Cato 01 - Im Zeichen des Adlers
ihn so lange aufhalten, bis die anderen mit ihrer Arbeit fertig sind. Anschließend nehmen wir die Beine in die Hand. Auf geht’s.«
Mit Macro und Cato an der Spitze marschierten die beiden Schwadronen die Straße entlang und hielten so dicht bei den Überresten des Tors an, wie die Hitze es zuließ. Dort formierte Macro die Männer zu einem Schildwall und wartete. Lange brauchten sie nicht zu warten. Das Feuer am Tor war rasch gelöscht, und zurück blieb ein Haufen kokelnder Holzbalken. Die Germanen kletterten darüber hinweg, ohne sich an der Resthitze zu stören, und reichten die Wassereimer bis zu der Stelle weiter, wo die Mauern der brennenden Hütte auf die Straße gestürzt waren. Während der Gegner zugange war, warteten die Römer schweigend, und Cato, der in der zweiten Reihe stand, umklammerte den Schaft der Standarte, damit man sein Zittern nicht so merkte. Verstohlen musterte er die Männer um sich herum, die schweigend und reglos mit grimmiger Entschlossenheit den sich auf sie zuarbeitenden Germanen entgegenblickten.
Auf einmal stellten die Germanen die Krüge ab, kletterten über die letzten verkohlten Trümmerteile, die sie noch von den Römern trennten, und stießen ein hysterisches Kampfgeschrei aus.
»Ruhig, Leute!«, knurrte Macro. »Haltet stand. Wir kämpfen in Formation.«
Über Macros Schulter hinweg sah Cato den vordersten Germanen, der mit wehender Mähne geradewegs auf sie zugestürmt kam. Ohne auch nur geringfügig langsamer zu werden, krachte er gegen den Schildwall und wurde durch einen raschen Speerstoß erledigt. Aufstöhnend brach er tot auf der Straße zusammen. Weitere Germanen folgten jedoch, warfen sich gegen die Schilde und bemühten sich verzweifelt, eine Bresche zu öffnen, um ihre Kurzspeere hindurchzustoßen. Als der Druck zunahm, wichen die Legionäre zurück. Der erste der ihren fiel, von einem Speer in der Seite getroffen. Blutüberströmt brach er zusammen – seine Stelle wurde augenblicklich vom Hintermann eingenommen –, und seine zurückweichenden Kameraden waren gezwungen, ihn zurückzulassen. Mit einem wilden Schrei bohrte ihm ein Germane einen Speer in den Hals, woraufhin ein Blutschwall auf den Schildwall spritzte.
Cato duckte sich, als ein Speerstoß auf seinen Kopf zielte, so dass sich die Standarte nach vorn neigte. Die Germanen stürzten sich begierig darauf, und einer bekam das Banner tatsächlich zu fassen.
»Hände weg, Hermann!«, rief Macro und rammte dem Germanen, der seine Deckung leichtsinnig vernachlässigt hatte, das Schwert in die Brust. Der Griff des Germanen löste sich unvermittelt, und Cato riss die Standarte wieder in die Senkrechte, noch ganz erschreckt angesichts der Schande, der er nur knapp entronnen war.
Macro blickte sich rasch um und sah, dass die übrigen Männer der Zenturie mehrere Gebäude eingerissen hatten und die Trümmer und das brennende Stroh auf die Straße häuften. Es wurde allmählich Zeit.
»Hintere Abteilung! Zurückfallen lassen.«
Das brauchte man den Männern nicht zweimal zu sagen; sie machten kehrt und rannten über die Straße auf die kleine Öffnung zu, an der Castor ein paar Männer abgestellt hatte, die mit Seilen eine Mauer zum Einsturz bringen sollten. Als die Germanen sahen, dass sich die hintersten Soldaten in Sicherheit brachten, riefen sie ihnen Beschimpfungen hinterher und warfen sich mit frischem Schwung gegen den geschwächten Schildwall. Selbst Cato konnte erkennen, dass die letzte Abteilung in ernsthafte Schwierigkeiten geraten würde, wenn sie sich von den Germanen zu lösen versuchte. Macro aber hatte sich für den Moment gewappnet und brüllte unvermittelt den Befehl: »Wir machen einen Ausfall! Attacke!«
Mit lautem Gebrüll stießen die Legionäre die Schilde vor und hackten auf die Germanen ein. Der Ausfall traf die Germanen unvorbereitet; sie hielten erst inne und wichen dann zurück.
»Lauft!«, brüllte Macro.
Die Soldaten machten auf der Stelle kehrt und stürmten die Straße entlang, mitten unter ihnen Cato, die sperrige Standarte verfluchend. Als sich die Straße vor der Lücke, an der der Rest der Zenturie wartete, verjüngte, blickte Macro sich zu den Germanen um, denn er wollte sicherstellen, dass alle seine Männer entkamen. Der Gegner war noch verwirrt durch den plötzlichen Umschwung in der Taktik der Römer, daher rannte er mit grimmiger Genugtuung den anderen nach.
Einer der Germanen aber, der aufmerksamer war als der Rest, hob seinen Speer über den Kopf und
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