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Cathérine und die Zeit der Liebe

Titel: Cathérine und die Zeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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Lichtreflexe entlockte, seine Silhouette mit den hohen Säulen und dem eleganten Turm. Auch dort schimmerten Lichter, die es der jungen Frau erlaubten, die drohenden Gestalten der Eunuchen und ihre blitzenden Krummschwerter zu unterscheiden. Sie gingen vor dem Eingang des Wohnsitzes langsamen, gemessenen, fast mechanischen Schrittes auf und ab, und ihre gelben Turbane und die Stickereien ihrer weiten Gewänder spiegelten sich in dem Teich mit seinen aufgehenden Wasserlilien.
    Einen Augenblick betrachtete Cathérine den Pavillon, suchte nach einer bekannten Gestalt. Wie sollte sie herausfinden, ob Arnaud tatsächlich da und ob er allein war? Wie konnte sie in das kleine Palais eindringen, wenn sein Bewohner es nicht verließ? Fragen über Fragen und schwierige Antworten …
    Jedoch, schon seit langem gewohnt, die heikelsten Probleme ungelöst zu lassen, sich zuerst einmal ins Abenteuer zu stürzen und es dem Schicksal anheimzugeben, den Knoten zu durchhauen, verließ Cathérine ihren Sitz auf der Mauer und ließ sich geräuschlos zu Boden gleiten. Einen Augenblick zögerte sie, welchen Weg sie einschlagen sollte. Der drohende Anblick der Eunuchenwachen am Pavillon hielt sie zurück. Andererseits konnte sie vom Turm der Damen her eine zarte Musik hören, wogegen in dem kleinen Palais Stille herrschte. Wie sollte sie wissen, wo Arnaud war?
    Als sie am Rand eines Zypressenhaines ankam, der sich fast bis zu dem großen Becken vor dem Turm erstreckte, mußte sie einen Freudenruf unterdrücken: Das Schicksal hatte wieder einmal ihrer Erwartung gemäß geantwortet. Unter dem Säulengang des Turmes war Arnaud aufgetaucht, allein. In eine weite weiße, von einem Goldgürtel in der Taille zusammengehaltene Wollbluse gekleidet, schritt er langsam auf das Wasserbecken zu und setzte sich auf den Marmorrand. Diesmal war er nicht betrunken, aber Catherines Herz krampfte sich zusammen, als sie sah, was für ein vollkommenes Bild der Einsamkeit und Langeweile er bot. Noch nie hatte sie sein Gesicht so düster gesehen, und das Licht einer ganz nahe hängenden Öllampe ließ keinen Zug seines Gesichtes im Schatten …
    Aber er war allein, tatsächlich allein! Welche schönere Gelegenheit konnte sie sich wünschen? Sie streifte die Pantoffeln ab, an die sie sich immer noch nicht richtig gewöhnt hatte und die sie beim Laufen behinderten, und stürzte vor …
    Harte Hände packten sie in genau dem Augenblick, in dem sie neben dem Wasserbecken in den Lichtkreis der Lampen trat. Die Festnahme und die Furcht entlockten ihr einen Schrei, so daß Arnaud sich umwandte. Instinktiv wehrte sie sich unter dem harten Griff der schwarzen Hände, die sie festzuhalten versuchten, aber sie war nicht stark. Die beiden Eunuchen, die sie ergriffen hatten, waren riesige Sudanesen. Einer hätte genügt, sie mit einer einzigen Hand niederzuhalten. Aber in ihrer Angst sah sie trotzdem nur eines: ihren Gatten! Er war da, ganz nahe. Er war aufgestanden, näherte sich jetzt. Unter ihrem Schleier, der sie fast erstickte, weil die Sudanesen ihn ihr um den Hals gezerrt hatten, wollte Cathérine seinen Namen hinausrufen. Aber kein Ton kam hervor, doch neben Arnaud war die blendende Gestalt Zobeidas aufgetaucht.
    Beim Anblick der Prinzessin erstarrten die Sudanesen mit ihrer Gefangenen, waren unfähig, die geringste Bewegung zu machen. Zobeida wandte sich an die Gruppe:
    »Was gibt es hier? Warum dieser Lärm?«
    »Wir haben eine Frau gefangen, die sich in diesem Garten verbarg, o Licht! Sie ist über die Mauer gestiegen. Wir haben sie bis hierher verfolgt.«
    »Führt sie her …«
    Cathérine wurde zu Füßen Zobeidas gestoßen, wurde gezwungen niederzuknien und mit Gewalt niedergehalten. Arnaud, der ein paar Schritte zurückgetreten war, betrachtete mit gerunzelter Stirn und verächtlich heruntergezogenen Lippen die Szene. Mit klopfendem Herzen sah Cathérine ihn so nahe. Oh! Wenn sie ihm ihren Namen sagen, sich in seine Arme flüchten könnte … Aber die Gefahr war tödlich, für sie wie für ihn. Sie hörte ihn murmeln: »Zweifellos eine Neugierige oder eine Bettlerin aus der Oberstadt. Laß sie laufen!«
    »Niemand hat das Recht, hier einzudringen!« erwiderte Zobeida barsch. »Diese Frau wird für ihren Fehler büßen!«
    »Es ist nicht nur eine Neugierige«, wandte einer der Sudanesen ein. »Eine Neugierige ist nicht bewaffnet. Wir haben dies hier bei ihr gefunden.«
    Ein Wutschrei entfuhr Cathérine; sie hatte, während sie sich gegen ihre Angreifer

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