CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
und silberfarben gestrichen, mit einem Spiegel an der Decke, der abscheulich tiefe Einblicke gewährte. Stemper hätte keine bessere Kulisse für das Szenario entwerfen können, das ihm vorschwebte. Und was noch besser war: Auf einer Kommode stand ein Fernseher mit eingebautem DVD -Player.
Er legte Jerry ab und setzte sich rittlings auf ihn, um das Seil um seinen Hals zu lockern, während er ein Paar Lederhandschuhe anzog. Dann packte er Jerrys rechtes Handgelenk und sorgte dafür, dass Jerrys Finger den Knebel, das Seil und die Unterwäsche berührten.
Den Mann auszuziehen, war eine Aufgabe, die Stemper nicht sonderlich behagte, doch er erkaufte sich seine Mitwirkung mit einer simplen Drohung: »Wenn Sie sich wehren, schalte ich um auf Plan B, den ich für den Fall vorbereitet habe, dass Sie doch mit Ihrer Frau ins Theater gegangen wären. Dann warten wir hier, bis sie nach Hause kommt, und das, was Ihnen zustößt, wird auch ihr zustoßen. Aber es wird noch viel, viel schlimmer sein. Verstanden?«
Er hatte Jerry nie als besonders tapfer eingeschätzt, und er hatte richtiggelegen. Aber offenbar hatte er einen gewissen ritterlichen Zug. Ohne Murren ließ er sich von Stemper seine Kleider aus- und die Spitzenunterwäsche anziehen, um sich dann folgsam herumzuwälzen und mit dem Gesicht nach unten auf dem Bett liegen zu bleiben.
Stemper schlang das andere Seil um Jerrys Fußgelenke, beugte seine Beine an den Knien, verknotete das Seil mit dem, das um Jerrys Hals geschlungen war, und straffte es, bis Jerrys Kopf nach hinten gezogen wurde. Um den Zug an seinem Hals zu lockern, musste Jerry die Beine noch weiter beugen, bis seine Fersen fast auf Höhe seines Steißbeins waren. Obwohl seine Arme nicht gefesselt waren, konnte er nur hilflos nach den Seilen schlagen. Vielleicht hätte er in seiner schieren Verzweiflung sein Leben retten können, indem er an dem Seil um seinen Hals zog, selbst wenn er sich dadurch die Hüftgelenke ausgerenkt hätte. Aber das würde Stemper nicht zulassen.
Das letzte Detail war das Amylnitrat. Stemper drückte Jerry die Flasche in die Hand, führte sie an seine Nase und forderte ihn auf einzuatmen. Inzwischen schien Jerry es genauso eilig zu haben wie Stemper, die Sache hinter sich zu bringen. Er schnüffelte, was das Zeug hielt. Sein ohnehin schon gerötetes und angeschwollenes Gesicht wurde noch röter, und er stieß in schneller Folge ein schrilles Fiepen aus, das wie der Ruf eines exotischen Vogels klang.
Eine Aufgabe blieb noch – die widerlichste von allen und nicht immer ausführbar. Das letzte Mal, als Stemper diese Methode hatte anwenden müssen, hatte das Opfer keinerlei Anzeichen von Erregung gezeigt, doch Jerrys Physiologie war da entgegenkommender.
Mit mechanischer Effizienz sorgte Stemper dafür, dass man Spermaspuren finden würde, die den Eindruck eines tragisch missglückten Sexspiels erhärten würden. Während er zu Werke ging, konnte er sehen, wie Jerry schwächer wurde, wie der Sauerstoffmangel sein Herz einer enormen Belastung aussetzte, während die Muskeln in seinen Beinen schließlich der Schwerkraft nachgaben und ihm damit langsam die Luft abdrückten.
Jetzt konnte Stemper es wagen, nach unten zu eilen und die DVD aus seinem Aktenkoffer zu holen. Er praktizierte Jerrys Fingerabdrücke auf die DVD und schob die Scheibe in den Player. Als die ersten Szenen des Amateur-Hardcore-Pornos über den Bildschirm flimmerten, blieb der Anblick Jerry Conlon erspart.
Er war tot.
70
Es war ein seltsamer und zugleich ein seltsam schöner Abend. Obwohl er es Robbie gegenüber nie zugegeben hätte, empfand Dan das Erlebnis als merkwürdig befreiend.
Er hatte gar nichts essen wollen, aber sobald die Pizza aus der Mikrowelle kam und ihm der Duft von geschmolzenem Käse und scharfer Salami in die Nase stieg, merkte er, dass er ausgehungert war. Er hatte auch nicht die Absicht gehabt, noch ein zweites Bier zu trinken oder ein drittes oder ein viertes. Aber es war Samstagabend, und er musste nicht mehr fahren, also warum denn nicht?
»Siehst du, wir machen eine richtig schöne Abschiedsfeier für deinen Fiesta«, sagte Robbie, nachdem er die Boxen wieder zusammengepackt und neben die Tür gestellt hatte.
»So was wie eine Totenwache?«
»Eher wie ein Wikingerbegräbnis.« Aus irgendeinem Grund fand Robbie das zum Schreien komisch.
Sie mussten bald feststellen, dass es gar nicht so einfach war, das Auto zu demolieren. Der Lärm war ein Faktor, den Robbie nicht einkalkuliert
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