CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
sie sich in einen Zustand rasender Entrüstung hineingesteigert hatte, rief sie Donna an. Donna war ein echter Kumpel, aber im Gegensatz zu ihren Freundinnen führte sie auch nach zweiunddreißig Jahren noch eine überaus glückliche Ehe. Donna und Mike tuschelten und knutschten immer noch wie ein frisch verknalltes Teenagerpärchen.
Donna reagierte auf den Hilferuf mit gewohnter Zuverlässigkeit und kam mit einer Schokoladentorte und einer guten Flasche Rotwein vorbei. Maureen hatte sich schon ein paar Wodkas genehmigt, und so war sie schon nach einem Glas von dem Roten überzeugt, dass sie Donna alles erzählen sollte.
Das war in gewisser Weise Neuland. Bisher waren die anderen sich alle einig gewesen, dass sie Donna nicht mit Details ihres bisweilen »komplizierten« Liebeslebens belasten sollten. Es ist nur zu ihrem Besten , wie sie alle betonten. Es ist nicht fair, sie damit zu belasten, zumal, da sie nichts für sich behalten kann. Alles, was du ihr anvertraust, wird sie brühwarm Mike erzählen.
Aber heute schien es wie eine Beleidigung, dass sie solche Dinge für sich behalten hatten. Donna gehörte doch zur Clique. Sie hatte ein Recht, alles zu erfahren.
Es half natürlich, dass Donnas Mann und Maureens bessere Hälfte nicht gerade dicke Freunde waren. Mike und Brees Gatte dagegen, das war eine andere Geschichte. Mike und Jim waren seit vielen Jahren wie Pech und Schwefel.
Nein, Maureen konnte sich nicht vorstellen, dass diese beiden je Geheimnisse voreinander haben würden.
Stemper wusste, dass die Blakes mit seiner Leistung unzufrieden waren. Nicht so unzufrieden, dass sie auf seine Dienste verzichtet hätten – in diesem Punkt musste er nichts befürchten, nicht zuletzt, weil sie sich an niemand anderen wenden konnten –, aber es war ein Warnschuss. Es war ihm nicht gelungen, die Papiere zu besorgen, und damit hatte er sie enttäuscht. Aber er hatte die Situation auch noch komplizierter gemacht, indem er Caitlins Expartner getötet hatte.
Wieder einmal fühlte er sich an Jerrys düstere Ahnung erinnert, dass auf Hank O’Brien ein Fluch lastete.
Und vielleicht auf allen, die mit ihm zu tun hatten.
Stemper hatte versucht, sich solche Spinnereien aus dem Kopf zu schlagen, während er sich überlegte, was für die nächste Etappe erforderlich sein könnte. Die Blakes schreckten offenbar auch vor extremen Maßnahmen nicht zurück, also musste Stemper jetzt liefern. Das Tempo steigern, den Druck erhöhen, auch wenn das bedeutete, die Stimme der Vorsicht zu ignorieren.
Es blieb ihm keine Wahl. Er hatte sich in diese Klemme manövriert, und nur er selbst konnte sich daraus befreien.
80
Dan ging bis Roedean, dann stieg er die Stufen zum Klippenrand hinauf und nahm den Bus nach Brighton. Er war an dem Punkt angelangt, wo er lange genug mit seinen Gedanken allein gewesen war, aber er brachte es auch nicht fertig, nach Hause zurückzukehren. Er war noch nicht so weit, dass er seiner Tante die Nachricht von der Trennung beibringen konnte.
Am Churchill Square stieg er aus, überquerte die Straße und stieg den Berg hinauf. Er versuchte nicht darüber nachzudenken, wohin er ging, denn was er da vorhatte, war wirklich nicht besonders klug. Aber wahrscheinlich war sie sowieso nicht zu Hause, und in diesem Fall spielte es keine Rolle, ob es klug war oder nicht.
Er klingelte. Ertappte sich dabei, wie er die Fäuste ballte und wieder öffnete.
»Wer ist da?«
Cates Stimme – allerdings war er sich im ersten Moment nicht ganz sicher.
»Ich bin’s. Dan.« Jetzt klang seine eigene Stimme fremd, und das höchst ungute Gefühl, das ihn geplagt hatte, formte sich zu einem klaren Gedanken: Geh da nicht rein – es gibt zu viele Dinge, über die du nicht reden darfst, und du weißt, dass du einknicken wirst, wenn sie dich bedrängt …
»Dan. Entschuldige. Komm doch rein.«
Die Tür ging auf. Cate hielt sich mit einer Hand daran fest, mit der anderen umklammerte sie die Kette, die am Türrahmen hing. Er trat einen Schritt vor, musste aber warten, weil sie nicht gleich merkte, dass sie ihm den Weg versperrte. Ihr Gesicht war aschfahl, und sie wirkte irgendwie um Jahre gealtert.
Sie trat zurück und lächelte gequält. »Was kann ich für dich tun?«
»Cate, ist alles in Ordnung?« Es war klar, dass etwas Furchtbares passiert war. Er fragte sich, ob sie irgendwie die Wahrheit über die Ereignisse von Dienstagabend herausgefunden hatte.
Dann sagte sie: »Das kann ich nicht behaupten. Ich habe gerade erfahren,
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