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Cathérine und die Zeit der Liebe

Titel: Cathérine und die Zeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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die junge Frau für das beste, alles über sich ergehen zu lassen. Auf jeden Fall konnte es ihr nur nützen, dem Kalifen nahezukommen … so nahe. Wer konnte sagen, ob es ihr nicht gelänge, einen gewissen Einfluß auf ihn zu gewinnen? Was die möglichen Weiterungen ihrer Intimität mit dem König von Granada betraf, ließ Cathérine sich dadurch nicht schrecken. Ohnedies hatte sie keine andere Wahl. Jeder Widerstand mußte ihre Pläne in Frage stellen und das Leben Arnauds, ihr eigenes und das ihrer Freunde gefährden. Und wenn man schon Krieg führte, dann richtig, ohne in der Wahl der Mittel allzu zimperlich zu sein.
     
    Der eine mit gekreuzten Beinen auf einem mit Seidenteppichen bedeckten Diwan sitzend, die andere in der zarten Wolke ihrer rosafarbenen Schleier einige Schritte entfernt vor ihm stehend, sahen Mohammed VIII. und Cathérine einander an. Der eine mit unverhohlener Bewunderung, die andere mit Mißtrauen, in das sich Überraschung mischte. Gott weiß, warum die junge Frau (vielleicht des beunruhigenden Bildes wegen, das man ihr von Zobeida gezeichnet hatte) darauf gefaßt war, im älteren Bruder der Prinzessin einen arroganten, brutalen, zynischen Mann, eine Art Gilles de Rais plus La Trémoille, anzutreffen …
    Doch der Fürst vor ihr ähnelte in nichts ihren Erwartungen. Er mochte zwischen fünfunddreißig und vierzig sein, und sein turbanloser Kopf war, außergewöhnlich bei einem Mauren, mit dichtem dunkelblondem Haar bedeckt, das sein Pendant in dem kurzen, das sonnengebräunte Gesicht umrahmenden Bart fand. Klare graue oder blaue Augen hoben sich von seiner dunklen Haut ab, und wenn er lächelte, zeigte er kräftige weiße Zähne. Flink schob er die Papierrolle zurück, die er beim Eintritt der jungen Frau und Moraymas mit einem Kalamin beschrieb.
    Wortlos hatte er sie den langen Weg der Brunnen und Zypressen herankommen sehen, der zu der Säulenhalle führte, in der er sich aufhielt. Der Weg bis dahin war lang gewesen, an den Mauern vorbei, durch einen gedeckten Gang, bevor er sich emporschwang und durch die Gärten bis zu dem mit Rosen dicht umstandenen kleinen Palais verlief, das den Nachbarhügel der Alhambra krönte. Es war der Djenan-el-Arif, der Garten der Architekten, in den der Kalif sich im Sommer zurückzuziehen liebte. Mehr noch als der Serail war dies der Ort der Rosen und des Jasmins. Dunkelrot wie Purpursamt oder weiß mit rosigen Herzen wie Schnee unter aufgehender Sonne überwucherten sie den Hügel, neigten sich dem Wasserspiegel entgegen, kletterten an den weißen Schäften der Säulen empor und würzten mit ihrem Duft die blaue, sternenfunkelnde Nacht. Beim Anblick dieses Palastes, der für die Liebe geschaffen war und dessen Atmosphäre etwas Berauschendes hatte, wurden Catherines Augenlider schwer, und ihre Schläfen hämmerten.
    Mohammed hatte nichts erwidert, als Morayma, demütig niedergeworfen, ihm die Freude ausgedrückt hatte, die die neue Odaliske empfinde, gleich in der ersten Nacht auserwählt worden zu sein; auch nicht, als sie die Schönheit, den Liebreiz Morgenlichts, der Perle Frankenlandes, die Pracht ihrer amethystenen Augen, die Geschmeidigkeit ihres Körpers gerühmt hatte … Als aber die alte Jüdin sich wieder erhoben hatte und die Musselinschleier abnehmen wollte, die aus der jungen Frau ein rosiges, wolkiges Gebilde machten, hatte er sie mit einer herrischen Bewegung gehindert und dann befohlen:
    »Zieh dich zurück, Morayma. Ich lasse dich später rufen …« Und sie waren allein geblieben. Dann hatte der Kalif sich erhoben. Er war nicht so groß, wie Cathérine geglaubt hatte. Seine Beine schienen zu kurz für den kräftigen Körper, den die grünseidene, über der Brust bis zur Taille offene und von einem schweren, silbergeschmiedeten, mit großen, viereckigen Smaragden besetzten Gürtel zusammengehaltene Gandoura verriet. Als er auf die junge Frau zugetreten war, hatte er gelächelt. »Zittere nicht. Ich tue dir nichts Böses!«
    Er hatte französisch gesprochen, und Cathérine verbarg nicht ihr Erstaunen.
    »Ich zittere nicht. Warum auch? Aber wie kommt es, daß Ihr unsere Sprache kennt?«
    Das Lächeln vertiefte sich. Mohammed stand der jungen Frau jetzt ganz nahe, die das leichte Parfüm von Juchten und Eisenkraut riechen konnte, das seinem Gewand entströmte.
    »Ich habe mich immer gern unterrichtet, und die Reisenden aus deinem Land sind hier zu allen Zeiten gut aufgenommen worden. Ein Herrscher muß die Gesandten, die bei ihm

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