Catherine
während sie vorgab, alles wäre ganz lässig und locker.
Sie wollte ihn anschreien und wüten und ihn dafür verdammen, dass er ihre Gefühle zur Raserei hochgeputscht hatte und dann ganz ruhig von dem tobenden Gewitter wegging. Doch sie konnte sich nur an den kalten Trost des Stolzes klammern.
»Erzähl mir etwas über dein Zuhause in Boston«, forderte sie ihn auf. Dann konnte sie ihn sich in seinem eigenen Heim vorstellen.
Trent konnte seinen Blick nicht von ihr abwenden. Wie die Clips an ihren Ohren Funken zu versprühen schienen. Wie der Widerschein der Kerzen träumerisch in ihren Augen schimmerte. Während des ganzen Abends hatte er das Gefühl gehabt, als würde sie einen Teil von sich abblocken. Den wichtigsten Teil. Und er würde vielleicht nie wieder alles von ihr sehen.
»Mein Zuhause?«
»Ja, wo du wohnst.«
»Es ist einfach ein Haus.« Ganz plötzlich wurde ihm bewusst, dass es ihm nichts bedeutete. Es war eine ausgezeichnete Investition, das war alles. »Es ist nur ein paar Minuten von dem Büro entfernt.«
»Das ist praktisch. Wohnst du schon lange da?«
»Etwa fünf Jahre. Und zwar habe ich es von meinem Vater gekauft, als er und seine dritte Frau sich trennten. Sie beschlossen, ein paar Vermögenswerte flüssig zu machen.«
»Ich verstehe.« Und C. C. fürchtete, dass sie es wirklich tat. »Lebt deine Mutter auch in Boston?«
»Nein. Sie reist. Es gefällt ihr nicht, an einen Ort gebunden zu sein.«
»Klingt nach Großtante Colleen.« C. C. lächelte über den Rand ihrer Tasse hinweg. »Das ist die Tante meines Vaters, Biancas ältestes Kind.«
»Bianca«, murmelte Trent und dachte wieder an jenen Moment, als er diese sanfte und beschwichtigende Wärme auf seinen und C. C.s verschlungenen Händen gefühlt hatte.
»Sie lebt auf Kreuzfahrtschiffen. Von Zeit zu Zeit bekommen wir eine Postkarte aus irgendeinem Hafen, Aruba oder Madagaskar. Sie ist etwas über achtzig, Single aus Leidenschaft und gemein wie ein Hai mit einem Kater. Wir alle leben in der Angst, dass sie uns besuchen könnte.«
»Ich wusste gar nicht, dass du andere noch lebende Verwandte hast außer Coco und deinen Schwestern.« Er zog seine Brauen zusammen. »Sie könnte etwas über die Halskette wissen.«
»Großtante Colleen?« C. C. spitzte die Lippen, während sie darüber nachdachte. »Das bezweifle ich. Sie war noch ein Kind, als Bianca starb, und verbrachte den größten Teil ihrer Kindheit in Internaten.« Ohne zu überlegen, nahm sie ihre Clips ab und massierte die zarten Ohrläppchen. Begierde breitete sich wie Buschfeuer in Trents Blut aus. »Jedenfalls, falls wir sie aufspüren könnten – was nicht wahrscheinlich ist – und ihr gegenüber diese ganze Sache erwähnen, würde sie wahrscheinlich dahergedampft kommen und sämtliche Mauern aufhacken. Sie mag The Towers nicht, dafür mag sie umso mehr Geld.«
»Das klingt nicht nach einer Verwandten von dir.«
»Ach, wir haben eine ganze Reihe von sonderbaren Dingen in unserem Familienschrank.« Nachdem C. C. die Ohrclips in ihre Beuteltasche hatte fallen lassen, stützte sie einen Ellbogen auf den Tisch. »Großonkel Sean – er war Biancas Jüngster – wurde niedergeschossen, als er aus dem Fenster seiner verheirateten Geliebten kletterte. Einer seiner Geliebten, sollte ich wohl sagen. Er ging nach Westindien, und niemand hat mehr etwas von ihm gehört. Das war irgendwann in den Dreißigerjahren.«
Trent hörte fasziniert zu.
»Ethan, mein Großvater, verlor den größten Teil des Familienvermögens durch Karten und Pferde. Spielen war seine Schwäche, und das hat ihn auch umgebracht. Er schloss eine Wette ab, von Bar Harbor nach Newport und zurück innerhalb von sechs Tagen segeln zu können. Er schaffte es nach Newport und segelte früher als geplant zurück, als er in einen Orkan geriet und auf See verloren ging. Was bedeutet, dass er auch seine letzte Wette verlor.«
»Die beiden hören sich nach einem abenteuerlichen Paar an.«
»Sie waren Calhouns«, erklärte C. C., als würde das alles besagen.
»Tut mir leid, dass die St. James’ nichts Vergleichbares zu bieten haben.«
»Ach ja. Ich habe mich immer gefragt, ob Bianca von diesem Turmfenster zurückgewichen wäre, hätte sie gewusst, wie schief es mit ihren Kindern laufen würde.« C. C. blickte nachdenklich zu den Lichtern hinaus, die auf dem Wasser spielten. »Sie muss ihren Künstler wirklich sehr geliebt haben.«
»Oder sie war sehr unglücklich in ihrer Ehe.«
C. C. schaute ihm in die
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