CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
Aber warum sollte sie es sich ausdenken? – Das wäre doch absurd.«
»Ich bin sicher, dass Stemper eine Erklä …«
Ein Geräusch von unten ließ sie innehalten: jemand klopfte laut an die Haustür. Aber Stemper würde doch erst in ein paar Stunden zurück sein, und sonst erwarteten sie niemanden.
Die Polizei, dachte er. Vielleicht war Stemper gesehen worden, als er Caitlin ins Auto geschafft hatte.
Ein Augenblick stummer Panik. An der Schwere ihrer Verbrechen gab es nichts zu deuteln: Eine Frau war in ihrem Haus gefangen gehalten und gefoltert worden …
»Was sollen wir tun?«, fragte er.
Patricia wirkte auch nicht ganz unbeeindruckt, als sie sagte: »Am besten nachsehen, wer es ist, denke ich.«
Stemper kehrte nach Sussex zurück und schaute als Erstes beim Bauernhaus vorbei. Wie er sich schon gedacht hatte, war das ausgebrannte Auto verschwunden. Eine Chance, Robert Scott abzufangen – und möglicherweise weitere Mitglieder der Bande –, war vertan worden.
Seine nächste Station war Robert Scotts Wohnung. Es war ein düsteres, neogotisches Gebäude, eines von einer ganzen Reihe in dieser Straße: eine Handvoll transsilvanischer Villen, die sich in einen südenglischen Badeort verirrt hatten. An der Eingangstür drückte er willkürlich verschiedene Klingelknöpfe, woraufhin prompt ein Bewohner den Türöffner betätigte.
Er war ausgesprochen guter Laune, als er die Treppe hinaufstieg. Nach dem Fehltritt am Samstagnachmittag hatte er die Operation wieder auf den richtigen Weg gebracht. Der verdiente Lohn, da war er sich sicher, war jetzt zum Greifen nah.
Auf sein Klingeln an der Wohnungstür öffnete niemand. Es gab nur ein einziges Schloss, das sich leicht knacken ließ. Drinnen vergewisserte er sich rasch, dass er allein war, und machte sich dann an die gründliche Suche.
Küche, Wohnzimmer, Bad – alles unauffällig. Ein Gästezimmer, dem Anschein nach bis vor Kurzem noch bewohnt. Der Bewohner war Drogenkonsument gewesen, ein Freund von billigem Alkohol und Junkfood. Stemper hatte den Eindruck, dass er überstürzt seine Zelte abgebrochen hatte, und das beunruhigte ihn ein wenig.
Ein Blick ins Schlafzimmer brachte eine gewisse Entwarnung – der Schrank war voller Kleider –, doch im angrenzenden Bad fand er einen teuren Anzug, zerrissen, verschmutzt und mit Blut befleckt. Noch ein Anlass zur Sorge – doch dann erkannte er die Chance, die sich damit eröffnete.
Im Zimmer gab es einen einigermaßen brauchbaren Bodensafe, vermutlich Sicherheitsstufe B. Stemper hatte nicht das Werkzeug, um ihn zu öffnen, aber er sah sowieso nicht groß genug aus, um die Menge an Papieren fassen zu können, mit der Stemper rechnete.
Gleich darauf entdeckte er zwei Dokumentenboxen oben auf dem Kleiderschrank. Beide waren leer. Er fotografierte sie mit seinem Handy und rief Gordon Blake an.
»Ich schicke Ihnen ein Foto.«
»Ach ja?« Ein merkwürdig sarkastischer Unterton in Gordons Stimme.
»Ich bin in der Wohnung. Keine Spur von dem Mann selbst oder den Papieren, aber ich bin sicher, dass er sie hat. Ich muss vielleicht hier warten und ihn befragen, wenn er zurückkommt.«
Gordon lachte munter. »Das ist aber gar nicht nötig.«
»Wie meinen Sie das?«
»Er ist schon hier.«
Stemper atmete langsam aus. Alle Diskretion über Bord werfend, sagte er: » Robert Scott ist dort bei Ihnen?«
»Ganz recht«, antwortete Gordon. »Allerdings zieht er es offenbar vor, ›Robbie‹ genannt zu werden.«
92
Cate war sich sicher, dass der abrupte Aufbruch des widerlichen Schleimers Ärger bedeutete. Was sie über Martin gesagt hatte, schien ihn zu verwirren, und das konnte nur bedeuten, dass der Mann, der sie entführt hatte, seinen Komplizen etwas vorenthielt.
Sie hörte gedämpfte Stimmen auf dem Flur und dann ein fernes Klopfen. Hoffnung flammte in ihr auf: Sie könnte um Hilfe schreien.
Oder war es vielleicht ein Bandenmitglied?
Das Risiko musste sie eingehen. Sie robbte ein Stück vor, mühte sich verzweifelt, durch ihre Augenbinde hindurch die Lichtverhältnisse zu erkennen. Wenn sie ganz nach unten blickte, konnte sie in einem schmalen Streifen unter dem Stoff hindurchsehen. So schaffte sie es, vom Bett zu steigen und mit kleinen schlurfenden Schritten das Zimmer zu durchqueren. Als sie die Tür erreicht hatte, blieb sie stehen, gelähmt vor Angst und Unentschlossenheit. Sollte sie rufen, schreien oder was?
Zu spät. Sie hörte hastige Schritte auf dem Flur, dann wurde die Tür aufgerissen, und Cate
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