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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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folgt mir, während ihr gleichzeitig eure Position beibehaltet. Ich rufe jeden einzelnen Schritt aus und werde schön langsam machen. Also gut, meine Damen. Fertig zum Abmarsch! Marsch! Links. Rechts. Links. Rechts … Links … Links … Links.«
    Angeführt vom Zenturio und flankiert von den Ausbildern marschierten die Rekruten in einer weit auseinander gezogenen Kolonne los. Cato versuchte im Gleichschritt zu bleiben, doch Pulcher, der vor ihm ging, hatte einen kurzen Schritt, und Cato musste sich sehr darauf konzentrieren, seine Schrittlänge zu verkürzen, sonst wäre er gegen ihn gestoßen. Es erforderte großes Vertrauen, daran zu glauben, dass eine Armee zwei so unterschiedlich proportionierte Männer dazu bringen konnte, im Gleichschritt zu marschieren. Und als hätten die Götter beschlossen, Cato ebendies vor Augen zu führen, streifte Cato mit dem Stiefel an Pulchers Ferse.
    »Scheiße! Pass doch auf, du Idiot!« Pulcher drehte sich zornig um.
    »Du da! Keine Unterhaltung!«, rief ein Ausbilder. »Ich hab dich schon vorgemerkt! Geh weiter!«
    Der stämmige Rekrut blickte Cato finster an, dann schloss er eilig zu seinem Vordermann auf. Kurz darauf zischte Pulcher über die Schulter hinweg: »Das wirst du mir büßen, Kumpel.«
    »Tut mir Leid«, gab Cato flüsternd zurück.
    »Leid tun reicht nicht.«
    »Ich hab einen Fehler gemacht.«
    »Scheißdreck.«
    »Aber …«
    »Halt endlich dein Scheißmaul, bevor du mir noch mehr Ärger einbrockst.«
    Cato marschierte schweigend weiter und bemühte sich, mit seinen Füßen von Pulchers Fersen fernzubleiben.
    Die Rekruten machten einen verwirrten Eindruck, überlegte Macro lächelnd, als er sie von der Theke des Waffenmeisters aus musterte. Alle hatten Helm, Kettenhemd und Dolch ausgehändigt bekommen, den Empfang quittiert und waren wie tausend andere frisch gebackene Rekruten vor ihnen im Waffenlager umherstolziert. Der Reiz, zum ersten Mal im Leben eine Soldatenuniform zu tragen, war zeitlos, und die Rekruten schauten einander bewundernd an. Dann begannen die Gehilfen des Waffenmeisters mit der Ausgabe der mit Gewichten beschwerten Holzschwerter, der großen rechteckigen Schilde aus Weidengeflecht und der Übungsspeere. Die Rekruten musterten die Waffen verblüfft und hielten sie angewidert auf Armeslänge von sich.
    »Immer das Gleiche, nicht wahr?«, meinte Macro grinsend.
    »Eintagswunder«, klagte Scaevola. »Die lernen’s nie. Was ist bloß mit den jungen Männern von heute los?«
    »Das war schon immer so. Du warst auch nicht anders. «
    »Blödsinn.« Scaevola spuckte aus mit zahnlosem Mund. »Sag mal, Macro, was machst du eigentlich hier? Lässt dich das ganze Jahr nicht blicken. Das letzte Mal, als wir in Ruhe einen miteinander getrunken haben, warst du noch ein verdammter Legionär. Jetzt schau dich an. Zenturio Macro. Die verdammte Legion ist vor die Hunde gegangen. « Er schaute hoch und bemerkte das spöttische Funkeln im Blick des Zenturios. »Bist du etwa bloß hergekommen, um mich in Rage zu bringen …?«
    »Diesmal nicht.« Macro hob lächelnd seinen Becher. »Ich wollte einen Schluck Wein mit einem Veteranen trinken und mal hören, was es so Neues gibt.«
    »Was es Neues gibt!«, sagte Scaevola verächtlich. »Ich weiß, weshalb du hier bist.«
    »Tatsächlich?«
    »Das hat nicht zufällig mit der verdammten Inventur zu tun, die der Legat angeordnet hat, oder?«
    »Natürlich nicht.« Macro schenkte Scaevola den Becher voll. »Warum sollte mich das interessieren?«
    »Dann wärst du der Einzige in der ganzen Legion, dem das gleichgültig ist.« Scaevola trank einen Schluck. »Aber ich sage nichts. Befehle.«
    »Ja«, wiederholte Macro versonnen. »Befehle. Ich frage mich, wo man uns wohl hinschicken wird. Hoffentlich zur Abwechslung mal in eine warme Gegend. Germanien steht mir bis oben. Eiskalt im Winter, im Sommer ein Backofen, und guter Wein ist nicht zu bekommen – bloß billiger.«
    Die letzte Bemerkung war durchaus zutreffend. Der Wein in ihren Bechern kam aus Macros letzter Flasche Falerner und schmeckte ganz anders als das saure gallische Gebräu, das die hiesigen Händler feilboten. Er hoffte, Scaevola wisse die Geste zu schätzen, außerdem war es seine Absicht, ihm ein wenig die Zunge zu lockern. Nicht bloß aus Neugier – ein Zenturio musste vorausplanen. Es war nützlich, zu wissen, wohin die Legion entsandt wurde, denn dann konnte man sich auf die Verlegung vorbereiten und die nötigen Dinge kaufen, bevor die Neuigkeit

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