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Cathérine de Montsalvy

Titel: Cathérine de Montsalvy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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Es verlangte sie danach, sein zu ihr emporgehobenes, von Leidenschaft gezeichnetes Gesicht noch einmal zu sehen … Sie neigte sich vor und konnte ein bedauerndes Lächeln nicht unterdrücken: Die Straße war leer. Pierre war verschwunden … Langsam schloß Cathérine den hölzernen Laden und das Fenster, zündete die Kerze an, nahm den für einen Moment auf dem Tisch abgelegten Strauß wieder auf und roch mit geschlossenen Augen daran, ließ sich vom Duft der Rosen berauschen. Die heiße Stimme, die eben noch aus dem Dunkel zu ihr gesprochen hatte, klang ihr im Ohr …
    Das Gesicht in den Blumen vergraben, lauschte sie ihr nach, als sie plötzlich die spöttische Stimme Saras vernahm. Die Zigeunerin hatte schon geschlafen und mußte durch das Licht geweckt worden sein.
    »Erstaunlich, diese Herberge! Ich hatte gar nicht bemerkt, daß Rosen in ihren Mauern sprießen!«
    Jäh aus ihrem Traum gerissen, warf Cathérine ihr einen wütenden Blick zu, doch nach einem Augenblick mußte sie lachen. Kerzengerade im Bett sitzend, hatte Sara mit ihren dicken, straff auf die Schultern fallenden angegrauten Zöpfen eine ungeheuer komische Würde, die von dem neckischen Funken in ihren Augen Lügen gestraft wurde.
    »Sie sind schön, nicht wahr?« murmelte die junge Frau.
    »Sehr schön! Ich wette, sie kommen direkt vom Schloß, und ein gewisser Seigneur hat sie gebracht.«
    »Du brauchst gar nicht zu wetten. Es stimmt … Er hat sie mir heraufgeworfen.«
    Das leise Lächeln schwand von Saras Lippen. Sie schüttelte mit einer Andeutung von Traurigkeit den Kopf.
    »Du bist schon soweit, ihn Er zu nennen?«
    Cathérine wurde puterrot und wandte sich ab, um ihre Verwirrung zu verbergen, während sie sich zu entkleiden begann. Sie antwortete nicht, aber offenbar wollte Sara eine Antwort haben.
    »Sag mir ehrlich, Cathérine. Was empfindest du eigentlich für diesen schönen blonden Ritter?«
    »Was soll ich darauf antworten?« entgegnete die junge Frau gereizt. »Er ist jung, er ist schön, wie du ganz richtig bemerktest, er hat mich gerettet, und er liebt mich … Ich finde ihn charmant, das ist alles.«
    »Das ist alles …«, äffte Sara nach. »Das ist schon viel. Hör zu, Cathérine: Ich weiß besser als irgend jemand, was du gelitten hast und wie du noch immer unter deiner Einsamkeit leidest, aber …«
    Sara zögerte, senkte die Nase, sichtlich verärgert über das, was sie sagen wollte. Cathérine stieg aus ihrem Kleid, ließ es um ihre Füße zu Boden gleiten und bückte sich, um es aufzulesen.
    »Aber?« fragte sie.
    »Paß auf, daß du nicht wieder dein Herz verlierst. Ich gebe zu, daß dieser schöne Seigneur alles besitzt, was eine Frau verführen kann. Ich bin auch sicher, daß seine Liebe ehrlich ist und daß er deinem Leben eine große Süße geben würde. Ich weiß, daß er dir liebenswert erscheint. Nur – ich kenne dich, ich weiß, daß du nicht lange mit einer anderen Liebe glücklich wärst, weil der Mann, dessen Namen du trägst, dich zu tief gezeichnet hat, als daß du ihn vergessen könntest.«
    »Wer spricht von vergessen?« murmelte Cathérine mit beunruhigter Stimme. »Wie könnte ich Arnaud vergessen, da ich doch nur für ihn gelebt habe?«
    »Dadurch, daß du dich von einem anderen überreden ließest, in Zukunft für ihn zu leben. Ich wiederhole: Ich kenne dich. Wenn du dich gehenließest, würde eines Tages, früher oder später, die alte Liebe wieder ihre Rechte fordern, das Bild Arnauds würde den anderen verdrängen, und du würdest dich noch einsamer fühlen, noch verzweifelter und, um das Unglück vollzumachen, voller Gewissensbisse, wortbrüchig geworden zu sein … und du würdest dich deiner schämen.«
    Sehr aufrecht in ihrem langen weißen Hemd, die Augen ins Weite gerichtet, schien Cathérine abwesend. Aber sie murmelte mit tiefem Schmerz:
    »Dennoch warst du es, die mir nach der Nacht mit Fero riet, mich ohne Gewissensbisse der Lust hinzugeben. Brachtest du mir damals mehr Nachsicht entgegen, weil es sich um einen Mann deiner Rasse handelte?«
    Sara erblaßte. Drückendes Schweigen breitete sich zwischen den beiden Frauen aus. Dann stand die Ältere langsam auf, trat zu der anderen.
    »Nein, nicht weil es sich um einen der Meinen handelte. Sondern weil ich wohl wußte, daß Fero keine Chance hatte, dein Herz zu rühren. Und die Lust ist gut, Cathérine, wenn man jung und gesund ist. Sie befreit den Geist, entspannt den Körper, läßt das Blut schneller und heißer durch den

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