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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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zurückbefördern musste.
    Als Macro sich umblickte, sah er, dass die anderen Zenturien jetzt über die Kuppe strömten und den Hang hinunterrannten. Er nickte zustimmend. Der Tribun tat gut daran, sie nicht alle zum Dorf zurückrennen zu lassen, wo sie dem Feind atemlos hätten entgegentreten müssen. Macro blickte nach vorn zum Dorftor. Dort erwartete sie eine verunsicherte kleine Gruppe Germanen mit einer bunt zusammengewürfelten Sammlung antiker Waffen sowie wesentlich gefährlicheren landwirtschaftlichen Geräten – offenbar waren sie überrascht, dass die Legionäre über den Hang zu ihnen zurückeilten. Macro war einige Dutzend Schritte von ihnen entfernt und sah die Angst in den Gesichtern derer, die sich noch nicht zur Flucht gewandt hatten. Er füllte die Lungen und zog das Schwert.
    »GRRRAAAAARRR!«
    Cato sprang überrascht zur Seite.
    »Lauf weiter, du Narr! Das sollte die Germanen erschrecken, nicht dich!«
    Und tatsächlich machten die verbliebenen Germanen, anstatt dem brüllenden Zenturio zu trotzen, kehrt und rannten ins Dorf hinein; sie nahmen sich nicht einmal die Zeit, das Tor zu schließen. Für den toten Römer, der mit gebrochenen Gliedmaßen am Tor lag, hatten die Legionäre kaum einen Blick übrig, als sie unmittelbar hinter den Dörflern unter lautem Gebrüll, zufrieden mit der erzielten Wirkung, hindurchrannten. Allein Cato blieb stumm und blickte grimmig auf die elenden Hütten, zwischen denen sie eingekeilt waren. Der Gestank verschlug ihm den Atem.
    »Aufschließen!«, rief Macro über die Schulter. »Und weiter brüllen!«
    Der Zenturio bog um eine Ecke und traf auf den ersten energischeren Widerstand – ein Dutzend langhaarige Männer mit Schilden und Jagdspeeren, die ihnen den Weg versperrten. Dummerweise hatten sie sich zu nahe an der Ecke postiert und wurden beinahe über den Haufen gerannt, ehe Cato sie auch nur bemerkte. Diejenigen, die in eine Nebengasse gedrängt wurden, verschwanden außer Sicht und überlebten, die anderen wurden von der weiterstürmenden Zenturie niedergetrampelt; mit raschen Speerstößen gab man ihnen den Rest. Cato sah einen Germanen zu Boden gehen, dem Macro mit dem Schild das Gesicht zerschmettert hatte. Der Mann brüllte auf, doch der Schrei ging in dem Gedränge unter, das Cato in die Dorfmitte trug. Seine Angst verflüchtigte sich vollständig, so sehr musste er sich darauf konzentrieren, auf den Beinen und in Macros Nähe zu bleiben. Cato bekam mit, wie der Standartenträger an seiner Seite mit sich überschlagender Stimme »Weiter! Weiter!« schrie, die Lippen zu einem Grinsen verzerrt. Bei den Göttern, schoss es Cato durch den Kopf, diesen Männern macht das wirklich Spaß. Narren! Wollten sie denn tatsächlich sterben?
    Auf einmal gelangten sie auf den Platz vor dem Haus des Häuptlings, das Cato vom Hügel aus gesehen hatte, und die Dörfler spritzten vor den brüllenden Legionären auseinander.
    »Lasst sie in Ruhe!« befahl Macro. »Weiterlaufen! Bleibt bei mir!«
    Er führte die Zenturie vom Dorfplatz auf die breiteste Gasse, da er davon ausging, dass sie zum anderen Tor führte, dem sich die Germanenhorde näherte. Vor ihnen war der Weg frei, man gewahrte nichts anderes als zufallende Türen. Durch eine Lücke zwischen den Hütten sah Cato, dass sie dem anderen Tor, das unmittelbar hinter den dazwischenliegenden Strohdächern aufragte, bereits nahe waren. Dann vernahmen sie ein neues Geräusch, das Geheul einer großen Menschenmenge, das sogar das Geschrei der Legionäre übertönte. Als sie dies hörten, verstummten sie und wurden vorübergehend langsamer.
    »Nicht nachlassen, ihr faulen Hunde!«, schrie Macro. »Weiter!«
    Die Legionäre spurteten los, um das Tor noch vor dem Eintreffen der heranstürmenden Germanen zu sichern. Cato nahm die Beine in die Hand, rannte mit dem Standartenträger und Macro zwischen den stinkenden Hütten eine kleine Böschung hoch und prallte gegen den Zenturio, als dieser unvermittelt anhielt. Cato ließ den Schild fallen.
    »Scheiße!« entfuhr es Macro.
    »Tut mir Leid, Herr! Ich wollte nicht …«
    »In Reihe formieren!«, rief Macro, ohne ihn zu beachten. »Speere anlegen!«
    Cato bückte sich nach dem Schild, dann richtete er sich auf und erstarrte. Fünfzig Schritte vor ihnen lag das Wächterhaus, die Türen weit geöffnet, und heraus strömten mit einem Gebrüll, das einem das Blut in den Adern gefrieren ließ, die Germanen. Abscheulichere Wesen hatte Cato bislang nicht gesehen: groß gewachsen,

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