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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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aalglatt. »Den Gerüchten zufolge sind die Liberatoren eine Geheimorganisation, die den Ehrgeiz hegt, den Kaiser zu stürzen und eine neue Republik auszurufen. Angeblich gibt es sie schon seit Augustus’ Zeiten, und sie waren eitel genug, sich nach Cäsars Mördern zu benennen.«
    »Ein Gerücht?«, hakte Vespasian nachdenklich nach. »Mehr nicht?«
    »Das reicht für eine Exekution, Herr. In Rom und den Provinzen wimmelt es nur so von Narcissus’ Spitzeln, die nach Verbindungsleuten der Organisation suchen. Die Leute, die in Scribonianus’ Verschwörung verwickelt waren, sollen angeblich Verbindungen zu den Liberatoren haben. Wie viel deine Frau wohl über sie weiß? Das würde Narcissus sie gewiss gerne einmal fragen, wenn er die Gelegenheit bekäme.«
    Vespasian ging nicht auf die kaum verhüllte Drohung ein; keiner der beiden hatte etwas zu gewinnen, wenn er den anderen an den Pranger stellte. Er dachte stattdessen über Flavia und ihre mögliche Verbindung zu der Verschwörung nach, die sich in den Schatten der römischen Geschichte versteckte. Nach dem, was er von Narcissus wusste, verfolgte der kaiserliche Stabschef jeden, der eine Bedrohung für den Kaiser darstellte, mit erbarmungsloser Grausamkeit. Wie lange es auch dauern würde und wie viele Verdächtige auch gefoltert werden mussten, um an die Informationen heranzukommen, man würde der Verschwörung auf die Spur kommen und ihre Mitglieder unauffällig beseitigen.
    Falls Vitellius allerdings Recht hatte, schmiedeten die Liberatoren ihre Pläne schon seit Jahrzehnten, und das sprach für eine außergewöhnliche Verpflichtung zu Geheimhaltung und Geduld. Vespasian konnte sich vorstellen, was die Anhänger dieser Bewegung antrieb. Seit mehr als sechzig Jahren wurde Rom von den Kaisern regiert, nachdem Augustus die schreckliche Zeit des Bürgerkriegs beendet hatte, der den römischen Staat über Generationen zerrissen hatte, doch den Preis für diesen Frieden zahlten die Aristokraten, denen der Zugang zur politische Macht, die ihre Familien seit Hunderten von Jahren in Händen hielten, verwehrt blieb. Eine Gesellschaftsklasse, die so vom Gefühl ihrer eigenen schicksalhaften Bedeutung durchdrungen war, ordnete sich nicht ohne weiteres einer Dynastie unter, die einen Verrückten wie Caligula und einen Dummkopf wie Claudius hervorgebracht hatte.
    Aber, dachte Vespasian, welche andere Möglichkeit blieb Rom denn?
    Gab man die Herrschaft über das Imperium an den Senat zurück, würde die zivilisierte Welt sich ein weiteres Mal in ein Schlachtfeld verwandeln, auf dem die riesigen Armeen der machtbesessenen Senatorenfraktionen herumstreiften. Die würden eine Spur der Verwüstung hinter sich herziehen, während die Barbarenhorden jenseits der Grenzen des Imperiums schadenfroh zuschauten. Welche Fehler die Kaiser auch immer haben mochten, sie standen für Ordnung. Auch wenn sie die Reihen der Aristokraten von Zeit zu Zeit lichteten, garantierten sie doch den Menschenmengen Roms und allen anderen Bewohnern des römischen Reiches ein gewisses Maß an Ordnung und Frieden. Auch wenn Vespasian der Klasse der Senatoren angehörte, deren Sache die Liberatoren sich auf ihre Fahne geschrieben hatten, wusste er doch, dass die von den Liberatoren vorgeschlagene Rückkehr zur Herrschaft des Senats zu schrecklich war, um auch nur in Erwägung gezogen zu werden.
    »Herr?«
    Vespasian blickte auf, irritiert, dass sein Gedankengang unterbrochen wurde. »Was denn?«
    »Haben wir sonst noch etwas zu besprechen? Oder kann ich zu meinen Pflichten in der Zweiten zurückkehren? «
    »Wir haben alles besprochen, was zu besprechen war. Du solltest Plinius Bescheid sagen, dass er den Posten des Obertribuns wieder abgeben muss. Er soll dir über den morgigen Vormarsch Bericht erstatten. Und in der Vorratsverwaltung ist noch einiges zu erledigen. Kümmere dich darum, bevor du schlafen gehst.«
    »Ja, Herr.«
    »Merk dir, was ich dir jetzt sage, Vitellius.« Vespasian fasste den Tribun fest ins Auge. »Wie auch immer deine Pflichten als Spitzel des Kaisers aussehen mögen, zunächst einmal bist du mein Obertribun, und ich erwarte von dir, dass du dich entsprechend verhältst. Ein einziger ungehöriger Schritt, ein einziges unangemessenes Wort, und ich sorge dafür, dass du an die Folgen für den Rest deines Lebens denken wirst.«

19

    Früh am nächsten Morgen stieß die Armee über den Mead Way vor. Als die dicht gedrängte Kolonne der Soldaten die Furt erreichte, wurde das Tempo

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