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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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reichhaltige Angebot, bevor er zulangte.
    »Was stinkt denn hier so?« Macro schnüffelte vorwurfsvoll.
    »Ich fürchte, das bin ich, Herr«, antwortete Cato und füllte seinen Becher mit dunkelrotem Massic.
    »Was soll das? Du stinkst wie eine billige Hure.«
    »Das kommt daher, dass Pyrax das Duftwasser für eine billige Hure gekauft hat.«
    »Du parfümierst dich?« Macro wich entsetzt zurück.
    »Ich musste, Herr. Ich habe den ganzen Abend über bis zu den Knien in der Scheiße gestanden. Ich habe mich gewaschen, so gut es ging, aber der Gestank ging einfach nicht weg. Pyrax schlug vor, ihn mit dem Duftwasser zu überdecken.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, Herr. Er hat gemeint, Freudenhaus wäre besser als Scheißhaus.«
    »Darüber lässt sich streiten.«
    »Was macht das Bein, Herr?«, fragte Cato und nahm sich eine weitere Haselmaus.
    »Heilt allmählich. Wird aber noch ein paar Wochen dauern, bis ich wieder laufen kann. Auf die Fahrt im Transportwagen freue ich mich nicht gerade.«
    »Hast du schon eine Ahnung, wo die Legion hingeschickt wird?«
    »Psst! Halt den Mund! Das sollen wir eigentlich noch gar nicht wissen. Ich glaube, deshalb hat man uns alle eingeladen. «
    »Meinst du wirklich?«
    »Warum hätte man sonst so viele Leute zu einem ruhigen Essen zur Feier der Inventur einladen sollen? Nein, da steckt mehr dahinter.«

    Flavia lachte höflich, aber diskret, über den Scherz des Tribuns; wenn es um Kaiser Claudius ging, war Vorsicht angebracht. Gleichwohl aber hätte sie Vitellius gern noch ein wenig mehr ausgeforscht, weshalb sie ihren amüsierten Ausdruck beibehielt.
    »Das ist eine gute Geschichte, Vitellius. Ganz ausgezeichnet. Aber ich wüsste gern von dir, ob du glaubst, dass Claudius der Richtige für den Posten ist?«
    »Ja, was halte ich von Claudius?« Er musterte sie eingehend, bevor er antwortete. »Es ist noch ein wenig früh, um ein Urteil zu fällen, meinst du nicht?«
    »Von Freunden in Rom habe ich erfahren, dass einige Leute bereits sagen, Claudius würde es nicht lange machen, er sei entweder wahnsinnig oder jedenfalls ein Einfaltspinsel. Außerdem heißt es, er lasse das Reich in seinem Namen von freigelassenen Sklaven führen. Zumal von diesem Narcissus.«
    »Ja, das ist mir ebenfalls zu Ohren gekommen.« Vitellius fand es erheiternd, dass die Leute im Gespräch ihre Meinung über den Kaiser stets anonymen Freunden in den Mund legten. »Aber er hat sein Amt gerade erst angetreten, und solange er sich einarbeitet, muss er einen Teil der Arbeit delegieren.«
    »Da hast du wohl Recht«, erwiderte Flavia und zupfte ein Stückchen Fleisch von einem der Knochen auf ihrem Teller. »Ich frage mich, wie man überhaupt von einem einzigen Mann erwarten kann, dass er das Reich regiert – das ist eine solch riesige Last. Ich weiß, ich bin bloß eine Frau und verstehe nicht viel von den Staatsgeschäften, könnte mir aber vorstellen, dass eine solche Aufgabe die Kräfte eines Einzelnen überfordert. Es gibt im Senat doch gewiss genügend kluge Köpfe, auf die der Kaiser zurückgreifen könnte, um sich bei der Regierungsarbeit helfen zu lassen ?«
    »Um sich bei der Regierungsarbeit helfen zu lassen? Oder damit sie an seiner Stelle regieren? Dann hätten wir wieder das gleiche Blutvergießen wie zur Zeit der Republik. Fast jeder Politiker ein Soldat und jeder Soldat ein Politiker, und wenn es erst mal so weit kommt, gibt es keine Wahlen mehr – nur noch Kriege.«
    »Als wenn es jetzt noch Wahlen gäbe«, meinte Flavia lächelnd.
    »Nein. Nein, die gibt es nicht. Aber wie lange ist es her, dass Römer Römer im Namen des politischen Ehrgeizes ihres Generals gemordet haben?«
    »Soweit ich mich erinnere, ist es zuletzt dazu gekommen, als der göttliche Augustinus sämtliche Rivalen getötet und uns seine Dynastie aufgezwungen hat. Seien wir mal ehrlich, an den Händen der Kaiser klebt ziemlich viel Blut. In Rom gibt es viele, die unter Augustus, Tiberius und Caligula gelitten haben. Wie kann man sich da sicher sein, dass der gegenwärtige Amtsinhaber diese Tradition nicht fortführt?«
    »Mag sein. Aber wie viele Menschen wären erst gestorben, hätte Augustus nicht dem Senat die Kontrolle über die Armee entzogen und sie zu seinem Werkzeug gemacht ?«
    »Dann ist das also allein eine Frage der Zahl der Todesopfer ?«
    »Moment mal«, sagte Vitellius ruhig. »Glaubst du wirklich, wir sollten die Republik wieder einführen?«
    »Nein, das glaube ich nicht«, entgegnete Flavia liebenswürdig. »Aber

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