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Cathérine de Montsalvy

Titel: Cathérine de Montsalvy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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wohl noch warten? Die Kerzen brannten schon herunter, bald würden sie ausgehen … Vielleicht war La Trémoille zu betrunken, um sich seiner Verabredung mit ihr zu erinnern? Schon wiegte sich die junge Frau in dieser angenehmen Illusion, als sie plötzlich auffuhr, einen Schrei unterdrückend. Die Tür ihrer Kammer öffnete sich sacht …
    Instinktiv stieg ein stummes Gebet in ihr auf, kam aber schnell zu Ende. Es war nicht der Großkämmerer, sondern ein junges, mit Blumen bekränztes und in blaue Seide gekleidetes Mädchen, eins aus dem Gefolge der Dame de La Trémoille. In der Hand hielt es einen brennenden Leuchter, den es auf die Truhe stellte.
    Einen Augenblick musterten sie sich, das schöne junge Mädchen am Fuß des Bettes und Cathérine, die sich aufgerichtet hatte. Die eine mit verächtlicher Neugier, die andere mit unverhohlener Überraschung. Endlich öffnete das Mädchen den Mund.
    »Steh auf«, befahl sie. »Meine Gebieterin möchte dich sprechen!«
    »Mich? Aber ich muß hier warten …«
    »Auf Monseigneur? Ich weiß. Aber nimm davon Kenntnis, Zigeunerin, wenn meine Herrin befiehlt, fügt sich sogar der Großkämmerer. Zieh dich an und folge mir! Ich erwarte dich draußen! Aber beeile dich, wenn dir dein Rücken lieb ist! Die Herrin ist nicht geduldig!« fügte sie anmaßend hinzu.
    Das junge Mädchen ging hinaus, ließ Cathérine sprachlos und unschlüssig zurück. Was wollte die Dame de La Trémoille von ihr? Was bedeutete dieser Befehl, mitten in der Nacht überbracht, der alle ihre Pläne über den Haufen zu werfen drohte? Sollte sie gehorchen? Doch wenn sie nicht gehorchte, mit welcher Begründung konnte sie sich weigern?
    Cathérine entschied, daß sie keine Wahl hatte und daß sie vermutlich nicht allzuviel dabei riskierte, wenn sie zu erfahren suchte, was man von ihr wollte. Für die hochmütige Gräfin war sie alles in allem nur eine Zigeunerin, für die Vergnügungen ihres Gemahls bestimmt, weniger als ein Hund, eine Sache, ein Wesen, auf das sie bestimmt nicht eifersüchtig war. Die zahlreichen Geliebten Cathérine de La Trémoilles hätten sie eigentlich dieser Art von Gefühlen gegenüber unempfindlich machen müssen. Konnte man denn auf einen Berg von Fett eifersüchtig sein? Wie es hieß, wurde ihre Ehe nur durch ihre gemeinsame Gier nach Gold, Macht und Ausschweifungen zusammengehalten. Aber am meisten schätzte die Dame das Gold. Cathérine erinnerte sich an etwas, was man ihr einmal erzählt hatte. Als man ihren zweiten Mann, den diabolischen Pfarrer de Giac, mitten in der Nacht und in seinem eigenen Bett verhaftete, habe die einzige Sorge der schönen Gräfin dem kostbaren Tafelgeschirr gegolten, über das die mit der Verhaftung beauftragten Soldaten hergefallen seien. Während man ihren Mann seinem tragischen Schicksal entgegenführte, sei die damalige Dame de Giac aus dem Bett gesprungen, splitternackt wie Mutter Eva, und habe die Diebe in diesem dürftigen Zustand durch die Gänge und Korridore des Schlosses von Issoudun verfolgt …
    In wenigen Augenblicken war Cathérine fertig. Sie hängte den Almosenbeutel an ihren Gürtel, doch den Dolch schob sie in ihr Mieder. Es verging noch kurze Zeit, bis Tristans Zettel im Kamin verbrannte. Den Überhang über die Schultern werfend, öffnete sie schließlich entschlossen die Tür.
    »Ich bin bereit«, sagte sie.
    Wortlos erhob sich das wartende junge Mädchen, das lässig auf einer mit Kissen belegten Bank gesessen hatte, nahm den Leuchter wieder auf und wandte sich der Treppe zu, wo die Wachen standen. Hinter ihr überquerte Cathérine den vom Lichtschein aus den Fenstern der königlichen Gemächer erhellten Hof. Beim überschreiten der Schwelle des Königslogis, die von zwei Eisenstatuen bewacht wurde, hatte Cathérine den Eindruck, in ein riesiges, hohles Schneckengehäuse zu treten, so sehr hallten die Geräusche des Festes in ihm wider. Trotz der Dicke der Mauern tobten die Violen, Hörner und Lauten, übertönten den Tumult der Stimmen, das lärmende Gelächter, die freudigen Rufe, überall waren Fackeln, riesige Kerzen, die ein warmes, goldenes Licht verströmten. Cathérine beruhigte sich. Wollte man sie mitten in die Festlichkeiten hineinwerfen wie einen Nachtvogel, den man plötzlich aus dem Dunkel riß und in die Sonne schleuderte? Nein … ihre Führerin ging am königlichen Stockwerk vorüber, das beinahe ganz von dem riesigen Festsaal eingenommen wurde, und hieß sie höher steigen, fast bis zum Dachstuhl des

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