — einverstanden?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Das oder das Kriegsgericht.«
    »Es wäre doch ein schmutziger Streich, den ich unseren Besatzungen damit spielte.«
    »Ein widerwärtiger Streich«, stimmte Colonel Korn liebenswürdig zu und wartete. Er beobachtete Yossarián geduldig, und in seinen Augen flimmerte ein ganz privates Entzücken.
    »Und wenn schon!« rief Yossarián. »Wenn sie nicht mehr fliegen wollen, dann sollen sie doch den Mut haben und etwas unternehmen, geradeso wie ich. Habe ich nicht recht?«
    »Selbstverständlich«, sagte Colonel Korn.
    »Es gibt nichts, was mich veranlassen könnte, für diese Leute mein Leben zu riskieren, nicht wahr?«
    »Selbstverständlich nicht.«
    Yossarián kam mit einem hastigen Lächeln zu seinem Entschluß.
    »Einverstanden!« verkündete er jubelnd.
    »Sehr schön«, sagte Colonel Korn etwas weniger herzlich als Yossarián erwartet hatte, rutschte von Colonel Cathcarts Schreibtisch herab, lockerte die verdrückten Hosen und reichte Yossarián eine schlaffe Hand. »Willkommen an Bord.«
    »Vielen Dank, Colonel, ich ...«
    »Nennen Sie mich Blackie, John, wir sind jetzt Freunde.«
    »Gerne, Blackie. Meine Freunde nennen mich Yo-Yo. Blackie, ich...«
    »Seine Freunde nennen ihn Yo-Yo«, rief Colonel Korn hinüber zu Colonel Cathcart. »Gratulieren Sie Yo-Yo doch zu dem vernünftigen Entschluß, den er gefaßt hat.«
    »Da haben Sie wirklich mal einen vernünftigen Entschluß gefaßt, Yo-Yo«, sagte Colonel Cathcart und schüttelte Yossarián unbeholfen und eifrig die Hand.
    »Danke Ihnen, Colonel, ich . ..«
    »Nennen Sie ihn Chuck«, sagte Colonel Korn.
    »Ja, nennen Sie mich Chuck«, sagte Colonel Cathcart mit einem Lachen, das von Herzen kam und verlegen klang. »Wir sind jetzt alle Freunde.«
    »Gerne, Chuck.«
    »Lächelnd ab«, sagte Colonel Korn, legte jedem von ihnen eine Hand auf die Schulter, und so gingen sie alle drei zur Tür.
    »Kommen Sie doch mal zu uns zum Abendbrot, Yo-Yo«, lud Colonel Cathcart gastfreundlich ein. »Wie wäre es heute abend? Im Speiseraum des Stabes?«
    »Gerne, Sir.«
    »Chuck«, verbesserte Colonel Korn tadelnd.
    »Pardon, Blackie. Chuck. Ich muß mich erst daran gewöhnen.«
    »Macht nichts, Freund.«
    »Macht gar nichts, Freund.«
    »Vielen Dank, Freunde.«
    »Keine Ursache, Freund.«
    »Also bis heute abend, Freunde.«
    Yossarián winkte seinen neuen Freunden liebevoll nach, schlenderte dann auf den Balkon hinaus und fühlte Lust, ein Liedchen zu trällern, als er allein war. -Er war frei: er hatte es geschafft; seine Rebellion war ein Erfolg geworden; er war in Sicherheit und brauchte sich vor niemandem zu schämen. Er starrte munter und aufgekratzt zur Treppe hin. Ein Gemeiner in grünem Drillich grüßte ihn. Yossarián grüßte glücklich zurück und starrte den Gemeinen neugierig an. Der Soldat kam ihm merkwürdig bekannt

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