CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
Ansichten aufzudrängen. Kluge, besonnene Leute.
Er fuhr fort: »Und Hank war auch Ihrem Handlanger auf die Schliche gekommen. Diesem Jerry.«
Gordon runzelte die Stirn und warf Patricia einen argwöhnischen Blick zu, worauf sie sagte: »Jerry war der Sache nicht gewachsen, das stimmt. Wir haben beschlossen, künftig auf seine Dienste zu verzichten.«
Ihr Mann bemerkte: »Sie sind erstaunlich gut informiert, Mr Scott.«
Robbie nahm noch einen Schluck Kaffee. »Hank hat ein Tagebuch geführt, zusammen mit all den Papieren, die er gesammelt hat. Es hat mir alles über Sie beide verraten, über Templeton Wynne und darüber, dass Hank sich stets geweigert hat, die Beweise herauszurücken, damit Sie ihn bei dem Deal nicht übergehen konnten.«
»Nun, das ist ja inzwischen alles hinfällig, nachdem Hank so brutal aus unserer Mitte gerissen wurde«, sagte Patricia.
»Ja, ich habe davon gehört. Von einem Auto überfahren, war’s nicht so?«
Einen Moment lang schwiegen sie alle drei und lächelten nur; niemand sagte, was er dachte. Robbie war sich sicher, dass sie zumindest etwas von seiner Verwicklung in die Sache ahnten, doch das gehörte alles zum Spiel: eine kleine Nervenprobe.
Endlich neigte Patricia den Kopf. »Ja, so war es wohl.«
»Ein tragischer Verlust«, sagte Gordon.
»Sicher. Denn Sie brauchten ihn nicht nur, damit er die Beweise gegen diesen Templeton sammelte. Mit dem hatten Sie beide ja früher schon zu tun, stimmt’s?« Robbie wartete, bis Gordon schließlich ein wenig widerwillig nickte. »Da wäre es doch viel besser gewesen, wenn Hank die Forderung an Ihrer Stelle vorgebracht und die Zahlungsmodalitäten und so weiter vereinbart hätte.« Er hielt inne und legte den Kopf schief. »Wie sollte das eigentlich vonstattengehen?«
»Ach, es gibt also tatsächlich etwas, was Sie nicht wissen!«, sagte Patricia mit mildem Spott.
Robbie grinste, beugte sich vor und richtete es so ein, dass er mit seinen Fingerspitzen leicht über ihren Handrücken strich. »Es gibt sogar eine ganze Menge Dinge, die ich nicht weiß. Aber ich kann eine sehr überzeugende Show hinlegen.«
Gordon schnaubte. Falls er Robbies Geste bemerkt hatte, schien es ihn nicht sonderlich zu bekümmern. »Offshore-Konten«, sagte er. »Ein ganzes Netz von Strohfirmen in verschiedenen Ländern rund um den Globus. Wenn Templetons Zahlung auf dem ersten Konto eingeht, kann binnen einer Stunde außer uns beiden niemand mehr auf das Geld zugreifen.«
»Es gibt also keine Übergabe von Bargeld?«
Patricia lachte herzhaft. »Oh, Robert, haben Sie eigentlich eine Vorstellung davon, wie viel Platz fünfzig Millionen Pfund einnehmen würden?«
»Wir würden einen verdammten Lastwagen brauchen«, fügte Gordon hinzu. »Und was machen wir dann damit? Bargeld ist heutzutage toxisch.«
»Absolut.« Robbie nickte eifrig. »Nein, das ist ein gutes System.«
»Sie meinen, Sie befürworten den Plan?«, fragte Patricia in so kokettem Ton, dass Robbie eine weitere Berührung riskierte und den Kontakt diesmal noch eine Spur länger hielt.
»Ja. Denn auf diese Weise müssen Sie nicht befürchten, dass ich mich mit mehr als meinem fairen Anteil aus dem Staub mache.«
Gordon sah jetzt aus, als ob er liebend gerne Robbie ein wenig zurechtgestutzt hätte, doch Patricia lächelte immer noch freundlich.
»Und Ihr Vorschlag wäre …?«
»Überlassen Sie es mir, Templeton die fünfzig Millionen aus dem Kreuz zu leiern.«
»Wie bitte?«, platzte Gordon heraus.
»Es ist nur sinnvoll.« Robbie strahlte sie beide an. »Ich bin Ihr neuer Strohmann.«
93
Dan fuhr mit dem Bus zurück zur Arbeit. Abwechselnd wählte er Robbies und Cates Nummer, doch niemand ging dran. Im Geschäft erfuhr er, dass Denham außer Haus war. Er traf Hayley an der Kasse an.
»Ich muss dich um einen großen Gefallen bitten.«
Er hatte mit Widerstand gerechnet, doch der Blick, mit dem sie ihn ansah, war nicht feindselig, sondern mitfühlend.
»Ich habe es gerade in den Nachrichten gesehen.«
»Was denn?«
»Das mit Martin. Das war Cates Ex, nicht wahr? Erstochen auf offener Straße.«
Er erzählte ihr das Wenige, was er wusste. »Cate ist verschwunden. Ich muss mir dein Auto ausleihen.«
Nach kurzem Zögern nickte sie. »Die Schlüssel sind in meiner Tasche. Kannst du es mir vor halb sechs zurückbringen?«
»Wenn nicht, kann Tim dich vielleicht nach Hause fahren?«
Ihre Augen verengten sich, doch er wollte sie nicht provozieren, und das wusste sie auch. Sie beugte sich
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