CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
Gott, was ist denn mit euch passiert?«
»Nicht jetzt, Joan.« Dans Ton war brüsk, aber nicht grob, dennoch tat es ihm sofort leid. »Lass uns nur ein bisschen zur Ruhe kommen, dann werden wir versuchen, alles zu erklären.«
»Ja, seid ihr denn in eine Schlägerei geraten oder was? Hattet ihr einen Unfall?«
Er schüttelte betrübt den Kopf, nahm Cates Hand und führte sie nach oben.
»Willst du es ihr wirklich erzählen?«, fragte sie.
»Das werde ich kaum vermeiden können. Ich muss sie doch irgendwie vorbereiten.«
Als sie den Treppenabsatz erreichten, ging die Tür von Louis’ Zimmer auf, er kam heraus und blieb wie angewurzelt stehen.
»Scheiße, wie seht ihr denn aus … Das hat nicht zufällig was mit diesem Koffer zu tun, den Robbie mir gegeben hat?«
Dan nickte. »Doch. Aber das ist jetzt alles erledigt. Und ich will mich bei dir für mein Verhalten in der letzten Woche entschuldigen.«
Louis zuckte mit den Achseln; er wollte vor Cate nicht darüber reden. »Nee, ich hab’s wahrscheinlich verdient.«
Dan wollte vorbeigehen, doch Louis hielt ihn an und kramte in seiner Hosentasche. »Ach ja, das hab ich ganz vergessen zu erwähnen.«
Er drückte Dan eine Micro-SD-Karte in die Hand. »Robbie wollte, dass ich die für ihn aufbewahre, zusammen mit dem Koffer. Ich musste ihm schwören, keinem was zu erzählen, aber …« Er hob wieder die Schultern. »Ich hab mir gedacht, allmählich reicht’s mit der Geheimniskrämerei.«
Dan starrte die Speicherkarte einen Moment lang an und sah dann Louis an. »Ist dein Laptop eingeschaltet?«
Cate blieb im Flur stehen, während Dan den Computer aus dem Zimmer seines Bruders holte, zusammen mit einem Adapter für die Speicherkarte. Louis war sichtlich neugierig auf den Inhalt der Karte, doch Dan sagte ihm, dass sie ein bisschen Zeit für sich allein brauchten.
»Okay. Kein Problem.« Louis nahm kurz Blickkontakt mit Cate auf, eine stumme Frage: Seid ihr zwei zusammen …?
Cate sah weg.
Sie gingen in Dans Zimmer und machten die Tür zu. Dan setzte sich mit dem Laptop auf dem Schoß aufs Bett, und Cate blieb nichts anderes übrig, als es ihm gleichzutun, wenn sie auch etwas sehen wollte.
Als sie sich hinsetzte, gab die Matratze unter ihr nach, und ihre Körper berührten sich kurz. Cate hatte nicht den Eindruck, dass sie zurückzuckte, jedenfalls nicht so, dass es aufgefallen wäre, aber Dan rückte ein paar Zentimeter von ihr ab.
»Ich habe ein ganz schlechtes Gewissen«, sagte er, und sie verstand ihn falsch, bis er hinzufügte: »Ich sollte dir eigentlich ein paar Sachen raussuchen, damit du duschen und dich umziehen kannst.«
»Das hat Zeit. Ich will sehen, was da drauf ist.«
»Ich auch.« Er steckte die Karte ein und wählte die Option »Ordneransicht«, worauf sich ein Fenster öffnete, das ungefähr ein Dutzend Ordner enthielt mit Namen wie »Verteidigung 0908« oder »Soziales 2000ff«. Andere waren mit »Übersee« und »Journal« und »Templeton Videos« gekennzeichnet. Und dann gab es einen Ordner mit dem Namen »Blakes«.
»Ist es darum gegangen?«, fragte Cate.
»Ich glaube ja.« Er öffnete aufs Geratewohl einen Ordner, wechselte die Ansicht zu »Extragroße Icons« und fand ein Dutzend gescannte Dokumente. »Das sind Kopien der ganzen belastenden Dokumente.« Dan schloss die Augen und verzog einen Moment lang das Gesicht, als ob er Schmerzen hätte. »Deswegen hat Robbie die Übergabe so auf die leichte Schulter genommen.«
»Er hatte noch Sicherungskopien von allem.« Cate hätte gleichzeitig lachen und weinen mögen. »Aber wenn Jerry etwas von der Existenz der Speicherkarte geahnt hätte, dann hätte er vielleicht …«
… mich umgebracht, um sich zu rächen.
Dan sagte: »Vergiss nicht, dass Jerry nie die Absicht hatte, mit offenen Karten zu spielen.« Ein Moment nachdenklichen Schweigens. »Aber er muss doch sicher die Möglichkeit einkalkuliert haben, dass es eine elektronische Kopie gibt?«
»Es sei denn, es spielt für ihn keine Rolle. Wenn sein Auftrag lautete, die Papiere zu beschaffen, und er das geschafft hat, dann ist die Existenz einer Speicherkarte nicht sein Problem.«
Das munterte Dan ein wenig auf. »Aber es wird Templetons Problem sein. Mit dem hier können wir die Übernahme stoppen.«
Cate war nicht beeindruckt. »Mag sein, dass wir das können. Aber du musst trotzdem noch eine ganze Menge Fragen beantworten.«
Dan schwieg, während Cate aufstand und zum Fenster ging. Sie brauchte Abstand, wie ihm jetzt
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