CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
versuchte auszuweichen, als eine massige Gestalt sie zu überrennen drohte. Dieser süßliche, blumige Duft stieg ihr in die Nase. Diesmal war es also die Frau. Es war die Frau, die Cate an der Kehle packte und sie aufs Bett zurückzwang. Es war die Frau, die ihre Fußgelenke fesselte und ans Bettgestell band, ihr einen Lappen in den Mund stopfte und ihn mit Klebeband verschloss. »Und jetzt keinen Mucks, du dürres kleines Miststück«, fauchte sie, »sonst bring ich dich eigenhändig um.«
Es war Dan unangenehm, seinen Chef so kurz nach ihrer Besprechung um einen Gefallen angehen zu müssen. Doch Willie Denham erfüllte ihm gerne die Bitte um eine verlängerte Mittagspause, zumal, als Dan erklärte, dass eine Freundin von ihm in Schwierigkeiten sei.
Er nahm den nächsten Bus zur Western Road und lief von dort die Straße zu Cates Haus hoch. Nachdem er mehrmals geklopft und durch den Briefschlitz gerufen hatte, trat eine ältere Frau aus dem Nachbarhaus und erklärte ihm, dass Cate wahrscheinlich in der Arbeit sei.
»Haben Sie sie heute Morgen wegfahren sehen?«
»Tut mir leid, bin selber gerade erst heimgekommen. Aber wo sollte sie an einem Montagvormittag sonst sein?«
Seine nächste Anlaufstelle war Compton. Kaum war er durch die Tür getreten, nahm er bereits eine Art Krisenstimmung wahr. Teresa Scott war ins Gespräch mit Robbies Kollegin Indira vertieft, unterbrach es aber, als sie Dan erblickte.
»Hallo! Das ist ja eine Überraschung.«
»Ich bin auf der Suche nach Cate.«
Er sah, wie der Funke Hoffnung in ihren Augen erlosch. »Wir auch. Die Polizei war schon hier und hat nach ihr gefragt. Ein DS Thomsett.«
Dan versuchte sich nichts anmerken zu lassen. »Was hat er denn gewollt?«
»Es ging um Martin. Hast du schon gehört …?«
»Ja. Schrecklich.«
Teresa nickte, doch sie hatte es ebenso eilig wie Dan, wieder auf Cate zu sprechen zu kommen. »Ich habe einen Hausschlüssel, und ich bin vorhin kurz dort gewesen. Keine Spur von ihr. Als wir heute Morgen telefoniert haben, sagte sie, sie wolle nicht zu spät zur Arbeit kommen und würde in der Mittagspause bei mir vorbeischauen. Ich kann mir nicht vorstellen, warum sie lügen sollte.«
»Ich auch nicht. Dann ist sie also schon als vermisst gemeldet?«
»DS Thomsett sagt, es sei noch ein bisschen früh für eine offizielle Meldung, aber er meinte, er würde mal Janines Bruder einen Besuch abstatten.«
Dan war schockiert. »Wieso denn das?«
»Ach, irgend so eine verrückte Theorie, dass Cate versucht hätte, Martin zurückzugewinnen. Janine war deswegen vollkommen hysterisch, also ist es denkbar, dass jemand aus ihrer Familie …« Teresa verstummte. »Entschuldige, Dan, ich mache dir nur unnötig Angst.«
Aber sie machte sich selbst am meisten Angst, und alle konnten es sehen. Indira legte den Arm um sie und sagte: »Vielleicht ist sie ja nur weggefahren, um ein bisschen Abstand zu bekommen.«
»Sie geht nicht an ihr Telefon«, bemerkte Dan.
»Vielleicht ist ja der Akku leer?«, meinte Teresa. »Ich weiß, dass meiner immer zum ungünstigsten Zeitpunkt den Geist aufgibt.«
Sie hatte mit einer Schachtel Marlboro light herumgespielt und in Gedanken eine Zigarette herausgefischt; jetzt bemerkte sie es und schob die Schachtel verärgert weg. »Du weißt nicht zufällig, wo Robbie ist?«, fragte sie Dan.
»Was?« Seine Stimme überschlug sich fast. »Soll das heißen, dass er auch verschwunden ist?«
»Nein. Nur dass er sich querstellt und seine Nachrichten ignoriert. Wahrscheinlich treibt er mal wieder irgendwo sein Unwesen …«
Dan zog eine Braue hoch und spielte den Ahnungslosen.
»Seine Weibergeschichten«, sagte Teresa, worauf Indira die Lippen zusammenpresste und Dans Blick auswich.
»Ich werde versuchen, ihn zu finden«, sagte er.
»Kannst du das tun? Nicht, dass er eine große Hilfe wäre, aber vielleicht weiß er ja etwas.«
Dan stimmte ihr zu und dachte bei sich: Das kannst du laut sagen, dass Robbie etwas weiß. Er wusste, was Hank O’Brien versteckt hatte. Er wusste, was diese Informationen wert waren, und er wusste, wer sie haben wollte.
Und Dan würde ihn zwingen, alles herauszurücken.
Es war eine Art Vernarrtheit, wie Gordon es sah, wenngleich er nicht die Absicht hatte, es bei diesem Namen zu nennen, schon gar nicht gegenüber Patricia.
Während sie nervös auf der Treppe verharrte, hatte er einen Blick durch das Dielenfenster geworfen und gerufen: »Ich glaube, es ist der Bruder. Robert Scott.«
»Ist das dein
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