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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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jeden Schatten. Anders als bei der wilden Jagd durchs Dorf vom Nachmittag hatten die Männer angesichts des bevorstehenden Kampfes auf Leben und Tod nun Zeit, sich ihres Muts und ihres Kampfwillens zu vergewissern und sich die möglichen Folgen lebhaft auszumalen. Cato schauderte und ärgerte sich sogleich, blickte sich nach seinen Kameraden auf der Mauer um.
    »Fürchtest du dich, mein Junge?« fragte Macro leise.
    »Ja, ein wenig.«
    Macro lächelte. »Selbstverständlich hast du Angst. Die haben wir alle. Aber wir stehen nun einmal hier und können nichts daran ändern.«
    »Ich weiß, Herr. Aber das macht es nicht leichter.«
    »Halt einfach die Standarte gut fest.«
    Die Germanen rückten stetig vor, bis sie die Mauer erreicht hatten. Dann erscholl aus der nächtlichen Dunkelheit ein Kriegshorn, worauf rund ums Dorf weitere Hörner einstimmten und das wilde Kampfgeschrei wie eine Woge gegen die dünne Verteidigungslinie der Römer anbrandete, welche die Palisade bemannten. Vor dem Tor schwärmten dunkle Gestalten zum Graben hoch und schleuderten die Reisigbündel in den tiefen Schatten, während andere einen Hagel von Pfeilen, Speeren und Steinen auf die Verteidiger herabregnen ließen. Den Schild über den Kopf erhoben, blickte Macro über die Palisade und sah, dass die Reisigbündel an zwei Stellen im Graben versenkt wurden, und zwar beiderseits des Tores. Nicht mehr lang, und der Graben wäre auf einer Breite aufgefüllt, die es den Germanen erlauben würde, einen Haufen mit Leitern bewaffneter Männer unmittelbar gegen die Mauer zu werfen. Schlimmer noch, mitten in der Horde wurde der Rammbock mitgeschleppt – die größte Gefahr für ihre Stellung.
    Solange die Legionäre einen kühlen Kopf bewahrten, konnten sie die Enterleitern wegstoßen, der Rammbock aber würde das Tor aus roh behauenem Holz irgendwann durchbrechen. Dann hätten Macro und seine Männer keine Deckung mehr, und die Germanen würden sie aufgrund ihrer schieren Übermacht überwältigen. Mit tollkühner Tapferkeit hatten die Germanen den Graben alsbald aufgefüllt, doch anstatt nun vorzustürmen, häuften sie zu Macros Verwunderung Reisigbündel an der Mauer auf. Die Gefallenen wurden einfach auf den anwachsenden Stapel geworfen.
    Unvermittelt teilte sich die gegnerische Horde vor dem Tor, und der Rammbock, ein dicker Kiefernstamm mit Aststummeln als Griffe wurde von etwa zwanzig kräftigen Männern zum Tor geschleppt. Als der Rammbock gegen die Holzbohlen des Tores krachte, war die Erschütterung sogar auf der Mauer spürbar. Macro spähte in dem Moment hinter dem Tor in die Tiefe, als die zweite Attacke erfolgte; der Querbalken wäre beinahe aus der Halterung gesprungen und wurde lediglich von den vereinten Kräften der Wachposten in Position gehalten; mehrere Splinte lösten sich bereits.
    »Das sieht nicht gut aus«, murmelte Macro, wandte sich wieder um und blickte über die Mauer hinweg. Obwohl die Verteidiger unablässig Steine in die Tiefe schleuderten, wurden die Gefallenen augenblicklich ersetzt, ohne dass sich der Rhythmus geändert hätte. »Das sieht überhaupt nicht gut aus.«
    »Können wir denn gar nichts tun, Herr?«, fragte Cato.
    »O doch! Wenn wir griechisches Feuer hätten, würden wir ihnen schon ordentlich einheizen.«
    Cato erinnerte sich nur verschwommen an das, was er über diese experimentelle Waffe gelesen hatte; die Vorstellung, dass das Element mit nationalem Akzent brannte, fiel ihm schwer. Macros sehnsuchtsvoller Blick ließ allerdings darauf schließen, dass die griechische Variante etwas ganz Besonderes war.
    »Würde es germanisches Feuer auch tun, Herr?«
    »Was?«
    »Germanisches Feuer, Herr.«
    »Was redest du denn da?«
    »Nun, Herr, ich hab mir bloß gedacht, dass in einer der Hütten dort drüben noch ein paar große Öfen brennen. Muss wohl eine Bäckerei oder etwas Ähnliches sein. Brot gibt’s dort allerdings keins. Wahrscheinlich haben sie die Öfen vorgeheizt.«
    Macro starrte ihn einen Moment lang an. »Und davon hast du mir nichts gesagt?«
    »Nein, Herr. Du hattest mir befohlen, nach Essbarem zu suchen.«
    »Nun gut, wir brauchen Feuer, also kümmere dich drum«, erwiderte Macro, der sich bemühte, seine Erschöpfung zu verbergen. »Such die Männer, mit denen du Proviant beschafft hast, und sag ihnen, sie sollen auf ihren Schilden glühende Kohlestücke auf die Mauer schaffen. Anschließend komm wieder hierher.«
    Als Cato verschwunden war, inspizierte Macro das Tor von unten. Aufgrund

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