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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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zurückkehre, überlegte Vitellius bitter, während er die Gefahren abschätzte, die der Neunten Legion bevorstanden. Da unten würde es gefährlich werden, viel zu gefährlich. Selbst wenn er überlebte, bestand die Möglichkeit, dass er sich eine so entstellende Verletzung zuzog, dass andere Menschen künftig ihren Blick abwandten. Vitellius war eitel und wollte nicht nur Macht, sondern auch Zuneigung und Bewunderung. Er fragte sich, ob der General sich vielleicht überreden ließe, stattdessen einen entbehrlicheren Offizier zu schicken, und blickte auf. Plautius beobachtete ihn genau.
    »Es gibt keinen Grund zu zögern, Tribun. Brich auf!«
    »Jawohl, Herr.« Vitellius salutierte und requirierte sofort den Schild eines der Leibwächter des Generals, bevor er zu den beiden Kohorten der Neunten Legion hinunterstieg, die für den ersten Angriff ausgewählt waren. Die anderen acht Kohorten setzten sich ins zertrampelte Gras des Hangs, der sich zum Flussufer hinuntersenkte. Von hier hatten sie einen hervorragenden Blick auf den Angriff, und sie würden ihre Kameraden zur gegebenen Zeit aus vollem Halse anfeuern – überwiegend aus dem Gefühl der Selbsterhaltung heraus, denn falls die erste Welle keinen Erfolg hatte, war es bald an ihnen, den Briten entgegenzutreten. Vitellius schlängelte sich durch die lagernden Soldaten hindurch bis zu den geordneten Reihen der Ersten Kohorte – der Rammsporn einer jeden Legion, eine Einheit von doppelter Mannstärke, die mit den gefährlichsten Aufgaben auf dem Schlachtfeld betraut wurde. Über neunhundert Mann standen stramm da, die Speere auf den Boden gestützt, und betrachteten schweigend die Gefahren, die vor ihnen lagen.
    Der Legat der Neunten, Hosidius Geta, stand unmittelbar hinter der Ersten Zenturie. Neben ihm befand sich der Oberzenturio der Legion, und hinter diesem versammelte sich der Offiziersstab um die Adlerstandarte.
    »Tag, Vitellius«, begrüßte ihn Geta. »Du schließt dich uns an?«
    »Jawohl, Herr. Der General möchte, dass sich jemand während des Angriffs einen Eindruck vom Gelände und der Bodenbeschaffenheit verschafft.«
    »Gute Idee. Wir werden nach Kräften dafür sorgen, dass du deinen Bericht erstatten kannst.«
    »Danke, Herr.«
    Bei der unüberhörbaren Ironie in der Antwort des Tribuns drehten sich die Köpfe zu ihm herum, doch der Legat war souverän genug, es ihm durchgehen zu lassen.
    In diesem Moment ließen die Trompeten des Hauptquartiers das Signal der Kohorte ertönen, gefolgt von einer kurzen Pause, an die sich das Angriffssignal anschloss.
    »Das sind wir.« Der Legat nickte dem Oberzenturio zu. Geta zog den Riemen seines auffällig dekorierten Helms straff und holte tief Atem, bevor er seine Befehle brüllte.
    »Erste Kohorte bereit zum Vormarsch!« Drei Taktschläge Pause und dann: »Marsch!«
    Im Takt des vom Zenturio ausgerufenen Schritttempos marschierte die Kohorte in einer Wellenbewegung bronzener Helme, klirrender Kettenpanzer und schimmernder Speerspitzen voran und bewegte sich Reihe um Reihe auf den Saum des Flusses zu, wo das Wasser über einen Streifen aus Kies und Wasserpflanzen floss.
    Vitellius nahm seinen Platz unmittelbar hinter dem Legaten ein und konzentrierte sich darauf, mit dem Offiziersstab Gleichschritt zu halten. Dann war er im Fluss und watete platschend durch das braune Wasser, das von der Ersten Zenturie noch aufgewühlt war. Zu seiner Rechten wirkte die nächstgelegene Trireme, die nur fünfzig Schritt von ihm entfernt emporragte, wie eine riesige, schwimmende Festung. Die Gesichter der Männer an Deck waren deutlich zu sehen, während sie ihren Beschuss des gegnerischen Ufers noch verstärkten, um die dortige Verteidigung so weit wie möglich zu schwächen, bevor die Kameraden von der Infanterie zuschlugen. Das Rumsen der Wurfmaschinen und das schärfere Krachen der Katapulte wurde deutlich übers Wasser herangetragen und war auch trotz des lauten Geplatsches der durchs Wasser stapfenden Legionäre noch zu hören.
    Schnell stieg ihnen das Wasser bis zur Hüfte, und Vitellius schaute beunruhigt auf, als er bemerkte, dass sie erst ein Drittel des Weges zurückgelegt hatten. Die größere Tiefe verlangsamte den Vormarsch, und schon drängten die vorderen Reihen sich dichter. Die Zenturionen der folgenden Einheiten verlangsamten das Marschtempo, und so quälte sich die Kohorte weiter voran, wobei das Wasser stetig stieg, bis es ihnen halb bis zur Brust reichte. Vitellius stellte fest, dass sie sich dem

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