Cato 02 - Im Auftrag des Adlers
langsamer. Die meisten hatten lange genug gedient, um zu wissen, wie unangenehm ein Schild zu tragen war, der sich mit Wasser vollgesogen hatte, und hielten ihre Ausrüstung hoch, während sie im Gefolge Tausender von Soldaten zum anderen Ufer marschierten. Trotz der Ruhepause am vorangegangenen Nachmittag waren die Männer noch immer müde, und wer mit leichteren Verletzungen als marschierfähiger Verwundeter galt, der trug den angestrengten Ausdruck eines Menschen im Gesicht, der ständig gegen seinen Schmerz ankämpft. In der ganzen Kolonne gab es Männer mit Verbänden um Kopf oder Gliedmaßen, einige davon noch immer von eigenem oder fremdem Blut durchtränkt. Doch obwohl die Legion einen so angeschlagenen Eindruck machte, marschierten alle willig zur Front, bereit, die Briten ein weiteres Mal zur Schlacht herauszufordern.
Der Erfolg des gestrigen Angriffs hatte das Selbstvertrauen der Zweiten neu entfacht, und das ermutigte den Kommandanten. Er beobachtete, wie die Kolonne am anderen Ufer aus dem Fluss stieg, den schlammigen Uferrand durchwatete, die Wälle erkletterte und dann in den Befestigungsanlagen dahinter verschwand. Im dämmrigen Licht fühlte Vespasian sich an einen Riesentausendfüßler erinnert, den er als Kind einmal auf dem Familienlandsitz bei Reate gesehen hatte – ein glänzendes Etwas, das sich mit zahllosen dunklen Beinen einen Hügel hinaufarbeitete.
Neben ihm saß Vitellius schweigend auf seinem Pferd und starrte auf den Uferstreifen vor der Befestigung. Die Erinnerung an den schrecklichen Angriff, der sich auf diesem Stück Boden abgespielt hatte, stand in scharfem Kontrast zur Heiterkeit, den der Fluss jetzt am frühen Morgen ausstrahlte. Das Blut, das ihn rot gefärbt hatte, war weggespült worden, und die zahllosen am Ufer verstreuten Leichen hatte man zur Einäscherung fortgetragen. Außer den Erinnerungen der Überlebenden, die hier gekämpft hatten, wies nur noch wenig auf die furchtbare Schlacht des Vortags hin. Mit einem unbestimmten, deprimierenden Gefühl der Unwirklichkeit wendete Vitellius sein Pferd, grub ihm die Fersen in die Weichen und trabte den Abhang hinauf, wo die für den Wegebau zuständige Einheit einen Reitpfad angelegt hatte. Er kam an den Männern der Vierten Kohorte vorbei, ohne den feindseligen Blick, den die beiden an der Spitze der Sechsten Zenturie marschierenden Männer auf ihn richteten, zu bemerken.
»Ich dachte, wir wären den Scheißkerl los«, grollte Macro. »Was hat der nur wieder hier in der Legion zu suchen? «
Cato ließ sich von der Rückkehr des Tribuns zur Zweiten Legion nicht übermäßig beunruhigen. Seine Gedanken waren bei anderen Dingen. Heute Morgen kamen ihm seine Schmerzen schlimmer vor denn je, und er sehnte sich nach der Ruhe des vorangegangenen Tages zurück. Seine Ausrüstung scheuerte und hatte schon einen Teil der Brandblasen aufplatzen lassen, und der grobe Stoff seiner Tunika auf dem rohen Fleisch war die reinste Folter. Er biss die Zähne zusammen und konzentrierte sich darauf, der vorangehenden Zenturie zu folgen.
Als sie die Überreste der britischen Befestigungsanlagen passierten, war Cato von der Szene, die sich seinen Augen bot, schockiert. Der befestigte Bereich war vom Feuer geschwärzt, und während man die Leichen der Römer achtungsvoll eingeäschert hatte, hatte man sich diese Mühe mit den toten Eingeborenen nicht gemacht, sodass sie nun in Haufen unter der Sonne lagen und verwesten. Die windstille Luft war erfüllt vom süßlichen Leichengestank, und angesichts der starren Gliedmaßen, leeren Augen und aufklaffenden Münder war dem jungen Optio ganz schlecht vor Ekel. Cato spürte, wie ihm die Galle in die Kehle stieg, und beschleunigte seinen Schritt, genau wie all die anderen, die vor ihm die Befestigungsanlagen passiert hatten. Unter dem wachsamen Blick der Zwanzigsten Legion, die als Aufsicht zurückblieb, waren Dutzende von Gefangenen damit beschäftigt, Gruben für ihre gefallenen Kameraden auszuheben. Die von der Zwanzigsten freuen sich bestimmt über ihr Glück, das sie von der nächsten Schlacht verschont, überlegte Cato, der sie einen Moment lang um ihr Los beneidete, bevor ihm wieder Verwesungsgestank in die Nase drang, bis er würgte.
»Nur ruhig, Junge«, redete Macro ihm gut zu. »Das ist doch nur ein Geruch. Versuch einfach nicht daran zu denken, wo der herkommt. Wir sind gleich wieder hier raus.«
Cato fragte sich, wie Macro angesichts der Leichenberge rundum nur so ungerührt bleiben
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