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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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darauf.«
    »Klar.« Scaevola lächelte. »Bis jemand mit einer Flasche Wein daherkommt und versucht, dir die Zunge zu lockern. Ich habe meine Anweisungen. Der Legat will es so lange wie möglich geheim halten.«
    »Aber warum?«
    »Sagen wir mal so: Die Männer werden nicht gerade erfreut sein, wenn sie erfahren, wohin man sie schickt.« Scaevola leerte seinen Becher. »Ich muss wieder an die Arbeit. Vespasian will, dass die Inventur möglichst bald abgeschlossen wird.«
    »Danke jedenfalls«, sagte Macro verbittert, als er sich erhob. »Danke für nichts.«
    »Keine Ursache!«, erwiderte Scaevola strahlend. »Schau mal wieder rein.«
    Macro wandte sich wortlos ab und ging zur Tür.
    »Noch was, Macro!«, rief Scaevola ihm hinterher.
    »Ja?«
    »Wenn du vorbeikommst, bring ruhig wieder Wein mit.«
    Macro knirschte mit den Zähnen und stapfte aus der Waffenkammer hinaus.

4

    Vespasian trug die Paradeuniform eines Legionskommandanten, als er das Podium am Rand des Exerziergeländes bestieg. Die versilberten Beinschienen, die Brustplatte und der Helm funkelten im Licht der Mittagssonne, der rote Helmkamm und der ebenfalls rote Umhang bewegten sich im schwachen Wind. Hinter ihm standen die Standartenträger mit dem goldenen Adler der Zweiten Legion und dem Bildnis von Kaiser Claudius – das für Catos Geschmack allzu schmeichelhaft ausgefallen war. Bei ihrer letzten Begegnung hatte der Kaiser beim Abendessen versucht, mit vollem Mund eine Unterhaltung zu führen. Unter dem Adler hing ein am unteren Rand beschwertes Quadrat aus rotem Leder, auf dem in goldenen Lettern das Wort ›Augusta‹ aufgestickt war.
    Die Rekruten hatten in vier Reihen vor dem Podium Aufstellung genommen; Bestia und die Ausbilder standen fünf Schritte vor ihnen. Alle warteten schweigend, Speere und Schilde auf den Boden gestützt, wie man es ihnen beigebracht hatte. Die Brust hatten sie herausgedrückt, das Kinn gereckt und die Schultern zurückgenommen, wenngleich Cato sich mit dem einem übergroßen Weidenkorb gleichenden Schild an der einen und dem Holzspielzeug an der anderen Seite ein wenig lächerlich vorkam. Dennoch blickte er ernst und ganz erfüllt von der Bedeutung des Augenblicks zum Podium, wo Vespasian soeben zwei Hähne den Göttern zum Opfer darbrachte. Er wusch sich die Hände in der Zeremonialschüssel und trocknete sie mit einem Seidentuch, dann wandte er sich an die versammelten Rekruten.
    »Ich, Titus Flavius Sabinus Vespasian, Legat der Zweiten Legion Augusta, verkünde mit der huldvollen Erlaubnis des Kaisers Claudius den hier zum Zwecke der feierlichen Aufnahme in die Zweite Legion versammelten Rekruten ein günstiges Omen und fordere die Anwesenden auf, den Treueschwur auf die Legion, den Legaten und das römische Volk, verkörpert durch Kaiser Claudius, abzulegen. Legionäre, hebt den Speer und sprecht mir nach … «
    Zweihundert rechte Arme stießen nach oben, und die Speerspitzen funkelten auf im Sonnenschein.
    »Ich gelobe bei Jupiter, Juno und Minerva, den Gottheiten des Kapitols …«
    »… dass ich die Befehle der Vorgesetzten gewissenhaft ausführen werde …«
    »… im Namen des Senats und des römischen Volkes …«
    »… verkörpert durch Kaiser Claudius …«
    »Des Weiteren gelobe ich bei den genannten Gottheiten …«
    »… dass ich die Standarte meiner Legion und meiner Zenturie bis zum letzten Blutstropfen …«
    »… verteidigen werde. Dies gelobe ich!«
    Als das letzte Echo verklang, herrschte einen magischen Moment lang Stille. Cato hatte einen Kloß im Hals. Das Gelöbnis hatte einen anderen Menschen aus ihm gemacht. Jetzt war er abgesondert vom Rest der Gesellschaft, zu einer neuen Seinsform erhoben. Der Legat konnte ihm nach Belieben befehlen, in den Tod zu marschieren, und er wäre gezwungen zu gehorchen. Er hatte sein Leben darauf verpfändet, einen leblosen Goldklumpen an einem schlichten Holzstab zu beschützen. Cato bezweifelte, dass das Gelöbnis vernünftig war. Es war äußerst leichtfertig, einem Menschen, den das Schicksal, Vetternwirtschaft oder eigene Verdienste zu seinem Vorgesetzten gemacht hatten, bedingungslosen Gehorsam zu schwören. Und dennoch … da war noch etwas anderes, eine überwältigende Erregung und das Gefühl, einer Gruppe anzugehören, die durchtränkt war von der Mystik einer reinen Männergesellschaft.
    Auf ein Zeichen von Vespasian hin befahl Bestia den Rekruten, die Speere wieder zu senken.
    »Rekruten der Zweiten Legion«, sagte der Legat. »Ihr tretet einer

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