Cato 02 - Im Auftrag des Adlers
können. Wir schnappen ihn uns von hinten.«
»Großartig. Und dann?«
»Immer eines nach dem anderen.«
Während Cato aus seinem Versteck zusah, lenkte der Reiter sein Pferd näher heran, ganz lässig und sorglos den frühen Sommermorgen genießend. Cato arbeitete sich ein kleines Stück ins Unterholz zurück und zog vorsichtig sein Schwert. Auf dieses Zeichen hin machten auch die anderen Männer sich bereit, hervorzubrechen, sobald der Brite an ihnen vorbei war. Doch als der Mann keine hundert Fuß mehr von ihnen entfernt war, so nah, dass Cato unter dem Helm das Gesicht eines ganz jungen Burschen erkennen konnte, erschallte flussabwärts der schrille Ruf eines keltischen Kriegshorns. Der Brite zügelte sein Pferd und wandte sich zu der Reitergruppe um. Die machte ihrerseits kehrt und bedeutete ihm mit wildem Winken, sofort zurückzukommen. Mit einem letzten Zuruf an Pyrax wendete der junge Brite sein Pferd und trieb es zum Trab an, den Kameraden nach, die schon die Uferböschung hinauf zur Furtbefestigung losgeprescht waren.
»Was mache ich jetzt?«, fragte Pyrax.
»Gar nichts. Bleib einfach so, bis sie außer Sicht sind.«
Wie Cato erwartet hatte, waren die Briten zu sehr in Eile, um ihrem zurückgebliebenen Kundschafter noch weitere Aufmerksamkeit zu schenken, und verschwanden, ohne sich länger um Pyrax zu kümmern. Als auch der junge Reiter vom Wald verschluckt war, ließ Pyrax die Zügel locker und sackte nach vorn.
»Scheiße. Das war knapp.«
»Gute Arbeit!« Lächelnd tätschelte Cato dem Pferd den Kopf.
»Was war da los? Dieses Hornsignal?«
»Sie werden wohl auf die Bataver gestoßen sein. Du kehrst jetzt sofort zu Vespasian zurück und erstattest ihm Bericht. Wir anderen schleichen den Fluss entlang weiter, aber ich bezweifle, dass uns noch mehr britische Kundschafter über den Weg laufen. Ab mit dir.«
»Richtig.« Pyrax riss das Pferd am Zügel herum und stieß ihm die Hacken in die Weichen.
»Pyrax!«, rief Cato ihm nach. »Runter mit Helm und Umhang, wenn du lange genug am Leben bleiben willst, um Bericht zu erstatten!«
10
Während Vitellius nervös nach Nordosten Ausschau hielt, formierte sich hinter den britischen Befestigungen eine riesige Schar aus Infanteristen und Kavalleristen. Es war beinahe Mittag, der Himmel leuchtete tiefblau, und die Sonne brannte auf die beiden Armeen nieder, die einander, vom Fluss getrennt, gegenüberstanden. Von seinem Standort hatte Vitellius einen großartigen Blick über die hügelige Landschaft, von der ein großer Teil gerodet und mit Getreide bestellt war, das sich nun wie große Laken grüner Seide leise im Wind kräuselte. Dieses Land würde eine ausgezeichnete römische Provinz abgeben, wenn seine Bewohner erst einmal von Rom unterworfen und zivilisiert waren. Doch von Unterwerfung war noch nichts zu spüren. Tatsächlich hatte die Armee hier eine viel härtere Nuss zu knacken, als man ursprünglich geglaubt hatte. Den Briten fehlte es zwar völlig an der Technik einer modernen Kriegsführung, doch dafür kämpften sie mit ungeheurem Mut und viel Elan.
Sobald die römischen Kriegsschiffe ihre Brandgeschosse verbraucht hatten, waren die Briten hinter ihren Erdwällen hervorgekommen, hatten eilig eine Schutzwand aus erdgefüllten Weidenkörben errichtet, um sich vor dem Geschosshagel der Katapulte zu schützen, und sich an die Reparatur des Brandschadens gemacht. Dabei waren noch zahlreiche weitere Männer niedergestreckt worden, doch die Briten hatten die Leichen einfach auf die Erdwälle gehoben. Ein bestimmter Krieger hatte die römische Artillerie ganz besonders gereizt. Es war ein riesiger Mann, auf dessen blondem Haar ein Flügelhelm saß, sein einziges Kleidungsstück, denn ansonsten war er splitterfasernackt, und so stand er unmittelbar am Ufer, schrie den römischen Kriegsschiffen Beleidigungen zu und schwenkte herausfordernd eine Doppelaxt. Hin und wieder drehte er sich um und streckte dem Gegner den Hintern entgegen, um ihn noch mehr zu provozieren. Die Marine reagierte wütend auf diese arrogante Herausforderung, und die nächstgelegene Trireme war zu dem britischen Krieger herumgeschwenkt und hatte ihn unter Beschuss genommen. Er erwies sich als bemerkenswert gelenkig und hatte bisher allen Bolzen ausweichen können. Tatsächlich zielte die Mannschaft sogar vor lauter Begierde, ihn endlich festzunageln, immer schlechter, je beleidigender er wurde.
»Dummköpfe!«, knurrte General Plautius. »Sehen diese Idioten denn nicht, was
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