Cato 01 - Im Zeichen des Adlers
Aufstellung nehmen.
»Was machen wir jetzt, Herr?«, fragte Cato.
»Wir müssen abwarten – und darauf hoffen, dass das Feuer so schnell nicht ausgeht.«
10
Das Feuer ging nicht nur nicht aus, es tobte weiter und sandte wirbelnde Funkenströme in den Nachthimmel empor, wo sie sich mit den fallenden Schneeflocken mischten und diese zum Schmelzen brachten. Die meisten Funken erloschen allmählich, einige aber sanken wieder zur Erde nieder – und landeten auf den Strohdächern des Dorfs. Während Macro sich noch dafür verfluchte, dass er versucht hatte, den Rammbock zu verbrennen, und dabei das Tor, das er vor dem Rammbock hatte retten wollen, in Brand gesteckt hatte, machte Cato ihn auf die umliegenden Hütten aufmerksam. Von einigen Dächern kräuselte sich Rauch, hier und da funkelte es orangerot, dann loderten Flammen empor. Macro blickte besorgt in die Runde und sah, dass die Hütten bis in einer Entfernung von fünfzig Schritten von der Mauer Feuer fingen. Wenn sie nicht abrückten, würden sie bald inmitten eines flammenden Infernos eingeschlossen sein. Ein plötzliches Krachen lenkte seine Aufmerksamkeit nach vorn, wo gerade das Tor in den lodernden Flammen einstürzte.
Dahinter ertönte das Triumphgeschrei der Germanen. Sie würden an den Rand der Feuersglut vorrücken und auf den Moment warten, da das Feuer so weit nachgelassen hatte, dass sie ins Dorf vordringen und die Kohorte abschlachten konnten. Einstweilen aber zeigten die Flammen keine Neigung, sich zu legen, das Feuer nahm sogar noch an Heftigkeit zu und griff auf immer mehr Hütten über. Die Hitze auf der Straße war bereits nahezu unerträglich, und Cato kniff abwehrend die Augen zusammen, da ihm die wabernde, glühendheiße Luft ins Gesicht schlug. Der Zenturio wusste, dass es an der Zeit war, sich zurückzuziehen – eine bittere Wahrheit, die er jedoch schlucken musste.
»Alle Mann zu mir! Alle Mann zu mir! Rückzug über die Straße!«
Die Legionäre drehten sich um und marschierten im Eilschritt, bis sie den Rand des Feuers erreicht hatten, wo Macro ihnen befahl, anzuhalten und sich neu zu formieren. Die Männer blickten erleichtert zum Tor zurück, froh darüber, der unmittelbaren Gefahr entronnen zu sein. Von der Stelle, an der sie eben noch gestanden hatten, stoben plötzlich Funken empor, als eine Hütte einstürzte und die Trümmer auf die Straße kippten.
»Das war knapp, Herr«, murmelte einer der Männer.
»Wir sind noch nicht in Sicherheit«, erwiderte Macro säuerlich. »Das Feuer breitet sich rasch aus. Wir ziehen uns entsprechend zurück. Wenn wir Glück haben, wird uns das Feuer vom Hermann trennen.«
»Bis kein Dorf mehr da ist, das brennen könnte«, bemerkte Cato leise.
Macro wandte sich energisch um und wollte den Jungen schon maßregeln, musste ihm aber Recht geben. »Bis kein Dorf mehr da ist«, pflichtete er ihm bei. »Oder bis Vespasian uns zu Hilfe kommt.«
Das Feuer tobte durchs Dorf wie ein losgelassenes wildes Tier durchs Amphitheater und verschlang gierig alles, was ihm vors Flammenmaul geriet. Der Himmel leuchtete orange, und die Schneeflocken fielen als Regen zur Erde nieder. Nach und nach wichen die Legionäre zurück, und währenddessen stellte Macro fest, dass die Feuerglut am Tor wesentlich rascher erstarb als ihm recht war. Er runzelte verständnislos die Stirn – bis er bemerkte, dass die Germanen jenseits der ersterbenden Flammen aus Eimern Wasser auf die qualmenden und dampfenden Überreste des Tores kippten. Dann merkten auch seine Männer, was dort vor sich ging, und leises, gedrücktes Gemurmel wanderte durch die Reihen der Legionäre. Die Germanen begnügten sich offenbar nicht damit, die Römer der Feuersbrunst zu überlassen, sie wollten Blut sehen, und die Straße zum Tor war aufgrund ihrer relativen Breite mittlerweile fast flammenfrei.
»Ruhe!«, brüllte Macro. »Wir sind noch nicht am Ende, nicht, solange das Feuer zwischen uns und ihnen steht. Die ersten beiden Schwadronen kommen mit mir. Castor!«, rief Macro dem Veteranen der Zenturie zu. »Reiß mit den übrigen Männern die Hütten am Straßenrand nieder – tut alles, damit sich das Feuer möglichst stark ausbreitet. Verstanden? «
»Jawohl, Herr.«
»Haltet uns aber einen Fluchtweg offen. Wenn ihr fertig seid, gib uns Bescheid. Dann ziehen wir uns durch die Lücke zurück.« Macro wandte sich an die vorderen beiden Schwadronen. »Also gut, Männer, hört mir zu. Sollte der Hermann über die Straße vorrücken, müssen wir
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