CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
»Ich war gestern Abend mit Tim aus.«
»Dann hast du also die Observierung abgebrochen?«
»Sei bitte nicht so. Außerdem, wir waren bloß essen. Er hat gemerkt, wie mitgenommen ich war.«
»Hast du ihm dein Herz ausgeschüttet?«
»Nicht direkt.« Sie trank einen Schluck Kaffee und wischte sich mit dem Daumen die Lippe ab. »Er wird es diskret behandeln, falls du dir deswegen Sorgen machst.«
Dan zuckte mit den Achseln. Er wollte nicht über Tim Masters reden.
»Er hat versucht, mich zu küssen, aber ich habe ihn nicht gelassen. Ich wollte … Ich wollte erst mit dir reden.«
Dan gab immer noch keine Antwort. Er wollte sie nicht verärgern – er wusste einfach nicht, wie er reagieren sollte.
»Er will sich wieder mit mir treffen.«
»Okay.« Dan fragte sich, ob das sein Stichwort war, sie anzuflehen, es nicht zu tun.
Sie betrachtete ihn kühl. »Weißt du, was mir immer schon Kopfzerbrechen bereitet hat, war, dass du so gezögert hast, mit mir zusammen etwas zu kaufen. Das Café war irgendwie die perfekte Ausrede, damit du dich nicht festlegen musst.«
»Es war keine Ausrede. Mit einem eigenen Geschäft hätten wir viel bessere Chancen gehabt, ein gutes Einkommen zu erzielen.«
»Mag sein. Aber Tatsache ist, dass es immer dein großer Traum war. Nicht meiner.« Sie hielt seinem Blick stand. »Ja, ich wäre auch froh, wenn ich mehr Geld hätte. Wer wäre das nicht? Und ich weiß, dass Denham wahrscheinlich in ein, zwei Jahren pleite sein wird – das sagt Tim jedenfalls. Aber dann suche ich mir einen Job bei Currys oder Argos oder Asda.«
Dan schüttelte den Kopf. »Du kannst doch viel mehr aus dir …«
»Aber vielleicht will ich das gar nicht«, unterbrach ihn Hayley. Ihr Ton war eher betrübt als streng. »Mein großer Traum ist gar nicht so furchtbar groß. Ich will mit jemandem zusammen sein, den ich liebe, und in einem schönen Haus wohnen und zwei oder drei Kinder haben. Also im Grunde so werden wie meine Eltern.« Sie lachte, und die Herzlichkeit des Lachens schien sie ebenso zu überraschen wie ihn: ein Echo des überschäumenden Enthusiasmus, mit dem sie damals sein Herz erobert hatte. »Du willst mehr als das, und das ist in Ordnung.«
Dan lehnte sich zurück. Er spürte eine Anspannung, die sich nicht ganz legen wollte; eine heimliche Angst, dass er nicht so leicht davonkommen würde.
»Ich sollte bei Denham aufhören«, sagte er.
»Nein. Erst wenn du so weit bist, dass du dein Café kaufen kannst.« Sie nahm seine Hand. »Die letzte Woche war ein Alptraum, aber jetzt bin ich irgendwie froh, dass es so gekommen ist. Ich habe das Gefühl, dass es uns beiden eine neue Chance eröffnet hat. Eine Chance auf eine Zukunft, wie wir sie uns wünschen.«
Sie lächelte, und es kostete Dan einige Anstrengung, das Lächeln zu erwidern. Er konnte Hayley unmöglich sagen, wie sehr sie danebenlag: dass seine Zukunft nach wie vor von Faktoren abhing, auf die er nicht den geringsten Einfluss hatte.
77
Stemper schlief aus und verließ kurz vor Mittag das Hotel in Woking. Inzwischen waren drei dringende Nachrichten von den Blakes bei ihm eingegangen. Die Pläne hatten sich geändert.
Ihre Beunruhigung war durch ein Gerücht verschärft worden, wonach Templeton in wenigen Tagen nach England zurückkehren würde. Nach einer sorgenvollen Nacht hatten sie beschlossen, dass die Suche nach den Papieren vorrangig sei und die Identifizierung von Hanks Mördern dahinter zurückstehen müsse.
»Was ist mit der Schwester?«, fragte Stemper.
»Wir kümmern uns um sie«, sagte Patricia. Sie hatten die Freisprechanlage eingeschaltet, sodass Gordon einwerfen konnte: »Mit Charme und taktischem Geschick natürlich.«
Sie vereinbarten, sich im Dorf zu treffen und zusammen in einem Auto zum Bauernhaus zu fahren. Gordon hatte eine Kriegslist ausgeheckt: Sie würden sich als Partner bei einer geheimen Finanztransaktion ausgeben, die sicherstellen wollten, dass Hanks Anteil am Profit der rechtmäßigen Erbin zukam: Cheryl Wilson.
»Mit anderen Worten, wir werden sie kaufen.«
Aber das war nicht nötig. Sie trafen sich eine Stunde später in einer ruhigen Gasse, die entlang der Friedhofsmauer verlief. Die Sonne schien hell von einem fast wolkenlosen Himmel, und nur ein kühler Wind trübte ein wenig den perfekten Frühlingstag.
Gordon saß am Steuer ihres Mercedes. Er trug eine Freizeithose, ein hellrosa Hemd und einen marineblauen Blazer. Patricia hatte sich in einen braunen Wintermantel gehüllt, ihre Haare waren
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