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Cathérine de Montsalvy

Titel: Cathérine de Montsalvy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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Schloßturm beherrschte … Wahrhaftig, Chinon-la-Villeforte verdiente wohl seinen Beinamen, und Cathérine betrachtete mit tiefer Freude die majestätische Falle aus Stein, in die sich ihr Feind bald begeben würde.
    Aber wie schnell die Zeit verging! Schon schien ihr das Abenteuer von Amboise mit seinen tragischen oder nur schmerzhaften Höhepunkten weit entfernt. Und dabei war es erst drei Tage her, drei Tage, seit Tristan und Pierre de Brézé sie dem Tod in den Kellern des königlichen Schlosses entrissen hatten. Nach der Trennung im Wald hatten Cathérine, Sara und Tristan, noch immer in Soldatenuniform, das kleine Schloß Mesvres erreicht, wo Cathérine endlich wieder sie selbst hatte werden können. Nach einem Bad, nach kräftigem Einseifen und Bürsten ihres Körpers hatte sie sich mit Weingeist abgerieben, dann mit einer Creme aus Schweinefett behandelt, wieder gewaschen und die Freude gehabt, ihre Haut wieder fast so hell werden zu sehen wie früher. Es blieb nur noch eine leichte goldene Bräune, viel mehr auf das Leben in frischer Luft zurückzuführen als auf die Künste des armen Malers Guillaume. Auch hatte sie die falschen Zöpfe abgelegt, die sie getragen hatte, sich das Haar gewaschen, das jetzt einen ziemlich breiten goldenen Streifen zeigte, nachdem es einmal von der schwarzen Paste befreit war, mit der sie die Wurzeln bestrichen hatte. Leider mußte es noch einmal geschnitten werden, und zwar sehr kurz, um seine normale Farbe wiederzuerhalten.
    Cathérine hatte nicht gezögert. Sie hatte sich auf einen Schemel gesetzt und Sara eine Schere gereicht.
    »Los, schneid alles heraus, was schwarz ist!«
    Mit einer wahren Flut von Seufzern hatte sich Sara ans Werk gemacht. Als sie fertig war, trug Cathérines Kopf nur noch ein dichtes goldenes, an den Spitzen einen Hauch dunkler getöntes Stoppelfeld, das sie nach Knabenart frisierte. Sie sah mit dieser kurzen Haartracht wie ein junger Page aus, verlor jedoch seltsamerweise nichts von ihrer Weiblichkeit.
    »In ein paar Monaten werde ich wieder präsentabel sein«, sagte sie, sich mit lustigem Lachen im Spiegel betrachtend. »Bis dahin wird niemand etwas merken. Dem Himmel sei Dank, daß die Kopfbedeckungen und Hauben, die man zur Zeit trägt, das Haar völlig verstecken. Gewisse Damen rasieren sich sogar über der Stirn und an den Schläfen.«
    »Das ist abscheulich!« stellte Sara fest. »Und ich will dich nicht so sehen.«
    »Hab keine Angst, ich mich auch nicht!«
    Nun in eine schwarzseidene Robe unter einem Damastumhang von derselben Farbe gekleidet, war Cathérine mit ihrer hohen, halbmondförmigen Haube aus gestärktem schwarzem Musselin, die ihr Gesicht einrahmte, wieder eine Edeldame geworden, während Sara die bequemen Kleider einer Dienerin aus gutem Hause angelegt hatte und Tristan sein schwarzes Wildlederwams trug. Die Passanten und Klatschweiber unter den Türen drehten sich um, als die so schöne und strahlende Frau in ihrer strengen Trauerkleidung vorbeikam.
    Nachdem sie durch das Tor von Verdun geritten waren, folgten die drei Reisenden einer belebten Straße. Da der Tag sich seinem Ende zuneigte, lungerte alle Welt friedlich zwischen Fleischbänken und Werktischen herum, während Kinder, mit Krügen bewaffnet, Wein oder Senf holen gingen. Eine leichte Brise ließ die an ihrem Eisengestänge hängenden bunten Schilder knarren. Durch die geöffneten Fenster konnte man die Herdfeuer in den Küchen sehen, um die sich die Hausfrauen an den Kochtöpfen zu schaffen machten. Gewiß, die Boutiquen waren nicht so reichlich wie sonst mit Waren versehen. Der Krieg hatte dem Königreich so verheerend zugesetzt, daß nichts aus dem Ausland hereinkam und die Lebensmittelversorgung schlecht war, aber die schöne Jahreszeit war angebrochen, und die Erde brachte in diesem Land, durch das der Engländer nicht gekommen war, trotz allem noch vieles hervor. Die Tuchmacher, Kürschner und Spezereiwarenhändler waren am meisten betroffen, da sie der großen Messen von einst beraubt waren, doch die Obst- und Gemüsehändler boten schönes Gemüse und sogar frische Blumen an. Der Fluß gab seinen Fisch, das Land sein Geflügel … Ein feiner Duft nach Kohl und Speck erfüllte die Straße, und Cathérine mußte lächeln.
    »Ich habe Hunger!« sagte sie fröhlich. »Und Ihr?«
    »Ich könnte mein Pferd verspeisen«, erwiderte Tristan mit einer fürchterlichen Grimasse. »Ich hoffe nur, daß diese Herberge gut ist.«
    Alle drei genossen die Atempause dieser

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