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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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mir genau das gleiche vorsetzen wie den anderen Offizieren. Sorgen Sie dafür, daß derjenige, der mir mein Essen bringt, einmal an die Tür klopft und das Tablett draußen abstellt. Ist das klar?«
    »Jawohl, Sir«, sagte Milo. »Das ist völlig klar. Ich habe noch lebenden Hummer aus Maine in einem privaten kleinen Vorrat.
    Den kann ich Ihnen heute zum Abendbrot servieren, dazu einen vorzüglichen Roquefortsalat und zwei gefrorene Eclairs, die erst gestern zusammen mit einem wichtigen Mitglied der resistance aus Paris herausgeschmuggelt worden sind. Genügt Ihnen das als Anfang, Sir?«
    »Nein.«
    »Jawohl, Sir, ich verstehe.«
    Milo servierte zum Abendessen gegrillten Hummer, ausgezeichneten Roquefortsalat und zwei gefrorene Eclairs. Major Major war wütend. Doch sagte er sich, daß das Essen verderben oder an jemand anderen gehen würde, falls er es zurückwies. Major Major hatte außerdem eine Schwäche für gegrillten Hummer. Er aß mit schlechtem Gewissen. Am nächsten Tag gab es zum Lunch Schildkröte Maryland, dazu eine ganze Flasche 1937er Dom Perignon, und Major Major verschlang das alles gedankenlos.
    Nach Milo blieben nur noch die Leute aus der Schreibstube, und diesen ging Major Major aus dem Wege, indem er zum Betreten und Verlassen seines Büros das blinde Zelluloidfenster benutzte. Das Fenster ließ sich aufknöpfen, es war niedrig über dem Boden angebracht, es war groß, und man konnte von innen wie von außen leicht hindurchsteigen. Die Entfernung zwischen der Schreibstube und seinem Wohnwagen überwand er, indem er um die Ecke des Zeltes huschte, wenn niemand in Sicht war, in den Graben der Eisenbahn sprang und mit gesenktem Kopf so schnell er konnte die Trasse entlanglief, bis er die Geborgenheit des Waldes erreichte. In Höhe seines Wohnwagens verließ er den Bahngraben und drängte sich eilig heimwärts durchs dichte Unterholz, wo er nur ein einziges Mal jemandem begegnete: Captain Flume, der ihn einst in der Abenddämmerung fast zu Tode erschreckte, als er gehetzt und spukhaft ohne jede Warnung aus einem Brombeergebüsch hervorgetreten war, um sich darüber zu beschweren, daß Häuptling White Halfoat gedroht hatte, ihm die Kehle von einem Ohr zum anderen aufzuschlitzen.
    »Wenn Sie mich noch einmal so erschrecken«, ließ Major Major ihn wissen, »dann werde ich Ihnen die Kehle von einem Ohr zum anderen aufschlitzen.«
    Captain Flume holte tief erschreckt Luft, verschwand stracks in seinem Brombeerstrauch und ward von Major Major nie wieder erblickt.
    Wenn Major Major bedachte, was er erreicht hatte, so erfüllte ihn das Resultat mit Freude. Inmitten einiger Hektar ausländischer Erde, auf denen mehr als zweihundert Menschen umherwimmelten, war es ihm gelungen, zum Einsiedler zu werden. Mit etwas Einfallsreichtum und Phantasie hatte er es praktisch unmöglich gemacht, von einem Angehörigen der Staffel angesprochen zu werden, was, wie er bemerkte, die allgemeine Billigung fand, da ohnehin niemand das Verlangen empfand, mit ihm zu sprechen. Niemand, so stellte sich heraus, als der wahnsinnige Yossarián, der ihn, als er eines Tages in der Mittagspause zu seinem Wohnwagen rannte, im Bahngraben ansprang und zu Boden warf.
    Der letzte Mann im Geschwader, von dem Major Major sich anspringen und zu Boden werfen lassen wollte, war Yossarián. An Yossarián war irgendwas Verwerfliches. Er war es, der sich so schamlos aufführte wegen des toten Mannes in seinem Zelt, der in Wirklichkeit nicht vorhanden war; er war es, der nach dem Angriff auf Avignon seine Uniform ausgezogen hatte und unbekleidet umhergelaufen war, und von dem General Dreedle, der ihm für seine Heldentat bei Ferrara einen Orden verleihen wollte, feststellen mußte, daß er splitternackt in der Formation stand.
    Niemand auf der Welt besaß die Macht, den ungeordneten Nachlaß des toten Mannes aus Yossariáns Zelt zu entfernen. Major Major hatte auf das Recht dazu verzichtet, als er Sergeant Towser gestattete, zu melden, daß der Leutnant, der keine zwei Stunden nach seiner Ankunft über Orvieto gefallen war, niemals bei der Staffel eingetroffen sei. Der einzige, der das Recht hatte, diesen Nachlaß aus Yossariáns Zelt zu entfernen, war, so wollte es Major Major scheinen, Yossarián selber, und Yossarián, so wollte es Major Major scheinen, hatte kein Recht dazu.
    Nachdem ihn Yossarián angesprungen und zu Boden geworfen hatte, versuchte Major Major stöhnend, wieder auf die Beine zu kommen. Yossarián ließ ihn aber

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