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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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reckte, das um ihn herabströmte. Yossarián wußte, daß Doc Daneeka ihn nicht zum Baden begleiten werde. Doc Daneeka würde nie wieder schwimmen gehen; man konnte dabei leicht von einer kleinen Herzattacke befallen werden und im seichten Wasser ertrinken, man konnte durch eine tückische Strömung ins offene Meer hinausgerissen werden, man konnte sich durch Unterkühlung oder Überanstrengung anfälliger für Kinderlähmung oder Meningitis machen. Die Drohung, die das Unternehmen Bologna für die anderen bedeutete, hatte in Doc Daneeka noch größere Besorgnis für seine eigene Sicherheit geweckt.
    Nachts hörte er bereits Einbrecher.
    Durch das lavendelblaue Düster, das wie eine Wolke im Eingang zum Zelt der Flugleitung hinweg, erspähte Yossarián den Häuptling White Halfoat, wie er fleißig Whiskyrationen unterschlug, die Unterschriften von Abstinenzlern fälschte und den Alkohol, mit dem er sich vergiftete, eilig in verschiedene Flaschen abfüllte, ehe Captain Black, vom gleichen Einfall aufgeschreckt, lässig herbeikäme, um den Rest selbst zu stehlen.
    Der Jeep sprang leise wieder an. Kid Sampson, Nately und die anderen trieben in einem lautlosen Strudel von Bewegung auseinander und wurden Von der klebrigen gelben Stille aufgesogen.
    Der Jeep verschwand hustend. Yossarián war allein in einem drückenden urzeitlichen Schweigen, in dem alles Grüne schwarz wirkte, und alles andere eiterfarben. Die Brise raschelte in trockener, durchsichtiger Entfernung mit Blättern. Yossarián war ruhelos, verängstigt und abgespannt. Seine Augenhöhlen waren klebrig vor Ermattung. Müde betrat er das Fallschirmzelt mit dem langen abgewetzten Holztisch, und nagender Zweifel bohrte schmerzlos in einem Gewissen, das sich völlig rein fühlte. Er ließ Flakanzug und Fallschirm dort und ging am Wasserwagen vorbei zum Büro von Captain Black, um die Kartentasche abzugeben. Captain Black hing verschlafen in seinem Drehstuhl, die dürren Beine vor sich auf den Tisch gelegt, und erkundigte sich mit gleichgültiger Neugier, warum Yossariáns Maschine umgekehrt sei. Yossarián beachtete ihn nicht. Er legte die Kartentasche auf den Tisch und ging hinaus.
    In seinem Zelt angelangt, zwängte er sich aus den Fallschirmgurten und dann aus seinen Kleidern. Orr war in Rom und sollte diesen Nachmittag von dem Erholungsurlaub zurückkehren, den er sich durch eine Notwasserung vor Genua verdient hatte. Nately packte vermutlich schon seine Sachen, um Orrs Platz in Rom einzunehmen. Gewiß war er ganz hingerissen bei dem Gedanken, noch am Leben zu sein, und ebenso gewiß brannte er darauf, seine aussichtslose, herzzerbrechende Werbung um die Prostituierte in Rom fortzusetzen. Als Yossarián ausgezogen war, setzte er sich auf sein Bett, um zu ruhen. Kaum war er nackt, fühlte er sich auch schon viel besser. In Kleidern war ihm nie recht wohl. Nach einem Weilchen zog er frische Unterhosen an und machte sich auf den Weg an den Strand, ein khakifarbenes Badehandtuch um die Schultern geschlungen.
    Der Pfad vom Geschwader zum Strand führte an einer geheimnisvollen Feuerstellung im Wald vorüber; zwei oder drei der dort stationierten Leute lagen schlafend in der von Sandsäcken geschützten Stellung, einer saß da und aß einen purpurfarbenen Granatapfel. Er nahm große Bissen zwischen die mahlenden Kiefer und spuckte das zermalmte Fleisch weit von sich ins Gebüsch. Wenn er zubiß, rann roter Saft aus seinem Mund. Yossarián tauchte wieder in den Wald ein und strich wohlig über seinen nackten, kitzelnden Bauch, als wolle er sich davon überzeugen, daß dieser noch vorhanden sei. Er zupfte ein paar Fädchen aus seinem Nabel. Plötzlich erblickte er rechts und links vom Weg Dutzende von frischen Pilzen, die der Regen hatte aufschießen lassen; sie stießen knotige Finger wie lebloses Fleisch durch die feuchte Erde und wucherten überall, wo er hinsah, in so nekrotischer Verschwendung, daß es aussah, als vermehrten sie sich vor seinen Augen. Tausende drängten sich, soweit der Blick reichte, im Gebüsch, und als er sie ansah, schienen sie größer zu werden und immer zahlreicher. Er entfernte sich hastig, von einer gespenstischen Angst durchschauert, und verlangsamte den Schritt erst, als der Boden sich unter seinen Füßen in trockenen Sand verwandelte und er die Pilze hinter sich wußte. Er blickte erwartungsvoll zurück, halb überzeugt, daß die schlaffen weißen Dinger ihn blindkriechend verfolgten, oder sich als zuckende, unbeherrschbare

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