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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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zusammen. »Der Geschwaderkaplan heißt A. T. Tappman«, korrigierte er.
    »Wissen Sie das genau?«
    »Ja.«
    »Warum sollte aber der Geschwaderkaplan so etwas auf einen Brief schreiben?«
    »Vielleicht hat es jemand anders geschrieben und seine Unterschrift mißbraucht.«
    »Warum sollte sich aber jemand mißbräuchlich des Namens des Geschwaderkaplans bedienen?«
    »Vielleicht, um nicht entdeckt zu werden.«
    »Da könnten Sie recht haben«, entschied der zweite CID-Mensch nach einer Sekunde des Zögerns und schnalzte forsch mit den Lippen. »Vielleicht haben wir es mit einer Bande zu tun. Mit zwei Männern, die zufällig den gleichen Namen in umgekehrter Reihenfolge tragen und zusammenarbeiten. Jawohl, so muß es sein. Einer von ihnen steckt hier in der Staffel, der zweite im Lazarett und der dritte beim Kaplan. Das wären drei, wie? Wissen Sie ganz genau, daß Sie nie zuvor eines der hier kopierten Schriftstücke gesehen haben?«
    »Wenn ich sie gesehen hätte, hätte ich sie abgezeichnet.«
    »Mit welchem Namen?« fragte der zweite CID-Mensch listig.
    »Mit Ihrem eigenen oder dem von Washington Irving?«
    »Mit meinem eigenen«, erklärte Major Major.
    »Washington Irvings Namen kenne ich nicht einmal.«
    Jetzt lächelte der zweite CID-Mensch breit.
    »Es freut mich, Major, Ihnen sagen zu können, daß Sie von jedem Verdacht befreit sind. Das bedeutet, daß wir jetzt zusammenarbeiten können. Ich brauche jede mögliche Unterstützung.
    Irgendwo auf dem europäischen Kriegsschauplatz befindet sich ein Mensch, der die an Sie gerichteten Dokumente in die Hände bekommt. Können Sie sich vorstellen, wer das sein kann?«
    »Nein.«
    »Nun, ich habe da so meine Vermutungen«, sagte der zweite CID-Mensch und beugte sich flüsternd vor. »Dieser Lumpenhund Towser. Warum wohl geht er sonst umher und posaunt meine Geheimnisse aus? Halten Sie vorerst ein Auge auf ihn und sagen Sie mir sofort Bescheid, wenn Sie jemanden von Washington Irving auch nur reden hören. Inzwischen werde ich den Kaplan und überhaupt jeden Mann in der Umgegend überprüfen lassen.«
    Kaum war er weg, da sprang der erste CID-Mensch durchs Fenster in Major Majors Büro herein und verlangte zu wissen, wer der zweite CID-Mensch sei. Major Major erkannte ihn kaum.
    »Das war ein CID-Mensch«, sagte Major Major.
    »Was denn noch«, versetzte der erste CID-Mensch. »Der CID-Mensch bin hier ich und sonst niemand.«
    Major Major erkannte ihn kaum wieder, weil er einen verblichenen, kastanienbraunen Schlafrock aus Waschsamt trug, dessen Nähte unter den Armen geplatzt waren, dazu flauschige Flanellpyjamas und ausgelatschte Pantoffel, an deren einem die Sohle schlappte. Es fiel Major Major schließlich ein, daß dies die vorgeschriebene Lazarettbekleidung war. Der Mann hatte etwa zwanzig Pfund zugenommen und barst schier vor Gesundheit.
    »Ich bin nämlich schrecklich krank«, jammerte er. »Ich habe mich im Lazarett bei einem Jagdflieger angesteckt und eine schwere Lungenentzündung bekommen.«
    »Das tut mir aber leid«, sagte Major Major.
    »Was nützt mir das«, schniefte der CID-Mensch. »Für Ihr Mitgefühl kaufe ich mir nichts. Ich möchte nur, daß Sie wissen, was ich durchmachen muß. Im übrigen wollte ich Ihnen mitteilen, daß Washington Irving sein Standquartier vom Lazarett weg in Ihre Staffel verlegt hat. Sie haben wohl nicht zufällig jemanden Washington Irvings Namen erwähnen hören?«
    »Doch, das habe ich. Der Mann, der eben hier war, hat von Washington Irving gesprochen.«
    »Wirklich?« rief der erste CID-Mensch entzückt. »Jetzt sind wir vielleicht bald in der Lage, den Fall zu knacken. Halten Sie den Mann unter dauernder Beobachtung. Ich laufe inzwischen ins Lazarett und schreibe um Instruktionen an meine Vorgesetzten.«
    Damit sprang der erste CID-Mensch durchs Fenster und war verschwunden.
    Eine Minute später wurde der Vorhang, der Major Majors Büro von der Schreibstube trennte, aufgerissen, und atemlos schnaufend erschien noch einmal der zweite CID-Mensch und schrie nach Luft ringend: »Gerade eben ist ein Mann in rotem Schlafanzug aus Ihrem Fenster gesprungen und die Straße hinauf gerannt! Haben Sie nichts davon bemerkt?«
    »Er war hier und hat mit mir gesprochen«, erwiderte der Major.
    »Es kam mir sehr verdächtig vor, einen Mann in rotem Pyjama aus Ihrem Fenster springen zu sehen.« Der Mann marschierte aufgeregt im Kreis durch das kleine Büro. »Erst dachte ich, Sie seien es, auf der Flucht nach Mexiko. Ich sehe jetzt

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