Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Cathérine de Montsalvy

Titel: Cathérine de Montsalvy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
Vom Netzwerk:
Cathérine, um die blitzenden Zähne Brézés zu erkennen. Er lächelte.
    »Ich hätte wissen müssen, Sire Tristan, daß Ihr niemals etwas vergeßt! Ich vertraue Euch also Dame Cathérine an. Ihr wißt, wie teuer sie mir ist und wie kostbar ihre Sicherheit. Das Kastell Mesvres gehört meinem Vetter Louis d'Amboise. Ihr habt nichts zu befürchten. Ihr könnt Euch dort ausruhen, erholen und diesen Damen die ihrem Rang zukommende Kleidung verschaffen.«
    Um alles in der Welt hätte Cathérine nicht erklären können, welches Gefühl sie trieb, auf Pierre zuzugehen und ihn ängstlich zu fragen:
    »Wohin reiten wir dann, Messire Pierre? Wo werden wir uns wiedersehen? Kann ich jetzt nach Chinon? Ich will das Ende La Trémoilles miterleben.«
    Er beugte sich zu ihr hinunter, nahm ihr den schweren Helm ab, der sie drückte, und warf ihn in ein Dickicht:
    »So sehe ich wenigstens Euer süßes Gesicht, bevor ich Euch verlassen muß! Sicher geht Ihr nach Chinon, wo Königin Yolande mit ihrem Schwiegersohn zusammentreffen wird. Nach Eurem Erfolg werdet Ihr sie, wenn alles vorbei ist, dort wiederfinden. Gewiß könntet Ihr auch zu ihr nach Angers gehen, aber Ihr werdet müde sein. In Chinon werdet Ihr Euch ausruhen. Geht in die Herberge ›Zum Kreuz des Großen Saint-Mexme‹ gleich neben dem Grand Carroi. Sagt, ich schicke Euch, und der Wirt wird Euch zu Füßen liegen. Er ist gut und ein treuer Untertan des Königs, und da er einst die Jungfrau von Orléans beherbergt hat, wird er sich im Andenken an sie besonders anstrengen. Bittet Meister Agnelet um Diskretion, und Ihr werdet keine Seele zu Gesicht bekommen. Eure Trauerkleidung übrigens wird Euch Achtung und Ungestörtheit verschaffen …«
    Es folgte ein Schweigen, so tief, daß Cathérine und Pierre ihre Herzschläge hätten hören können … Die anderen hatten sich taktvoll ein wenig zurückgezogen. Sie warf ihm einen strahlenden, dankbaren Blick zu und reichte ihm ihre Hände, die er kniend ergriff wie vor kurzem in der Folterkammer.
    »Danke, mein Ritter«, murmelte Cathérine, von ihrer Erregung erstickt. »Vielen Dank für alles! Wie kann ich Euch sagen, was ich in diesem Augenblick empfinde? Es würde so vieler Worte bedürfen, die mir jetzt fehlen.«
    »Meine süße Dame, mich leitet nur meine Liebe zu Euch! … Wenn Ihr ums Leben gekommen wäret, hätte es meinen Tod bedeutet! Sucht nicht nach Worten …«
    Er preßte die Lippen auf beide Hände, worauf Cathérine sich lebhaft niederbeugte und einen Kuß auf das kurze blonde Haar des jungen Mannes drückte. Dann zog sie sanft ihre Hände zurück.
    »Auf bald, Messire! Und Gott schütze Euch! Steht mir bei, Herr Junker.«
    Sie wandte sich zu Armenga, der ihr wieder in den Sattel half. Auch ihm sagte sie Dank, was er mit einem verbindlichen Lächeln quittierte. Sara und Tristan näherten sich. Sie hob die Hand, grüßte Pierre fröhlich, der sie nicht aus den Augen ließ.
    »Wenn wir uns wiedersehen, bin ich wieder Cathérine geworden«, sagte sie freudig. »Vergeßt die Zigeunerin so schnell wie möglich … so schnell, wie ich sie vergessen will. Nochmals vielen Dank Euch beiden!«
    Die Schneise öffnete sich in einen lichten Graben zwischen den schwarzen Mauern des Waldes. Er schien ins Unendliche zu führen. Tristan und Sara auf den Fersen, gab Cathérine ihrem Pferd die Sporen und jagte im Galopp dem Horizont zu.

Elftes Kapitel
    Die Sonne ging in hochroter Pracht unter, die die hohen grauen Mauern Chinons, die Schieferdächer der Stadt und die sie umschließenden, scheinbar direkt aus der Vienne aufsteigenden Wälle mit ihrem Purpurschein überzog. Auf dem in rotem Feuer glühenden Fluß glitten die Barken der Schiffer unter den Schreien der Eisvögel und dem schnellen Flug der Schwalben geräuschlos auf die schwarzen Bogen der alten Brücken zu. Es war ein schöner Abend, sanft und mild, schon vom Duft des frischen Grases erfüllt, als Cathérine, von Sara und Tristan l'Hermite gefolgt, die erste Umwallung am Tor de Bessé durchquerte und an den Mauern der Stiftskirche von Saint-Mexme entlangritt. Etwas weiter zeigten sich ein neues Tor und eine neue Zugbrücke: das Tor von Verdun, das den eigentlichen Zugang zur Stadt bildete. Hoch oben, das Ganze krönend, erstreckte sich das Drillingsschloß in einer Perspektive, die unendlich schien: das Fort Saint-Georges, einst von den Plantagenets erbaut, das Mittelschloß und ganz hinten Coudray, das der fünfundzwanzig Meter dicke riesige, zylindrische

Weitere Kostenlose Bücher