Catch 22
muntere Vertraulichkeit an den Tag, während er zum Platz schlenderte und im Stillen darum betete, daß niemand ihn erkennen möge. Die anderen taten auch so, als erkennten sie ihn nicht, und langsam begann er, sich wohl zu fühlen. Gerade als er sich zu dem Erfolg seines harmlosen Täuschungsmanövers beglückwünschen wollte, wurde er angerempelt und umgestoßen.
Gleich darauf wurde er wieder gerempelt, und er ahnte, daß man ihn doch erkannt hatte und seine Verkleidung jetzt als Freibrief nahm, ihn zu mißhandeln. Er war unerwünscht. Und gerade als ihm das klar wurde, vermengten sich die Spieler seiner eigenen Mannschaft mit denen der Gegenmannschaft zu einem einzigen heulenden, blutdürstigen Mob, der sich, ekle Flüche ausstoßend, fäusteschwingend von allen Seiten auf ihn stürzte. Sie schlugen ihn nieder, traten ihn, während er am Boden lag, und griffen ihn von neuem an, als er mühsam genug auf die Füße kam. Er schützte das Gesicht mit den Händen und sah nichts. Sie stießen sich gegenseitig weg, von dem wahnsinnigen Drang gepackt, ihn zu schlagen, zu treten, zu würgen und zu stoßen. Man prügelte ihn bis an die Böschung der Eisenbahntrasse und stieß ihn mit dem Kopf voran hinunter. Unten angelangt, kam er auf die Füße, erkletterte die gegenüberliegende Böschung und taumelte, vom Hohngeschrei und dem Steinhagel verfolgt, mit dem man ihn bedachte, endlich um die Ecke des Schreibstubenzeltes und war in Sicherheit. Während dieses Überfalles war seine größte Sorge gewesen, die dunkle Brille und den falschen Schnurrbart nicht zu verlieren, damit er auch weiterhin vorgeben konnte, ein anderer zu sein und somit der gefürchteten Notwendigkeit überhoben zu bleiben, als Vorgesetzter vor sie hinzutreten.
In seinem Büro angelangt, weinte er; und als er damit fertig war, wusch er sich das Blut von Mund und Nase, den Schmutz aus den Abschürfungen an Wangen und Stirne und rief Sergeant Towser herein.
»Ich wünsche«, sagte er, »daß von jetzt an niemand hereinkommt, solange ich hier bin. Ist das klar?«
»Jawohl, Sir«, antwortete Sergeant Towser. »Gilt das auch für mich?«
»Ja.«
»Jawohl, Sir. Ist das alles?«
»Ja.«
»Was soll ich sagen, wenn jemand Sie sprechen möchte, während Sie hier sind?«
»Sagen Sie, ich sei anwesend, und fordern Sie die Leute auf, zu warten.«
»Jawohl, Sir. Wie lange sollen sie warten?«
»Bis ich weggegangen bin.«
»Und was soll ich dann mit ihnen machen?«
»Das ist mir gleich.«
»Darf ich sie zu Ihnen hineinschicken, sobald Sie weggegangen sind?«
»Ja.«
»Sie sind dann aber nicht mehr da, nicht wahr?«
»Nein.«
»Jawohl, Sir. Ist das alles, Sir?«
»Ja.«
»Jawohl, Sir.«
»Ich wünsche«, befahl Major Major seiner ältlichen Ordonnanz, »daß Sie von jetzt ab nicht mehr hereinkommen und mich fragen, ob Sie was für mich erledigen sollen, solange ich anwesend bin. Ist das klar?«
»Jawohl, Sir«, sagte die Ordonnanz. »Wann soll ich kommen und fragen, ob ich was für Sie erledigen soll, Sir?«
»Wenn ich nicht da bin.«
»Jawohl, Sir. Und was soll ich dann machen?«
»Was ich Ihnen auftrage.«
»Aber Sie sind ja nicht da, um mir was aufzutragen, nicht wahr?«
»Nein.«
»Was soll ich da also machen?«
»Alles, was gemacht werden muß.«
»Jawohl, Sir.«
»Das ist alles«, sagte Major Major.
»Jawohl, Sir«, sagte die Ordonnanz. »Ist das alles?«
»Nein«, sagte Major Major. »Ich verbiete Ihnen auch, zum Saubermachen hereinzukommen. Kommen Sie überhaupt nicht herein, es sei denn, Sie wissen ganz bestimmt, daß ich nicht anwesend bin.«
»Jawohl, Sir. Wie soll ich das aber immer genau wissen?«
»Wenn Sie es nicht genau wissen, nehmen Sie an, ich sei anwesend, und verschwinden, bis Sie es genau wissen. Ist das klar?«
»Jawohl, Sir.«
»Es tut mit leid, daß ich so mit Ihnen reden muß, es geht aber nicht anders. Leben Sie wohl.«
»Leben Sie wohl, Sir.«
»Und vielen Dank für alles.«
»Jawohl, Sir.«
»Ich wünsche«, sagte Major Major zu Milo Minderbinder, »von jetzt an nicht mehr die Messe zu betreten. Ich werde alle Mahlzeiten in meinem Wohnwagen nehmen.«
»Ich halte das für einen sehr guten Einfall, Sir«, sagte Milo. »So kann ich Ihnen doch besondere Leckerbissen servieren, ohne daß die anderen davon was merken, Sir. Sie werden gewiß Gefallen daran finden. Colonel Cathcart jedenfalls speist immer mit dem besten Appetit.«
»Ich wünsche keine besonders zubereiteten Mahlzeiten. Ich verlange, daß Sie
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