CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
Ernst?«
»Na ja, ich kenne ja nur das Foto auf Facebook, aber dem gleicht er jedenfalls.«
»Und ist er allein?« Als Gordon nickte, schüttelte Patricia den Kopf und murmelte: »Er kann nicht wissen, dass wir seine Schwester haben. Er kann es unmöglich wissen.«
»Und wieso ist er dann hier?«
Ein Lächeln breitete sich über ihre Züge aus. »Es gibt nur einen denkbaren Grund. Mach die Tür auf.«
Gordon machte sich auf eine Konfrontation gefasst, doch es war sofort offensichtlich, dass der Mann, der auf ihrer Schwelle stand, keine gewalttätigen Absichten hatte. Er trug einen marineblauen Nadelstreifenanzug, wahrscheinlich italienischer Schnitt und für Gordons Geschmack eine Spur zu schmal in der Taille, aber zweifellos sehr elegant und wie geschaffen für einen jungen Mann mit einer so blendenden Figur.
Was das Facebook-Porträt nicht verraten hatte, war, dass Robert Scott, um einen gängigen Ausdruck zu benutzen, einfach umwerfend aussah. Auch sein Lächeln war unwiderstehlich, und sein Händedruck war ebenso einnehmend: trocken, fest und kräftig.
»Gordon Blake?«, sagte er. »Ich bin Robbie Scott.«
Gerade noch rechtzeitig fiel Gordon ein, dass er ja eigentlich nicht wissen durfte, wer Robert war. Er ließ sich die Hand schütteln und fragte dann mit angemessen verwirrtem Gesichtsausdruck: »Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Ich komme wegen Ihres kleinen Problems. Mit Templeton Wynne. Ich dachte, vielleicht könnte ich es mit Ihnen diskutieren und mit … äh, Patricia, falls sie Zeit hat?«
»Ich bin hier«, sagte Patricia, und während Gordon weiter Ratlosigkeit simulierte, trat sie vor und gab ihm die Hand. »Klingt faszinierend. Bitte, treten Sie doch ein. Mein Mann wird sich um die Erfrischungen kümmern – wenn Sie mich noch einen Moment entschuldigen würden.«
Sie eilte voraus in die Küche und kam schon wieder heraus, als Gordon Robbie hineinführte. Er konnte nicht sehen, was sie hinter dem Rücken hielt, doch aus ihrem diskreten Nicken schloss er, dass es etwas damit zu tun hatte, Cate am Schreien zu hindern.
Sie blieb ein paar Minuten verschwunden, sodass Gordon die Zeit mit ein paar Routinephrasen über den regionalen Wohnungsmarkt überbrücken musste. Robbie stellte sich als Immobilienunternehmer und Makler mit Sitz in Brighton vor. So, wie er es beschrieb, konnte man denken, dass ihm die Firma gehörte und nicht seiner Mutter, was Gordon höchst amüsant fand.
Kaum hatte er den Kaffee gemacht, klingelte das Telefon. Ein Blick von Patricia: Du gehst dran. Sie war selbst sehr erpicht darauf, Mr Scott näher kennenzulernen.
Gordon nahm den Anruf im Wohnzimmer an. Es war Stemper, der meldete, dass Robbie nicht in seiner Wohnung sei. Es bereitete Gordon großes Vergnügen, ihm zu verraten, dass sie ganz genau wussten, wo er zu finden war.
Stemper klang verärgert, als er sagte: »Das ist ein ziemlich gewagter Schachzug von ihm.«
»Nicht wahr?« Gordon war versucht, ihn mit einer Frage zu diesem Martin zu überfallen, doch er wusste, dass er das vorher mit Patricia besprechen musste.
»Soll ich vielleicht auch dazu …?«, setzte Stemper an. »Oder nein; besser, er weiß nichts von mir.«
»Das haben wir uns auch gedacht«, erwiderte Gordon, und er hätte gerne hinzugefügt: Wir sind ja nicht vollkommen verblödet, Patricia und ich.
Robbie platzte geradezu vor Zuversicht. Ihm gefiel dieses große, wohnliche Haus im Hügelland von Surrey, und ihm gefielen diese Leute, die Blakes, weit besser, als er erwartet hatte. Er glaubte in ihnen verwandte Seelen zu erkennen.
Was Patricia betraf, so konnte Robbie sich nicht entsinnen, wann er zuletzt in der Gegenwart einer so starken, beeindruckenden Persönlichkeit gewesen war. Respekteinflößend, aber dennoch ausgesprochen feminin. Für Robbie war es, als hätte er eine eigenartige Kombination aus idealer Mutterfigur, verruchter Tante, Mentorin und Femme fatale vor sich.
»Fantastischer Kaffee«, sagte er lächelnd zu Gordon, um dann gleich zur Sache zu kommen. »Und es war auch ein fantastischer Plan. Mit einer gewaltigen Schwachstelle.«
Gordon, der sich unverhohlen in dem Kompliment sonnte, sagte: »Oh?«
»Hank hatte viel zu viel Macht über Sie. Der Beweis ist, dass ich jetzt hier sitze und über alles verfüge, was ich über Ihr Komplott wissen muss.«
Sie gaben ihm in diesem Punkt recht und nickten weise. Es beeindruckte Robbie, dass sie ihn so bereitwillig das Wort führen ließen, ohne ihn zu unterbrechen oder ihm ihre
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