CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
meisten im Zusammenhang mit der Unternehmensgruppe, die sich Templeton Wynne nannte. Ein großer Konzern, der bald noch größer werden könnte, wenn man den Gerüchten über eine Übernahme durch einen US-Konzern Glauben schenkte.
Während er im Internet surfte, blätterte Robbie gleichzeitig in Hanks Tagebuch. Ein merkwürdiger hingekritzelter Satz tauchte immer wieder auf, oft direkt neben einem Eintrag, der auf massiv überhöhte Rechnungen oder glatten Betrug hinwies. Der Satz lautete: Mehr in der Box .
Ein eigenartiger Kommentar, angesichts der Tatsache, dass die Einträge im Tagebuch sorgfältig mit Querverweisen auf die übrigen Dokumente versehen waren, von denen jedes einen handschriftlichen Vermerk mit Datum und Kennnummer trug. Mehr in der Box klang viel zu vage.
Es ließ ihm keine Ruhe, bis er, nachdem er schnell einen Becher Kaffee heruntergekippt hatte, ins Schlafzimmer eilte und die leeren Dokumentenboxen hervorholte. Zuerst nahm er eine in jede Hand und verglich ihr Gewicht. Vielleicht gab es ja ein Geheimfach.
Er drehte die Boxen um, untersuchte die Unterseite und griff dann zuerst in die eine, dann in die andere, um den Boden und die Seiten abzutasten. Behutsam glitten seine Fingerspitzen über die glatten Metallflächen. Bei der zweiten Box hemmte etwas die Bewegung seiner Finger: eine kleine Erhebung direkt unter dem Rand. Als er genauer hinsah, erblickte er ein winziges Plastikquadrat: eine Micro-SD-Karte.
Sie war mit einem Klümpchen Blu-Tack festgeklebt. Robbie zupfte sie ab und starrte sie einen Moment lang an. Sein Herz hämmerte so stark, dass es ihm vorkam, als wäre es ganz losgelöst von seinem Körper: ein unangenehmes Gefühl, von dem ihm fast übel wurde. Aber für eine so bedeutende Entdeckung nahm er gerne ein wenig Übelkeit in Kauf.
Er hatte eine ähnliche Speicherkarte in einem seiner Handys. Irgendwo war eine Plastikhülle, mit der sich die Micro-SD- in eine Standard-SD-Card verwandeln ließ, sodass sie in das Kartenlesegerät seines Laptops passte. Aber wo war das Ding?
Er fluchte wie ein Weltmeister, während er die Schublade voller Schreibwaren und Krimskrams durchwühlte: eingestaubte Gummibänder und verbogene Heftklammern, Kulis, Münzen und Batterien, Handbücher und Ladegeräte für Elektronikgeräte, die er vor Jahren schon weggeworfen hatte. Schließlich riss er die komplette Schublade heraus, wobei eine der Laufschienen zu Bruch ging, und kippte sie auf dem Boden seines Schlafzimmers aus. Ein Riesenchaos, aber zehn Sekunden später hatte er den Adapter.
Die Speicherkarte war nicht größer als ein Fingernagel und hatte eine Kapazität von 32 Gigabyte. Weniger als die Hälfte war belegt, und Robbie fragte sich, wie viele Daten Hank noch hatte sammeln wollen.
Die Dateien waren auf rund zwei Dutzend Ordner verteilt, von denen jeder Dutzende von Dokumenten enthielt. Die ersten, die er sich ansah, schienen hochauflösende Scans der Papiere zu sein, die sich bereits in seinem Besitz befanden. Ein wenig enttäuscht unterbrach er die Arbeit, um sich noch einen Kaffee zu holen.
Wieder am Laptop, sah er sich die Ordner genauer an und wählte einen mit dem vielversprechenden Namen Primafacie . Er enthielt eine Reihe von Sounddateien, eine Sequenz, die mit Templeton 1, 2, 3 und so weiter bezeichnet war, sowie eine ähnliche Sequenz, die Blakes 1–4 hieß . Außerdem gab es noch eine AVI -Datei, betitelt mit Blakes, 10. Juli.
Robbie öffnete sie mit einem Doppelklick. Da fiel ihm ein, dass er den Inhalt vorher auf Viren hätte überprüfen sollen.
Na ja, zu spät.
Der Media Player öffnete sich, und das körnige Bild zeigte ein Zimmer, das Robbie sehr bekannt vorkam: Hank O’Briens Wohnzimmer. Im ersten Moment dachte er, er würde einen Ausschnitt des Films zu sehen bekommen, der dort gedreht worden war.
Stattdessen zeigte die Einstellung Hank O’Brien, der ein knallbuntes Sommerhemd und unanständig enge Shorts trug. Bei ihm war ein gepflegt gekleidetes, arrogant wirkendes Paar mit Drinks in hohen Gläsern in der Hand, die eine Art Cocktail enthielten. Die beiden schienen nicht zu ahnen, dass sie gefilmt wurden, während Robbie aus gewissen subtilen Bewegungen Hanks schloss, dass er von der Kamera wusste.
Also heimlich aufgenommen. Und was das Beste war: mit Ton. Der Clip war knapp sechs Minuten lang, doch das, was Robbie wissen musste, hörte er schon in den ersten dreißig Sekunden.
Die Frau – es musste sich um Patricia Blake handeln – hielt einen
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