Catherine
Papierhaufen auf ihrem Schreibtisch und stellte die Kombination ein. Aus einem seiner säuberlich gehefteten Ordner zog er einen auf schwerem elfenbeinfarbenen Papier geschriebenen Brief.
C. C.s Herz setzte einen Moment aus. Sie riss ihm den Brief aus der Hand und las ihn.
Lieber Mr St. James,
die Calhoun-Frauen haben Ihr Angebot bezüglich The Towers in Betracht gezogen. Da dies eine vielschichtige Situation ist, finden wir, dass es im Interesse aller wäre, die Bedingungen von Angesicht zu Angesicht zu diskutieren, anstatt brieflich miteinander zu verkehren.
Als Repräsentanten Ihrer Firma möchte ich Sie für ein paar Tage nach The Towers einladen. (C. C. gab ein ersticktes Stöhnen von sich.) Ich glaube, dass diese persönliche Beziehung von gegenseitigem Nutzen sein wird. Sicherlich werden Sie mir zustimmen, dass eine etwas zwanglosere Besichtigung des Objekts Ihres Interesses ein Vorteil ist.
Bitte setzen Sie sich mit mir in The Towers in Verbindung, wenn Sie diesem Arrangement gewogen sind.
Allerherzlichst, Ihre
Cordelia Calhoun McPike
C. C. las den Brief zähneknirschend zwei Mal durch. Sie hätte ihn zusammengeknüllt, hätte Trent ihn nicht gerettet und in seinen Aktenordner zurückgeschoben.
»Ich nehme an, Sie wurden über dieses Arrangement nicht in Kenntnis gesetzt?«
»In Kenntnis gesetzt? Verdammt richtig, dass ich nicht in Kenntnis gesetzt wurde. Diese listige alte … Oh, Tante Coco, ich bringe dich um!«
»Ich nehme an, Mrs McPike und Tante Coco sind ein und dieselbe Person.«
»An manchen Tagen ist das schwer zu sagen.« C. C. wandte sich wieder ihm zu. »Aber so oder so, beide sind jetzt schon so gut wie tot.«
»Ich möchte der familiären Bluttat ausweichen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
C. C. steckte ihre Hände in die Taschen ihres Overalls und starrte ihn wütend an. »Wenn Sie in The Towers bleiben wollen, werden Sie bis zum Hals drinstecken.«
Er nickte lächelnd. »Dann nehme ich das Risiko auf mich.«
2. K APITEL
Tante Coco war eifrig damit beschäftigt, Treibhausrosen in jenen zwei übrig gebliebenen Dresdner Vasen zu arrangieren, die erst noch verkauft werden sollten. Sie summte einen aktuellen Rockhit während der Arbeit, wobei sie gelegentlich ein rasches »Bummbumm-bumm!«, oder »Ta-ti-da!«, hinzufügte.
Wie die anderen Calhoun-Frauen war sie groß, und ihre Gestalt, die im letzten Jahrzehnt nur ein wenig an Fülle zugenommen hatte, betrachtete sie am liebsten als majestätisch.
Sie hatte sich für den Anlass sorgfältig gekleidet und frisiert. Ihre kurzen, flauschigen Haare waren diese Woche rot gefärbt und gefielen ihr ungemein.
Eitelkeit war nach Cocos Einschätzung weder eine Sünde, noch ein Charakterfehler, sondern die geheiligte Pflicht einer Frau.
Ihr Gesicht, das Gott sei Dank noch von der Schönheitsoperation vor sechs Jahren bestens erhalten war, war peinlichst genau geschminkt. Ihre besten Perlen baumelten an ihren Ohren und schmiegten sich um ihren Hals.
Mit einem raschen Blick in den Spiegel in der Eingangshalle entschied Coco, dass der schwarze Hosenanzug sowohl dramatisch als auch schlank wirkte. Die hochhackigen Pumps ohne Fersenteil klapperten beeindruckend auf dem Fußboden aus Kastanienholz und brachten sie nahezu auf eine Größe von einsachtzig.
Sie war eine imposante und – ja – eine majestätische Gestalt, als sie von Raum zu Raum hastete und jedes Detail überprüfte und zurechtrückte. Ihre Mädchen mochten unter Umständen ein ganz klein wenig böse auf sie sein, weil sie einen Gast eingeladen hatte, ohne es zu erwähnen. Doch sie konnte sich jederzeit auf Zerstreutheit herausreden.
Was sie tat, wann immer es ihr passte.
Coco war die jüngere Schwester von Judson Calhoun, der Deliah Brady geheiratet und vier Mädchen in die Welt gesetzt hatte. Judson und Deliah, die Coco aufrichtig geliebt hatte, waren vor fünfzehn Jahren ums Leben gekommen, als ihr Privatflugzeug über dem Atlantik abstürzte.
Seit damals hatte sie ihr Bestes getan, um Vater und Mutter und Freundin für ihre hübschen kleinen Waisenkinder zu sein. Selbst seit fast zwanzig Jahren Witwe, war Coco eine sagenhafte Frau mit einem scharfen Verstand und einem Herz so weich wie Marshmallow-Creme.
Sie war fest entschlossen, das Allerbeste für ihre Mädchen zu bekommen, ob sie es wollten oder nicht. In Trenton St. James’ Interesse an The Towers sah sie eine Möglichkeit.
Es interessierte sie nicht im Geringsten, ob er diese weitläufige Festung von einem
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