CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
Jerry das Foto machte. Und er war gestern Morgen hier mit Hanks Schwester. Von daher können wir wohl annehmen, dass er dahintersteckt.«
»Aber wieso?«
»Weil es der ideale Platz ist, um Beweise zu vernichten.«
»Sie meinen, Scott hat das hier gestern Abend getan?«, fragte Patricia, und er wusste, was sie dachte: Wenn wir nicht durch Jerry Conlon abgelenkt gewesen wären …
»Aber er kann es doch nicht hierlassen«, bemerkte Gordon. »Wo Hanks Schwester es jederzeit entdecken könnte.«
»Es sei denn, sie hat das Anwesen schon überschrieben«, sagte Stemper. »Aber ich neige dazu, Ihnen zuzustimmen. Es ist damit zu rechnen, dass er früher oder später noch einmal herkommt.«
Patricia räusperte sich. »Wenden wir uns doch wieder dem drängendsten Problem zu, ja?«
Stemper nickte. »Die Papiere. Ja.«
Sie stapften über das Gras auf zwei Holzschuppen zu. Stemper fiel sofort auf, dass die Tür des kleineren nicht richtig verriegelt war.
Er öffnete die Tür und hielt sie auf, um Patricia den Vortritt zu lassen. Der Schuppen war mit ausrangierten Möbeln und Geräten vollgestopft, sodass sie kaum zu dritt darin stehen konnten.
Ein schweres Bücherregal war schräg von der Wand weggerückt. Patricia warf einen Blick dahinter und fluchte leise. Stemper und Gordon schoben sich nacheinander an ihr vorbei, um zu sehen, was sie gesehen hatte: einen großen Hohlraum unter dem Fußboden, ausgekleidet mit einer dicken wasserdichten Folie. Das ideale Versteck für belastende Dokumente.
Doch es war leer.
»Da hatte er sie versteckt«, keuchte Patricia, eine Hand auf die Brust gelegt, als ob die Entdeckung ihr den Atem geraubt hätte. »Die Papiere waren hier. Und jemand ist uns zuvorgekommen.«
»Aber wer?«, fragte Gordon. »Wieder Robert Scott?«
»Es muss so sein«, meinte Patricia.
»Wie hat er es gefunden? Und was noch wichtiger ist: Woher hat er überhaupt gewusst, wonach er suchen musste?«
Stemper seufzte, laut genug, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen.
»Ich fürchte, ich habe mich geirrt«, sagte er, und er versuchte gar nicht erst zu verbergen, wie viel ihn dieses Geständnis kostete. »Vielleicht gibt es gar nicht zwei separate Verschwörungen. Vielleicht ist es doch nur die eine.«
78
Robbie war stinksauer, als er nach Hause kam. Schade, dass Jed nicht da war, sonst hätte er sich vielleicht endlich einen Ruck gegeben und den Kerl auf der Stelle rausgeschmissen …
Nur leider konnte er das nicht, weil Jeds Kumpel den Fiesta noch nicht abgeholt hatte. Er hätte schreien können – alle wollten etwas von ihm: Jed, Bree, Cate, Dan. Das zog ihn richtig runter.
Er vergewisserte sich, dass Hanks Geld noch im Safe lag, und er feierte diesen winzig kleinen Sieg, indem er fünfzig Pfund einsteckte. Die Dokumentenboxen lagen oben auf seinem Kleiderschrank. Er nahm sie herunter und verstaute den Inhalt in einer großen Sporttasche. Dann ging er damit ins Pub um die Ecke, das Palmeira, wo er sich einen Cheeseburger und ein Pint Lager bestellte.
Die ersten paar Dokumente langweilten ihn zu Tode, und sein Entschluss, jedes einzelne Wort zu lesen, geriet bereits ins Wanken. Aber er wusste, dass er den ungeschliffenen Diamanten vielleicht nicht finden würde, wenn er nicht bereit wäre, langsam und methodisch vorzugehen.
Eine Stunde und zwei Pints später wurden seine Augen schon glasig. Jetzt um die Mittagszeit ging es im Pub recht lebhaft zu, und Robbie kam sich vor wie das letzte Mauerblümchen, einsam in seiner Ecke mit Memos und Verträgen als einziger Gesellschaft.
Und sein Telefon blieb auch stumm, was ihm merkwürdig vorkam. Maureen Heath hatte sich doch inzwischen sicher bei Bree beschwert. Es sei denn, Bree war mit Jim zusammen und konnte sich nicht davonschleichen, um zu telefonieren …
Er überlegte, ob er sich noch ein Bier bestellen sollte, verzichtete dann aber darauf. Noch fünf Minuten, dann würde er es für heute gut sein lassen. Vielleicht kurz im Fitnessstudio vorbeischauen, um einen klaren Kopf zu kriegen.
Er schob einen Stapel loser Fotokopien zur Seite, griff nach einem zerfledderten A5-Notizbuch und begann darin zu blättern. Es enthielt jede Menge handgeschriebene Einträge in Form eines Tagebuchs. Robbie schlug aufs Geratewohl eine Seite auf und begann zu lesen.
Mon 15. – Mittw 17. Juni 2009 – Dunstable, Bedfordshire
Bilanzprüfung bei TWinEx, Tochterfirma von Templeton. Am 2. Abend bis 1 Uhr nachts geblieben und Kopien gemacht: sechs Rechnungen, Memos und den
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