Cathérine de Montsalvy
angeklopft hatte, von zwei Dienern begleitet ein, deren einer mit weißen Servietten bedeckte Platten trug, während der andere mit allem Nötigen, Geschirr und Besteck, zum Decken des Tischs beladen war. Im Nu war alles bereit, und die drei Kameraden setzten sich um eine Platte mit Bratwürsten und Bohnen und eine zweite mit Hammelbraten in gelber Sauce, die herrlich duftete. Cathérine, aufgeheitert, spürte, wie ihre düsteren Gedanken sich verflüchtigten, als sie einen Kelch hellen roten Landwein trank, der eine außerordentlich stärkende Wirkung zu haben schien.
Als die Mahlzeit beendet war, stand Tristan, der fast gar nicht gesprochen hatte, auf, um sich zu verabschieden.
»Ich gehe jetzt, Dame Cathérine. Ich muß morgen abend in Parthenay sein, um die letzten Befehle zu empfangen. Ihr bleibt hier. Der König wird morgen eintreffen, aber bei Tagesanbruch werden Messire Prégent de Coétivy und Messire Ambroise de Lore in der Herberge sein, wo sich alle Verschworenen versammeln. Messire Jean de Bueil wird ebenfalls von seinem Schloß Montrésor herunterkommen, vielleicht morgen im Laufe des Tages. Wenn alle da sind, wird man an Ort und Stelle eine Versammlung abhalten können. Hinten im Hof, in dem Felsen, auf dem das Schloß ruht, gibt es ausgezeichnete Keller für den Wein … oder für Verschwörungen. Ihr braucht bloß daran teilzunehmen und aufzupassen. Aber vergeßt nicht: Sobald der König angekommen ist, dürft Ihr Euch nicht mehr draußen sehen lassen! Die Dame de La Trémoille hat scharfe Augen!«
»Seid beruhigt«, erwiderte Cathérine, während sie ihm ein letztes Glas Wein reichte. »Ich habe seit geraumer Zeit meine Ansichten geändert, ich bin nicht völlig verrückt geworden! Zum Wohl! Der Abschiedstrunk!«
Er trank das Glas mit einem Zuge aus, grüßte und verschwand wie ein Schatten.
Der normale Straßenverkehr der Stadt geriet in heftige Bewegung, als am anderen Tag, gegen Mittag, der Zug des Königs in Chinon einritt. Als das Schmettern der Trompeten die friedliche Stille über den Dächern zerriß und alle Glocken zu läuten begannen, hüllte Cathérine trotz aller Mahnungen zur Vorsicht den Kopf in einen Schleier und beugte sich aus dem Fenster, über den dichtgedrängten Köpfen im Grand Carroi sah sie die Banner, die Paniere, die Feldzeichen der Bewaffneten, die Lanzen und Piken, die eisengepanzerte Schwadron der den König umgebenden Ritter, auch er in der Rüstung, und die Sänften, in denen die Königin und das Paar La Trémoille Platz genommen hatten. Es war schon lange her, seitdem ein Pferd den Großkämmerer hatte tragen können. Als sie seine Farben bemerkte, zog Cathérine sich instinktiv vom Fenster zurück.
Obgleich sie sich in dieser Herberge sicher fühlte, konnte sie sich eines heftigen Widerwillens bei der Ankunft ihrer Feinde nicht erwehren. Bis zu diesem Augenblick hatte sie übrigens an ihrem Sieg gezweifelt, und ihre Phantasie hatte ihr eine ganze Menge Hindernisse vorgegaukelt. Doch endlich war der dicke La Trémoille gekommen!
Der Zug überquerte die Kreuzung inmitten des Volkes, das »Heil!« und »Gott schütze Euch!« rief, und verschwand allmählich auf der steil ansteigenden Straße, die zum Schloß hinaufführte. Als das letzte Fuhrwerk mit dem letzten Diener verschwunden war, drehte Cathérine sich mit triumphierenden Augen zu Sara um.
»Er ist gekommen! Ich habe gewonnen!«
»Ja«, lächelte die Zigeunerin, »du hast gewonnen! Jetzt ist es Sache der Ritter der Königin Yolande, das Wild abzuschießen …«
»Aber nicht ohne mich!« rief die junge Frau. »Ich möchte dabeisein, um, falls wir scheitern, das Schicksal der Verschwörer zu teilen. Ich hab' ein Recht darauf.«
Sara erwiderte nichts und machte sich daran, einen Riß in Cathérines Reisemantel auszubessern. Es waren noch keine vierundzwanzig Stunden vergangen, seitdem die beiden Frauen diese Herberge betreten hatten, doch schon drehte und wendete Sara sich unruhig wie ein Tier im Käfig und suchte sich zu beschäftigen. Auch für Cathérine war diese Untätigkeit beschwerlich. Sie verbrachte fast ihre ganze Zeit hinter der Scheibe ihres Fensters und beobachtete den Verkehr auf der Straße. Die Stunden verrannen zu langsam für ihre Ungeduld. Sie hatte zu viel Angst ausgestanden, hatte zu oft am Gelingen gezweifelt, um daran glauben zu können, bevor sie mit eigenen Augen die Ankunft La Trémoilles gesehen hatte. Und jetzt, da er hier war, brannte sie darauf, sich wieder in den Kampf zu
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