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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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konnte. Doch dann sah er, dass der Zenturio nervös schluckte und merkte, dass selbst dieser abgehärtete Veteran seinen Abscheu vor den Folgen der Schlacht nicht gänzlich unterdrücken konnte. Die Kolonne durcheilte das zerstörte Lager in einem Schweigen, das lediglich vom Geklapper der Ausrüstung und dem nervösen Husten jener Männer unterbrochen wurde, denen der grauenhafte Gestank am meisten zusetzte. Nachdem sie den Befestigungswall der gegenüberliegenden Seite hinter sich hatten und wieder in der freien Landschaft waren, atmete Cato tief durch, um auch das letzte bisschen stinkende Luft aus seiner Lunge zu stoßen.
    »Besser?«, fragte Macro.
    Cato nickte. »Ist das immer so?«
    »Ziemlich. Es sei denn, wir kämpfen im Winter.«
    Die britischen Befestigungen lagen jetzt hinter ihnen, und der frische Duft der freien Natur fegte die Erinnerung an den Leichengestank weg. Aber auch hier übersäten Spuren der gestrigen Verfolgungsjagd auf die Briten den Weg, so weit das Auge in Richtung der Tamesis reichte. Nutzlos gewordene Waffen, Pferdekadaver, umgekippte Streitwagen und dahingestreckte Leichen lagen auf dem zertrampelten Erdreich verstreut. Fliegen schwirrten in kleinen Wolken über den Toten. Ein Staubnebel hing in der Luft, aufgewirbelt von den marschierenden Legionen, die sich im Gefolge der Hilfstruppen und der Kavallerie dem Feind an die Fersen geheftet hatten.
    Cato spürte, wie die erste Tageswärme über ihn hinwegstrich. Später würden die Marschbedingungen bei zunehmender Hitze fast unerträglich werden, unter der Last der Ausrüstung, die für den Gebrauch in der Schlacht entworfen war, ohne allzu viele Gedanken an ihre Tragbarkeit auf dem Marsch zu verschwenden. Schon jetzt verursachten ihm seine aufgescheuerten Brandwunden unvorstellbare Qualen, doch er wusste, dass die Schmerzen noch einige Tage andauern würden. Da er daran nichts ändern konnte, musste er sie wohl einfach ertragen, wie er sich mit verzogenem Gesicht sagte.
    Als die Sonne am azurblauen Himmel höher stieg, wurden die Schritte der dahinstapfenden Legionäre immer kürzer, als würden sie in der Hitze dahinwelken, und die fröhliche Unterhaltung des Tagesanbruchs versiegte bis auf eine gelegentlich gemurmelte Bemerkung. Gegen Mittag näherte sich die Legion dem Kamm einer niedrigen Hügelkette, und der Legat befahl einen Halt. Schilde und Speere wurden am Wegrand niedergelegt; sogleich ließen sich die Legionäre zu Boden sinken und tranken dankbar aus den ledernen Feldflaschen, die sie noch vor Tagesanbruch gefüllt hatten.
    Die Sechste Legion lagerte in der Nähe einer kleinen Gruppe von Leichen, einige Römer, die meisten aber Briten – stilles Zeugnis eines erbitterten Rückzugsgefechts, das am Vortag stattgefunden hatte. Heute störte kein Kampflärm die gedämpften Stimmen der Männer der Zweiten Legion, nicht einmal der ferne Klang einer Trompete oder eines Horns. Es war, als hätte die Schlacht des Vortags sich wie eine Flutwelle zurückgezogen und überall zerbrochenes oder blutiges Treibgut zurückgelassen. Plötzlich empfand Cato ein mit Angst gemischtes Bedürfnis, genauer zu erfahren, wie die Dinge eigentlich standen. Er unterdrückte den Drang, Macro nach dem Bevorstehenden zu fragen, da der Zenturio nicht mehr wusste als er selbst und ihm nur die Einschätzung des erfahrenen Veteranen vermitteln konnte. Wenn Cato richtig lag, hatte die Legion seit dem Mead Way acht oder neun Meilen zurückgelegt. Das bedeutete, dass noch einmal eine ähnliche Strecke vor ihnen lag, bevor sie auf die Tamesis stießen. Und dann? Noch so ein verdammter Angriff über den Fluss? Oder wichen die Briten diesmal so schnell zurück, dass ihnen keine Zeit mehr für eine organisierte Verteidigung blieb?
    Die grasbewachsenen Hügel gingen in dichtes Stechginsterdickicht über, das ihren Weg von beiden Seiten bedrängte und von schmalen Wildwechseln durchzogen war, die sich rasch außer Sicht schlängelten. Falls das Terrain vor ihnen überall so war, überlegte Cato, würde die nächste Schlacht ganz anders aussehen, nämlich aus unzähligen Scharmützeln bestehen, während beide Seiten sich durch das wirre Gestrüpp hindurcharbeiteten. Also genau die Art von Schlacht, die ein General kaum kontrollieren konnte.
    »Nicht gerade das beste Schlachtfeld für uns Römer, hm?« Macro hatte gesehen, wie sein Optio nervös in das Stechginsterdickicht blickte.
    »Nein, Herr.«
    »Mach dir mal keine Sorgen, Cato. Dieses Zeugs wird die Briten

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