Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
Vom Netzwerk:
auch schon das Fell über die Ohren!
    Überall schwere Flak! Er war eingelullt, getäuscht und in die Falle gelockt worden, und jetzt konnte er nichts weiter tun als wie ein Idiot da oben sitzen und zusehen, wie die häßlichen schwarzen Wölkchen herauflangten, um ihn zu töten. Ehe die Bomben ausgelöst wurden, konnte er lediglich ins Zielgerät schauen, wo das haarfeine Fadenkreuz in der Linse unverrückbar so auf das Ziel wies, wie er es eingestellt hatte, ganz genau über dem Hof mit den getarnten Speichern vor dem ersten Gebäude.
    Er zitterte unaufhörlich, während die Maschine vorwärts kroch.
    Er konnte das hohle bum bum bum der Flak hören, deren Granaten in Vierersalven um ihn herum krepierten, das scharfe, durchdringende Bellen einer einzelnen, ganz in der Nähe platzenden Granate. Der Kopf barst ihm fast von tausend durcheinander quirlenden Impulsen, während er darum betete, daß die Bomben endlich ausgelöst wurden. Er wollte weinen. Die Motoren dröhnten eintönig wie ein fetter, träger Brummer. Endlich berührten sich die Indikatoren des Zielgerätes und lösten die fünfhundertpfündigen Bomben eine nach der anderen aus. Seiner Last ledig, sprang das Flugzeug bockend in die Höhe. Yossarián wandte sich vom Zielgerät ab, um den Anzeiger zu seiner Linken zu beobachten. Als dieser auf Null sank, schloß er die Bombenluke und schrie aus Leibeskräften über die Bordverständigung: »Hart rechts!«
    McWatt reagierte augenblicklich. Mit aufjaulenden Motoren riß er die Maschine unerbittlich in eine kreischende Kurve, weg von den Doppeltürmen der Flak, die Yossarián vor sich hatte aufragen sehen. Dann ließ Yossarián McWatt steigen, ließ ihn höher und höher steigen, bis sie schließlich in den stillen diamantblauen Himmel stießen, der sonnig und rein war und in der Ferne gesäumt von weißen, flaumigen, dünnen Schleiern. Der Wind summte beschwichtigend gegen die runden Scheiben, und Yossarián lehnte sich wohlig zurück, aber gleich ließ er McWatt wieder die Geschwindigkeit steigern und die Maschine über die linke Tragfläche abkippen. Mit einem flüchtigen Lustgefühl gewahrte er die pilzförmigen Wolken der Flak hoch über sich und hinter sich zur Rechten, genau dort, wo er gewesen wäre, wäre er nicht im Sturzflug nach links ausgewichen. Mit einem scharfen Ruf brachte er McWatt in die Horizontale, jagte ihn dann wieder hinauf und herum, in ein gezacktes blaues Loch unverseuchter Luft, gerade als die Bomben, die er geworfen hatte, einschlugen. Die erste fiel in den Hof, genau dahin, wohin er gezielt hatte, und dann fielen die übrigen Bomben aus seiner Maschine und den Maschinen seiner Staffel, zerbarsten auf dem Boden und versprühten orangefarbene Blitze über die Dächer der Gebäude, die augenblicklich in einer riesigen, quirlenden Wolke aus rosa, grauem und kohlschwarzem Rauch zusammenstürzten, welche sich nach allen Richtungen ausbreitete, und in deren Eingeweiden es krampfhaft von roten, weißen und goldenen Blitzen zuckte.
    »Nun sieh dir das mal an«, staunte Aarfy neben Yossarián, und sein pausbäckiges rundes Gesicht strahlte vor Wonne. »Da unten muß ein Munitionslager gewesen sein.«
    Yossarián hatte Aarfy ganz vergessen. »Hau ab!« brüllte er ihm zu. »Verschwinde aus der Kanzel!«
    Aarfy lächelte höflich und deutete hinunter auf das Ziel, als lade er Yossarián großmütig ein, ebenfalls einen Blick darauf zu werfen. Yossarián begann ihn wegzuschubsen und gestikulierte wie rasend zum Eingang des Tunnels hin.
    »Zurück! Mach, daß du hier wegkommst!« tobte er.
    Aarfy hob freundlich die Schultern. »Ich höre dich nicht«, erläuterte er.
    Yossarián packte ihn am Gurt seines Fallschirms und stieß ihn zum Tunnel, gerade als die Maschine getroffen wurde. Der knirschende Einschlag schüttelte ihn und ließ sein Herz stehen bleiben. Er wußte sofort, sie waren alle tot.
    »Rauf!« schrie er MC Watt zu, als er merkte, daß er noch am Leben war. »Höher, du Schuft! Rauf! Rauf! Rauf!« Die Maschine kletterte rasch, bis er sie durch einen neuen Zuruf an McWatt in die Gerade brachte; gleich aber ließ er sie wieder heulend und gnadenlos um 45 Grad herunterdrücken, wobei ihm beinahe das Gedärm in die Kehle fuhr und er gewichtslos durch die Kanzel schwebte, bis er McWatt wiederum lange genug in die Horizontale brachte, um sich an seinen Sitz zu klammern, ehe er ihn zum jaulenden Sturzflug ansetzen ließ. Er sauste durch endlose Kleckse gespenstischen, schwarzen Rauches,

Weitere Kostenlose Bücher