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Cathérine und die Zeit der Liebe

Titel: Cathérine und die Zeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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eines Traumwandlers, doch lag darin jetzt so etwas wie Bewußtsein. Ein Zornesfunke blitzte in seinen Augen auf, als er seine Feindin erkannte. Die schmalen Lippen verzogen sich zu einem boshaften Grinsen. »Du lebst noch!« zischte er. »Satan selbst schützt dich, Hure! Das Feuer hat keine Macht über dich! Aber du wirst der Züchtigung nicht entgehen!«
    Mit zornigem Knurren riß Josse den Dolch aus seinem Gürtel und sprang auf den Jungen zu, packte ihn an der Gurgel.
    »Du wirst ihr auf keinen Fall mehr entgehen!« Er wollte zustoßen, ohne daß Cathérine, versteinert vor Entsetzen angesichts dieses unnachgiebigen Hasses, auch nur einen Finger rühren konnte, doch da legte sich die Pranke Gauthiers auf den Arm des Parisers und hielt ihn zurück.
    »Nein … laß ihn! Ich hatte soeben auch die größte Lust, ihn zu erwürgen, als ich ihn vor der brennenden Tür der Dame Cathérine, mit seiner Fackel herumfuchtelnd, entdeckte, aber ich habe begriffen, daß er ein Verrückter ist, ein kleiner Junge, ein Kranker … Solche Menschen tötet man nicht, man überläßt sie dem Himmel … wer immer darin wohnt. Und jetzt reisen wir ab!«
    Mit einer Bewegung deutete Cathérine auf ihre Bettdecke und hob die Schultern.
    »Wie denn? Barfuß und nur in eine Decke gehüllt? Bist du nicht vielleicht auch ein bißchen verrückt?«
    Ohne zu antworten, reichte Gauthier ihr das Paket, das er unter dem Arm trug, lächelte und erklärte dann:
    »Hier sind Eure Kleider und Euer Almosenbeutel. Ich habe sie in Eurem Gemach gefunden … statt einer Leiche, die glücklicherweise noch lebt! Zieht Euch schnell an!«
    Cathérine ließ sich das nicht zweimal sagen. In einen dunklen Winkel des Hofes gleitend, beeilte sie sich, ihre Reisekleidung anzulegen, schnallte sich den Almosenbeutel an den Gürtel, nicht ohne sich vorher zu vergewissern, daß ihr Dolch und der Smaragd der Königin noch vorhanden waren. Als sie zu ihren Gefährten zurückging, stellte sie fest, daß Tomas verschwunden und Josse auch nicht mehr da war. Gauthier beobachtete mit verschränkten Armen gelassen die Löscharbeiten der Leute im Hof. Die Feuersbrunst, zweifellos rechtzeitig bekämpft, war schon beinahe unter Kontrolle. Cathérine fragte ihn:
    »Wo ist Josse?«
    »Im Stall. Er macht die Pferde fertig. Don Alonso hat gestern abend noch entsprechende Anweisungen erteilt.«
    Tatsächlich kam der frühere Landstreicher schon zurück, drei vollkommen aufgeschirrte Pferde und ein Maultier, das mit Lebensmittel- und Kleidersäcken beladen war, hinter sich herziehend. Der Erzbischof hatte an alles gedacht …
    Aber Cathérine sträubte sich, als Gauthier ihr in den Sattel helfen wollte.
    »Was denkst du dir eigentlich? Daß ich mich wie eine Diebin fortschleiche, ohne mich zu vergewissern, ob unser Gastgeber unverletzt ist?«
    »Das wird er gar nicht von Euch erwarten. Und Ihr seid hier entschieden nicht in Sicherheit. Ich habe von dem Attentatsversuch erfahren, dem Ihr zum Opfer hättet fallen sollen«, fuhr Gauthier fort, aber Cathérine schnitt ihm scharf das Wort ab. Ihre blauen Augen sprühten vor Zorn, als sie von einem zum anderen der beiden Männer blickte.
    »Offenbar habt ihr euch bereits geeinigt, mir mein Verhalten vorzuschreiben, ihr zwei! Hat wahrhaftig nicht lange gedauert, bis ihr euch miteinander bekannt gemacht habt!«
    »Naturen wie die unseren erkennen sich sehr schnell«, sagte Josse einschmeichelnd. »Wir sind geschaffen, uns zu verstehen.«
    »Auf jeden Fall werden wir uns, wenn es sich um Eure Sicherheit handelt, immer verstehen«, fügte Gauthier hinzu. »Ihr seid nicht sehr vorsichtig, Dame Cathérine …«
    Es lag ein feiner Vorwurf in Gauthiers Worten und noch mehr in seinem Blick. Widerwillig wandte Cathérine den Kopf ab, von schmerzhafterer Reue ergriffen, als sie es für möglich gehalten hatte. Ja, er warf ihr vor, Erinnerungen zwischen ihnen wachgerufen zu haben, die das Reich der Träume nie hätten verlassen dürfen. Die Dinge hatten sich geändert, wie stark auch immer ihr Wille war, sie auf den früheren Stand der Tatsachen zurückzuführen. Küsse und Umarmungen lassen mitunter ebenso grausame, unauslöschliche Narben in der Seele zurück wie ein glühendes Eisen auf der Haut eines Mannes.
    »Steht es dir zu, mir das vorzuwerfen?« sagte sie leise und bitter. Dann, abrupt den Ton ändernd: »Wie immer, ich breche nicht auf, ohne mich von Don Alonso verabschiedet zu haben!«
    Ohne sich um die beiden Männer zu kümmern, ging

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