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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Tor. Wenn wir die Nacht überstehen, wird uns Vespasian am Morgen Verstärkung schicken. Ich verlasse mich auf dich. Weitermachen.«
    »Danke, Herr.« Macro führte die Hand zum Salut an die Brust, dann beobachtete er, wie der Tribun und seine Leibgarde zur Standarte der Zenturie hinübergingen, die schlaff die Wand überragte.
    »Wichser!«, fluchte er unterdrückt. » Ich verlass mich auf dich – als ob Macro seine Pflicht nicht kennen würde.«
    Er blickte sich rasch um und vergewisserte sich, dass seine Beleidigung unbemerkt geblieben war. Die steife Haltung des Jungen, der angestrengt über die Mauer blickte, wirkte unnatürlich.
    »Cato!«
    »Herr?« Er klang gekränkt.
    »Tut sich was?«
    »Nichts.«
    »Also, sperr die Augen auf.«
    »Jawohl, Herr.«
    Der Tribun marschierte mit seinem kleinen Gefolge entlang der Mauer zum Tor zurück, den Standartenträger im Schlepptau. Vitellius nickte Macro im Vorbeigehen knapp zu.
    »Pass auf dich auf, Herr«, sagte der Standartenträger.
    »Du auch.« Macro lächelte. »Wir bewachen die Standarte, solange du weg bist, Porcius.«
    Der Standartenträger blieb kurz stehen und blickte sehnsüchtig die Standarte der Sechsten an, dann streckte er Macro, seinen Widerwillen nach Kräften unterdrückend, den Stab hin. »Hier.«
    Gleich darauf verschwanden sie in der kalten Dunkelheit zwischen den schmutzigen Hütten, und Macro blieb mit der Standarte, von deren Querstab das mit Gewichten beschwerte Banner hing, allein zurück. Einen Moment lang verspürte Macro eine merkwürdige Erregung, denn die sperrige Standarte erinnerte ihn an das eine Jahr, in dem er selbst Standartenträger gewesen war. Er drehte den Schaft liebevoll in der Hand und lächelte über die wiedererwachten Empfindungen seiner Jugend, die ihn in den Eingeweiden kitzelten, dann wurde er sich erneut Catos Anwesenheit bewusst.
    »Junge!, rief er leise. »Komm her.«
    Cato nahm vor seinem Vorgesetzten pflichtbewusst Haltung an, das Gesicht von unterdrückten Gefühlen verhärtet.
    »Entspann dich, mein Sohn. Du hast eine neue Aufgabe. Ich möchte, dass du dich hierum kümmerst.«
    »Herr?«
    »Hast du gehört, was der Tribun gesagt hat?«
    »Ja, Herr.«
    »Und mehr hoffentlich nicht. Jetzt, da wir Porcius verloren haben, brauche ich einen guten Mann, der sich eine Weile um die Standarte kümmert. Fühlst du dich dem gewachsen? «
    Es war eher ein Befehl denn eine Frage, so sanft sie auch vorgebracht worden war, und Cato wurde von jäher Hochstimmung erfasst, als die bittere Scham, die er gerade eben noch empfunden hatte, hinweggeschwemmt wurde. Statt zu antworten legte er den Schild ab und packte mit der Linken die Standarte.
    »Eine große Verantwortung«, sagte Macro. »Das weißt du.«
    »Ja, Herr. Danke, Herr. Ich werde sie unter Einsatz meines Lebens beschützen.«
    »Das sollst du auch. Wenn Porcius bei seiner Rückkehr auch nur einen Kratzer entdeckt, hängt er beim nächsten Einsatz deine Eier daran. Kapiert?«
    Cato nickte feierlich.
    »Bleib in meiner Nähe und halte die Standarte hoch, ganz gleich, was geschieht. So hoch, dass die Männer sie jederzeit sehen können. Verstanden? … Aber was ist da los?«
    Auf der Mauer war ihm eine Bewegung ins Auge gefallen. Sämtliche Legionäre waren auf den Beinen, hielten Schilde und Schwerter bereit. Cato reckte die Standarte hoch und folgte Macro zur Palisade. Jenseits der Mauer hatten sich die Germanen von den Lagerfeuern erhoben und rückten als schwarzer Pulk aufs Tor zu. Die unförmigen Gestalten in dem Gedränge waren die Männer, die Reisigbündel schleppten. Einige hatten Fackeln dabei, welche die Gesichter der Nebenmänner in ein flackerndes gelbrotes Licht tauchten.
    »Vergesst nicht, Männer«, rief Macro und zog das Schwert, »wenn sie hier eindringen, ist die ganze Kohorte erledigt. Also gebt euer Bestes.«
    Ein lauter Schrei wanderte durch die sich nähernde Germanenhorde und steigerte sich rasch zu einem zornigen, überheblichen Gebrüll. Einige Legionäre schleuderten ihnen ihrerseits ihre Verachtung entgegen.
    »Ruhig!«, übertönte Macro den Lärm. »Den Schreihälsen geht bloß die Puste aus! Wir müssen denen nichts beweisen! «
    Cato hatte neben ihm die Beine fest auf den Boden gepflanzt, wie versteinert von der näher rückenden Bedrohung. Aus irgendeinem Grund wirkte die mit wütender Entschlossenheit heranstürmende Masse im Dunkeln weitaus bedrohlicher als bei Tag. Seine Vorstellungskraft verstärkte jegliches Geräusch und vergrößerte

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