Cato 01 - Im Zeichen des Adlers
vor dem Tor einen Freiraum schaffen. Setzt Speere und Steine ein – was immer zur Hand ist.«
Während die Legionäre die Erdrampen beiderseits des Tores erklommen, bemerkte Macro Cato und packte ihn beim Arm. »Optio! Ich möchte, dass du dich mit sechs Männern mit dem Querbalken bereithältst. Auf mein Zeichen hin legt ihr ihn so rasch wie möglich vor. Verstanden? «
»Jawohl, Herr«, antwortete Cato, der die scharlachrote Wunde am Schwertarm des Zenturios anstarrte.
»Gut. Kümmere dich darum.«
Dann war er weg, drängte sich durch die Reihen der Angreifer, seine Männer mit Zurufen anfeuernd. Cato bemerkte, dass die umstehenden Männer ihn erwartungsvoll anschauten.
»Also gut!« Er bemühte sich, seiner Stimme einen festen Klang zu verleihen. »Ihr habt gehört, was er gesagt hat. Steckt die Schwerter in die Scheiden und legt die Schilde ab.«
Zu Catos Erstaunen reagierten sie auf den Befehl, bückten sich, nachdem sie die Last der großen Schilde losgeworden waren, und packten den roh behauenen Querbalken. Cato lehnte seinen Schild an eine Hüttenwand, dann bückte auch er sich und packte das Ende des Balkens.
»Fertig? Dann hoch!«
Cato richtete sich langsam auf und wuchtete den Balken keuchend auf die Schulter, wo er unangenehm drückte. »Also gut«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Rüber zum Tor, aber vorsichtig!«
Sie stapften los und traten vorsichtig über die niedergestreckten Römer und Germanen hinweg, dann warteten sie neben dem Tor, wo es den Anschein hatte, als würden die Germanen den Kampf für sich entscheiden. Die ausgedünnten Reihen der Legionäre wichen allmählich zurück. Aufgrund seiner Größe konnte Cato die weiter hinten befindlichen Germanen sehen, die sich wutschnaubend den Römern entgegenwarfen.
»Wir brauchen mehr Unterstützung von der Mauer!«, brüllte Macro. »Setzt alles ein, was ihr habt!«
Die Soldaten schleuderten verzweifelt ihre letzten Speere sowie Felsbrocken und Steine der umliegenden Hütten auf die Köpfe der hilflosen Germanen. Die Kämpfer in vorderster Reihe wichen unwillkürlich vor dem Gemetzel zurück.
»Zurück!« Macro drehte sich um und schob die Soldaten in seiner Nähe durchs Tor. Die verbliebenen Römer zogen sich eilig zurück, präsentierten dem Gegner ihre Schilde. Die letzten Männer packten das Tor am Rand und schoben die schweren Balken mit aller Kraft den Germanen entgegen. Lautes Geheul ertönte, als der Gegner merkte, was da vor sich ging, und die Germanen drängten, ungeachtet der Steine, die von der Mauer auf sie herabgeworfen wurden, abermals vor. An ihrer Spitze befand sich ein hoch gewachsener Krieger, die breiten Gesichtszüge verzerrt von Kampfeswut und Hass. Als das Tor auf ihn zuschwang, stieß er mit dem Speer nach dem nächsten Römer.
»Nein, das wirst du nicht!« Macro ließ sein Schwert auf die Klinge niederkrachen, worauf der Speer zu Boden fiel. Aus dem Gleichgewicht gebracht, taumelte der Germane in die sich rasch schließende Lücke, worauf Macro ihm den Schwertknauf ins Gesicht rammte und ihm mit einem Übelkeit erregenden Knirschen die Nase plattdrückte. Macro stieß den aufheulenden Germanen vom Tor weg. »Verpiss dich, du Arschloch!«
Das Tor schloss sich mit einem dumpfen Knirschen, und noch ehe der Befehl dazu gegeben wurde, wuchteten Cato und seine Männer rasch den Querbalken über die Halterungen und ließen ihn hineinfallen. Mit einem Mal wurden die Torhälften nach innen gedrückt, so dass der Querbalken unter der Belastung ächzte. Macro vergewisserte sich, dass sie vorerst in Sicherheit waren, dann stellte er einen Posten für das Tor ab und befahl den Überlebenden der Zenturie, die Mauer zu erklimmen.
Es war ein elendes Dorf, hauptsächlich zu dem Zweck errichtet, Räuberbanden aus der Wildnis jenseits des Rheins abzuwehren. Mit dem Erdreich aus dem umliegenden Graben hatten die Dorfbewohner eine Rampe aufgeschüttet, die mit Grassoden befestigt war. Ein schmaler, mit Knüppeln ausgelegter Laufgang führte neben einer brusthohen Palisade aus angespitzten Stangen an der Mauerkrone entlang; brusthoch für einen normalen Mann, aber halshoch für den untersetzten Macro, der sich auf die Zehenspitzen stellen musste, um einen Blick vors Tor zu werfen.
Vor und neben dem Dorf erstreckte sich eine wogende Masse von Germanen, welche die eingeschlossenen Römer quasi umarmte. Unmittelbar unterhalb von Macro wurden die Germanen von einer Steinsalve zurückgetrieben, so dass sich vor den dicken
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