Cato 02 - Im Auftrag des Adlers
bessere Zeit zum Spionieren wünschen, Herr? Wenn Männer ständig an die Schlacht denken müssen, hüten sie ihre Zunge weniger. Das erleichtert meine Aufgabe enorm.«
Vespasian betrachtete ihn mit offener Verachtung. »Manchmal macht deine Art mich richtig krank, Tribun.«
»Ja, Herr.«
»Solltest du die Pflichterfüllung meiner Legion gegenüber dem Rest der Armee hintertreiben, werde ich dich töten, das schwöre ich.«
»Ja, Herr.« Falls sein Gesicht Überheblichkeit oder aber Unterwerfung unter eine höhere Autorität ausdrückte, konnte Vespasian das zumindest nicht erkennen. Keiner von beiden sagte ein Wort und keiner bewegte sich, während sie sich mit den Augen maßen. Schließlich schob Vespasian sich in seinem Stuhl zurück.
»Ich nehme doch an, dass wir uns recht verstehen, Vitellius. «
»Oh, da bin ich mir ganz sicher, Herr. Und darf ich davon ausgehen, dass unsere Abmachung bezüglich der außerplanmäßigen politischen Ambitionen deiner Frau und meiner Schatzjagd noch immer gelten?«
Vespasian nickte mit fest verschränkten Händen. »So lange du deinen Teil der Abmachung einhältst.«
»Keine Sorge, Herr. Im Moment ist deine Frau völlig sicher. «
»Wobei die Frage natürlich lautet, ob an deinen Behauptungen auch nur ein Quäntchen Wahrheit ist.«
»Ein Quäntchen Wahrheit?« Vitellius lächelte. »Du wärest wohl ziemlich überrascht, wenn du wüsstest, wie weit Flavia gehen würde, um ihre politischen Ziele zu erreichen. Viel weiter, als es klug für eine Frau ist, deren Mann eine viel versprechende Zukunft vor sich hat – im Dienste des Kaisers.«
»So sagst du«, antwortete Vespasian mit einem langsamen Nicken. »Aber die Beweise für deine Behauptungen bist du mir noch schuldig. Nichts von dem, was du mir bisher berichtet hast, ließe sich vor Gericht beweisen.«
»Vor Gericht!« Vitellius kicherte. »Was für eine merkwürdige Idee. Wie kommst du nur auf den Gedanken, dass Beschuldigungen gegen Flavia oder dich selbst überhaupt vor ein Gericht gebracht würden? Ein vertrauliches Wörtchen des Kaisers, und ein kleiner Trupp Prätorianer käme bei euch zu Besuch, mit dem Auftrag, erst wieder zu gehen, wenn ihr als Leichen dalägt. Dann wäre eine höfliche kleine Todesanzeige in den Nachrichtenverlautbarungen Roms noch das Beste, worauf ihr hoffen könntet. So ist die Welt eben, Herr. Am besten gewöhnst du dich daran.«
»Ich werde mich daran gewöhnen. So wie du dich besser an den Gedanken gewöhnen solltest, dass ich dich in deinen eigenen kleinen Verrat hineinziehen kann.«
»Oh, das habe ich keineswegs vergessen, Herr. Deswegen führen wir ja diese Unterhaltung. Ich nehme an, du hast dafür gesorgt, dass dein Teil der Übereinkunft sicher dokumentiert ist?«
»Natürlich«, log Vespasian. »Ich habe meinem Anwalt in Rom eine Nachricht zur Verwahrung geschickt, bis ich sie entweder zurückverlange oder sterbe. Was auch immer zuerst eintritt. Im Falle meines Todes wird der Brief geöffnet und vor Senat und Kaiser verlesen. Ich gehe davon aus, dass dein Tod dann kurz nach dem meinen zu erwarten ist. So kurz, dass wir vielleicht sogar den Styx im selben Boot überqueren.«
»Das wäre mir eine Ehre, Herr.« Vitellius gestattete sich ein schiefes Lächeln. »Aber es ist wirklich nicht nötig, dass die Dinge so weit kommen, meinst du nicht?«
»Ganz meiner Meinung.«
»Dann gibt es nichts mehr zu sagen, Herr.«
»Nichts.«
»Kann ich gehen?«
Vespasian hielt einen Moment lang inne und schüttelte dann den Kopf.
»Noch nicht ganz, Tribun. Ich möchte, dass du mir vorher noch eine Frage beantwortest.«
»Und die wäre?«
»Was weißt du über die Liberatoren?«
Vitellius hob eine Augenbraue, anscheinend überrascht von der Frage. Stirnrunzelnd presste er die Lippen zusammen, doch dann war ihm der Zusammenhang plötzlich klar. »Du hast es von ihr gehört, stimmt’s?«
Vespasian verweigerte dem Tribun die Antwort und versuchte die Verärgerung zu unterdrücken, dass der andere so formlos von seiner Frau redete.
»Das dachte ich mir.« Vitellius nickte. »Die Liberatoren. Also, das ist nun ein Name, der in den letzten Monaten immer öfter fällt. So, so. Unsere Flavia scheint in dunklere Geschäfte verwickelt, als ich dachte, Herr. Am besten passt du gut auf sie auf, bevor sie etwas tut, wofür deine Sippe sie noch verfluchen würde.«
»Du weißt also Bescheid über diese Organisation?«
»Ich habe von ihr gehört, könnte man sagen«, antwortete der Tribun
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