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Cathérine de Montsalvy

Titel: Cathérine de Montsalvy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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dem enganliegenden Lederwams und ließen die schweren Kettenhemden zurück. Die mit dem königlichen Wappen versehenen Überhänge würden genügen, um die Illusion zu vervollständigen. Die Helme, die Hals- und Schulterpanzerung und die festen Schuhe, viel zu groß natürlich, waren schon unförmig genug …
    Als Pierre de Brézé sie so ausstaffiert wiedererscheinen sah, konnte er sich eines Lachens nicht enthalten.
    »Ein Glück, daß es Nacht sein wird … und daß andere Kleider Euch zwei Meilen von hier erwarten werden. So würdet ihr nicht weit kommen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen.«
    »Wir werden unser Bestes tun«, sagte Sara. »So einfach ist das nicht!«
    Inzwischen trat Pierre auf Cathérine zu und nahm eine ihrer Hände in die seinen. Tiefe Bewegung zeigte sich in seinem klaren Blick.
    »Wenn ich dran denke, daß ich Euch sofort verlassen muß, Cathérine! Ich würde so gern über Euch wachen! Aber ich muß im Schloß bleiben … Man würde meine Abwesenheit bemerken und sich darüber wundern.«
    »Wir werden uns wiedersehen, Pierre, in Chinon!«
    »Ihr werdet euch nie wiedersehen, wenn ihr euch nicht beeilt!« wandte Tristan ein. »Vorwärts … Geht voraus, Messire!«
    Pierre de Brézé und der Stallmeister setzten sich an die Spitze des kleinen Trupps. Vorsichtig nahm man die abschüssige Treppe, die zur Wachstube führte. Trotz des Gewichts ihrer Ausrüstung, die schwer auf ihr lastete, glaubte Cathérine, ihr Herz singen zu hören. Noch nie hatte sie sich so erleichtert, so glücklich gefühlt! Obwohl sie dem Tod schon so nahe ins Angesicht geblickt hatte, würde sie weiterleben … Gab es ein wunderbareres, berauschenderes Gefühl? … Ihre viel zu großen Stiefel glitten auf den feuchten, ausgetretenen Stufen aus. Sie stolperte, tat sich weh, aber sie achtete nicht darauf … Es kam ihr nicht einmal der Gedanke, daß sie sich möglicherweise der langen, schweren Pike würde bedienen müssen, die sie mitschleppte … Es schien ihr, als brauche sie nichts anderes zu tun, als nur Pierre de Brézé zu folgen. Den blanken Degen in der Hand, ging er voran. In der Wachstube waren zunächst zwei Soldaten außer Gefecht zu setzen …
    Es wurde schnell und lautlos erledigt. Geknebelt und gefesselt wurden die Soldaten auf den Boden gelegt.
    »Jetzt hinaus!« sagte Pierre. »Und möglichst ohne viel Geräusch!«
    Im Hof brannten nur einige wenige Feuertöpfe, die zu nichts dienten, als die Nacht noch schwärzer erscheinen zu lassen. Doch kaum aus dem Turm getreten, hob Cathérine in einem Gefühl der Dankbarkeit die Augen gen Himmel. Er sah wie dunkler Samt aus, den die fahlen Streifen der Milchstraße durchzogen. Nie war ihr die Luft süßer und köstlicher vorgekommen … Von Tristan und Sara flankiert, sah sie vor sich die breiten Schultern Pierres, der voranschritt. Er hatte den Degen in die Scheide geschoben, aber die Waffe war jederzeit griffbereit … Jean Armenga bildete den Schluß. Er ging dicht hinter ihr, vielleicht um zu verhindern, daß den auf der Mauer wachenden Soldaten ihre für einen Kriegsmann ungewöhnlich kleine Statur auffiel. Man kam nah am Schloßturm vorüber, vor dessen Pforte zwei schwer auf ihre Piken gestützte Soldaten vor sich hin dösten, und Cathérine hob instinktiv die Augen zu den Stockwerken empor. Bei Gilles de Rais war alles dunkel, doch bei La Trémoille brannten Kerzen … Das Goldfieber schien den dicken Mann wach zu halten … Die Aufregung des Tages war einer tiefen Ruhe gewichen. Die Anwesenheit der Königin hatte den zu lauten Vergnügungen eine Grenze gesetzt, und die Reisevorbereitungen hatten jedermann ermüdet … Der riesige Hof war leer, mit Ausnahme der Zugänge zu den Wachstuben, wo man die Umrisse einiger Soldaten bemerkte. Im Gehen flüsterte Cathérine Tristan zu:
    »Diese Soldaten da drüben … werden sie uns nicht festnehmen?«
    »Das würde mich wundern. Es sind Wachen der Königin, die wir heute abend auf Posten ziehen ließen. Ich weiß nicht, was Ihr La Trémoille erzählt habt, aber Ihr habt ihn derart aus der Fassung gebracht, daß alles heute nacht im Schloß kopfsteht.«
    »Wird unsere Flucht nicht zur Folge haben, daß er seinen Entschluß, nach Chinon zu gehen, wieder umwirft?«
    »Bestimmt nicht! Er wird annehmen, dies sei das Werk Eurer Zigeunerbrüder. Die Dame de La Trémoille hat unsere Gesichter nicht gesehen, wenn Ihr Euch erinnert, und der Gedanke, daß man sie eine Nacht in den Kerker gesperrt hat, wird ihrem

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