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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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Staffelkommandeur.«
    »Major Duluth war Staffelkommandeur und hat stets mit den anderen am gleichen Tisch gegessen.«
    »Bei Major Duluth war das was anderes, Sir.«
    »Inwiefern war das was anderes?«
    »Es wäre mir lieber, wenn Sie mich das nicht fragen wollten, Sir.«
    »Etwa weil ich aussehe wie Henry Fonda?« fand Major Major den Mut zu fragen.
    »Manche Leute behaupten, Sie wären Henry Fonda, Sir«, erwiderte Milo.
    »Ich bin aber nicht Henry Fonda!« rief Major Major quäkend, denn er war sehr gereizt. »Und ich sehe ihm auch nicht das kleinste bißchen ähnlich. Und selbst wenn ich ihm ähnlich sähe — wäre das nicht ganz einerlei?«
    »Eben, es wäre ganz einerlei. Das versuche ich Ihnen ja gerade zu sagen, Sir. Es ist mit Ihnen eben etwas anderes als mit Major Duluth.« Und es war wirklich etwas anderes, denn als Major Major sich bei der nächsten Mahlzeit zu den anderen setzen wollte, ließ ihn die undurchdringliche Mauer von Feindseligkeit erstarren, die ihre Gesichter bildeten. So stand er stocksteif da, und das Tablett zitterte in seinen Händen, bis Milo wortlos heranglitt und ihn, der sich nicht sträubte, zu seinem privaten Tischchen geleitete. Danach gab es Major Major auf und aß an seinem eigenen Tisch, den anderen den Rücken zugekehrt. Er glaubte fest, er werde von ihnen verabscheut, weil sie glaubten, er sei sich jetzt als Staffelkommandeur zu gut, um mit ihnen zu essen. Solange Major Major anwesend war, kam in der Messe keine Unterhaltung auf. Er merkte, daß die anderen Offiziere vermieden, gleichzeitig mit ihm zu essen, und als er ganz aufhörte, in die Messe zu kommen, weil er seine Mahlzeiten im Wohnwagen nahm, herrschte allgemeine Erleichterung.
    Major Major begann damit, Washington Irvings Namen auf dienstliche Dokumente zu setzen, nachdem der erste CID-Mensch erschienen war, um ihn über jemanden zu verhören, der eben dies im Lazarett getan hatte. Dadurch kam Major Major auf die Idee. Major Major war auf seinem neuen Posten unzufrieden, weil er sich langweilte. Er war Staffelkommandeur geworden, ahnte aber nicht, was er als solcher zu tun habe, es sei denn, er habe nichts weiter zu tun als Irving Washingtons Namen auf dienstlichen Dokumenten zu fälschen und zuzuhören, wie ab und an eines der Hufeisen, die Major — de Coverley vor dem Fenster seines kleinen Büros im rückwärtigen Teil der Schreibstube zu werfen pflegte, mit einem ping oder bung hinfiel. Der Verdacht, bedeutende Pflichten zu vernachlässigen, quälte ihn unaufhörlich, und er wartete vergeblich darauf, daß diese seine Pflichten ihn einholten. Wenn es zu vermeiden war, ging er nicht hinaus, denn er konnte sich nicht daran gewöhnen, angestarrt zu werden. Gelegentlich wurde die Eintönigkeit durch das Erscheinen eines Offiziers oder Soldaten unterbrochen, den Sergeant Towser einer Angelegenheit wegen an Major Major verwiesen hatte, in der dieser nicht Bescheid wußte, weshalb er den Bittsteller zwecks vernünftiger Lösung des Falles an den Sergeanten Towser zurückverwies. Die Arbeit, die man von ihm als Staffelkommandeur erwartete, wurde offensichtlich ohne seine Mithilfe erledigt.
    Er wurde launisch und trübsinnig. Gelegentlich erwog er ernsthaft, alle seine Sorgen vor dem Kaplan auszubreiten, doch der schien mit eigenen Sorgen so überlastet, daß Major Major ihm nicht noch weiteren Kummer aufbürden wollte. Außerdem wußte er nicht genau, ob Staffelkommandeure sich bei Kaplanen Trost holen durften.
    Er war sich stets im Ungewissen über Major — de Coverley, der, wenn er nicht gerade Wohnungen mietete oder ausländische Arbeiter entführte, nichts wichtigeres zu tun hatte als Hufeisen zu werfen. Major Major beobachtete oft scharf die Hufeisen, die weich auf die Erde fielen oder kreiselnd an den schmalen Eisenstäben herabrutschten, die im Boden steckten. Er beobachtete Major — de Coverley stundenlang und wunderte sich maßlos darüber, daß ein so erhabener Mensch nichts wichtigeres zu tun hatte. Er war oft in Versuchung, sich Major — de Coverley zuzugesellen, doch den ganzen Tag Hufeisen zu werfen, schien ebenso langweilig, wie dienstliche Schriftstücke mit »Major Major Major«
    zu unterzeichnen. Übrigens sah Major—de Coverley so abweisend aus, daß Major Major es nicht wagte, sich ihm zu nähern.
    Major Major zerbrach sich den Kopf über seine Beziehung zu Major — de Coverley und Major — de Coverleys Beziehung zu ihm. Er wußte, daß Major — de Coverley sein IA war, wußte aber nicht,

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