Cato 02 - Im Auftrag des Adlers
genauso behindern wie uns.«
»Wohl schon, Herr. Aber ich denke mir, dass sie hier zu Hause sind und sich auskennen. Das könnte uns Probleme bereiten.«
»Vielleicht.« Macro nickte eher unbesorgt. »Aber ich glaube, jetzt, da sie sich nicht mehr hinter einem Fluss und ihren Befestigungen verstecken können, wird ihnen das nicht mehr viel helfen.«
Cato wünschte, die gelassene Einschätzung seines Vorgesetzten teilen zu können, doch die taktische Klaustrophobie des Soldaten, der sich am Ende der Befehlskette weiß, heizte seine schlimmsten Phantasien an.
Plötzlich durchnitt der schrille Ruf mehrerer Trompeten die Luft, und sofort war Macro auf den Beinen. »Hoch! Hoch, ihr faulen Säcke! Packt euer Zeug und formiert euch auf dem Weg.«
Der Befehl hallte die Reihe entlang, und gleich darauf bildeten die Männer der Zweiten Legion eine lange, dichte Kolonne, jeder Schild parat und jeder Speer wurfbereit.
Wo der Weg vor der Zenturie zum Hügel hinaufführte, sah Cato den Kommandanten und seinen Stab oben auf dem Kamm. Ein berittener Bote war im Gespräch mit dem Legaten und deutete auf die andere Seite des Hügelkamms hinüber. Mit einem eiligen Salut ließ der Bote sein Pferd herumwirbeln und galoppierte außer Sichtweite, worauf der Legat sich seinen Stabsoffizieren zuwandte und die notwendigen Befehle erteilte.
»Und was jetzt?«, grummelte Macro.
20
Der Vormarsch zur Tamesis geriet schnell außer Kontrolle, stellte Vespasian fest. Die batavischen Kohorten hatten die Verfolgung der Briten völlig verkehrt angepackt. Statt sich darauf zu konzentrieren, die Strecke bis zum nächsten Fluss aufzuklären, waren die Hilfstruppen dem für ihren Stamm so typischen Blutdurst erlegen. Und so hatten die Bataver sich nun über eine weite Front verteilt und brachten jeden Briten zur Strecke, der ihnen unter die Augen kam, als ginge es hier um eine groß angelegte Hirschjagd.
Unterhalb des Hügelkamms zog das dichte Gestrüpp sich den Hang hinunter und ging dann in einen weiteren dieser Sümpfe über, die einen unangenehm großen Teil der Landschaft zu bedecken schienen. Zwischen dem Stechginster tauchten die Helmbüsche und gelegentlich auch eine Standarte der Bataver auf, deren Blutdurst offensichtlich noch nicht gestillt war, denn sie kämpften sich bei der Verfolgung der glücklosen Briten mühsam durch die schmalen Pfade des Dickichts. Das Sumpfland breitete sich öd und leer vor Vespasian aus, bevor es dem breiten, glänzenden Band der großen Tamesis wich. Der Weg, über den die Zweite Legion marschierte, führte in gerader Linie den Hang hinunter und dann über einen primitiven Damm, der an einer kleinen Anlegestelle am Fluss endete. Auf der anderen Seite des Flusses war das Gegenstück zu erkennen.
Angesichts der Aufgabe, die vor ihm lag, schlug Vespasian sich entnervt auf den Oberschenkel. Sein kampferprobtes Pferd beachtete das Geräusch gar nicht, sondern weidete zufrieden im üppigen Gras am Wegrand. Verärgert über die Selbstzufriedenheit des unwissenden Tiers riss Vespasian das Pferd am Zügel herum und schaute nun auf die Marschlinie der Legion zurück. Die Männer standen schweigend da und warteten bewegungslos auf ihren Befehl. Ein dunkler, sich dahinwindender Zug in einigen Meilen Entfernung ließ den Vormarsch der Vierzehnten Legion erkennen, die sich der Tamesis auf einem ungefähr parallelen Weg weiter stromaufwärts näherte.
Adminius zufolge sollte der Weg der Vierzehnten zu einer Brücke über den Fluss führen, doch Vespasian konnte keinerlei Hinweis darauf entdecken. Caratacus hatte wohl ihre Zerstörung veranlasst. Sollten sich keine anderen Brücken oder Furten finden, mussten die Legionen auf der Suche nach einer Alternative flussaufwärts marschieren, wodurch die mageren Nachschublinien zum Depot an der Küste noch weiter auseinander gezogen wurden. Vielleicht würde Plautius aber auch versuchen, die Truppen mit Schiffen ans andere Ufer zu werfen. Im Osten, wo die Tamesis zum Horizont hin immer breiter wurde, waren deutlich Schiffe zu erkennen. Die Flotte beeilte sich, die Legionen auf dem Vormarsch zu unterstützen. Obgleich die Briten nach Adminius’ Aussage keine Flotte besaßen, die sie gegen die Römer hätten einsetzen können, wollte General Plautius kein Risiko eingehen. Die schlanken Silhouetten der Triremen begleiteten die tief liegenden, breiten Lastschiffe, die sich bemühten, in Formation zu bleiben. Erst wenn die Schiffe sich wieder mit der Armee vereint hatten,
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