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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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konnte ein Angriff über den Fluss hinweg stattfinden.
    Doch im Moment waren all diese Überlegungen rein theoretisch. Die Befehle, die er in der Hand hielt, waren einfach genug: Die Zweite sollte sich auffächern und den diesseitigen Bereich des Südufers von allen verbliebenen feindlichen Formationen säubern. Einfache Befehle. So einfach, dass sie von einem Mann geschrieben sein mussten, der die Lage vor Ort nicht selbst gesehen hatte. Vespasian wusste, dass die Legion keine Kampflinie aufrecht erhalten konnte, wenn sie sich durch das Stechginsterdickicht vorarbeitete. Schlimmer noch war der Sumpf, in den die Männer einsinken würden, wenn sie nicht das Glück hatten, auf die von den Eingeborenen benutzten Pfade zu stoßen. Bei Einbruch der Nacht würde seine Legion dann vollkommen zerstreut in diesem widerlichen Sumpf feststecken, bis das Tageslicht es ihnen hoffentlich ermöglichte, sich neu zu formieren.
    »Gebt das Signal!«, rief er den Trompetern des Hauptquartiers zu. Es folgte ein allgemeines Spucken, mit dem die Männer ihren Mund säuberten, bevor sie die Instrumente an die gespitzten Lippen führten. Ein kaum erkennbares Nicken des Obertrompeters wurde sofort von den harten Tönen des Befehlssignals gefolgt. Mit wohl geübter Präzision marschierte die Erste Kohorte an ihrem Legaten vorbei. Der Oberzenturio gab die Stelle für die Kehrtwende vor und brüllte den Befehl zum Formationswechsel, und die vorderen Reihen bogen im rechten Winkel zum Weg nach rechts ab. Sofort stießen sie auf das erste Stechginstergestrüpp, die Kohorte brach die Formation auf, um das Hindernis zu umgehen, und der stete Marschierschritt verlangsamte sich zu einem stolpernden Geschlurfe, da die folgenden Kohorten nicht auf das Ende der vorangehenden Kohorte auflaufen durften. Vespasian begegnete dem Blick Sextus’, des grauhaarigen Lagerpräfekten der Zweiten Legion, und schnitt eine Grimasse. Der Mann, der den höchsten Soldatenrang der Legion innehatte, neigte den Kopf, genau derselben Meinung über die idiotischen Befehle, die aus Armeehauptquartieren kamen.
    Ein Manöver, das sich auf dem Exerzierplatz so problemlos durchführen ließ, verkam hier ganz schnell zu einem hässlichen Durcheinander fluchender Männer, die sich fast eine Stunde lang über das Gebiet vorankämpften, bevor die Zweite Legion den Schwenk vollendet hatte und nun bereit war, sich den Hügel hinunter zur fernen Tamesis vorzuarbeiten. Nachdem die Kohorten in Position waren, gab Vespasian den Befehl zum Vormarsch, und die Linie rückte unter der Aufsicht der Zenturionen vor. Mit ausgestrecktem Schlagstock brüllten sie ihre Männer an, die Linie gerade zu halten.
    Wieder erzwangen die dicken Stechginsterbüsche Lücken in der Linie, und kurz darauf brach die Legion in ein Gewirr sich durchs Gestrüpp kämpfender Männer auseinander. Hier und da stockte die Linie, wenn die Männer auf Briten stießen, überwiegend Verwundete, und sie entwaffneten, bevor sie unter Bewachung nach hinten geschickt wurden. Wer aufgrund seiner Verletzungen nicht gehen konnte, wurde mit einem Schwertstich ins Herz rasch getötet, und dann kämpften die Legionäre sich wieder weiter. Oft rannten die Briten um ihr Leben, und dann hasteten die Legionäre ihnen mit aufgeregten Schreien nach, denn Kriegsgefangene waren eine einträgliche Beute. In dem nur schwach bewachsenen Bereich vor dem dichten Ginsterdickicht wuchs die kunterbunt zusammengewürfelte Schar der Gefangenen immer stärker an, während etwas abseits eine kleine Gruppe verwundeter Legionäre davon zeugte, dass die Zusammenstöße und Kämpfe, die im wilden Gestrüpp verborgen blieben, einen kleinen, aber sichtbaren Preis forderten. Außer diesen beiden Gruppen gab es keinen erkennbaren Hinweis, wie der Kampf eigentlich stand.
    Mitte des Nachmittags hatte sich die Zweite Legion unter den verzweifelten Blicken des Legaten und seiner Stabsoffiziere in kleine Einheiten aufgesplittert, die sich zum Fluss durchhieben, ohne so recht zu wissen, wo ihre Kameraden sich befanden. Dazwischen steckten hier und da kleinere Gruppen von Briten, die sich in der Hoffnung auf ein Entkommen ebenfalls zum Fluss durchzuschlagen versuchten, und schwaches Kriegsgeschrei und Schwertergeklirr wehte zum Hügelkamm hinauf. Vespasian und sein Stab waren abgestiegen, saßen nicht weit vom Weg im Schatten eines Gebüschs und beobachteten das chaotische Handgemenge in stiller Ergebenheit.
    Am späten Nachmittag waren die meisten Männer der

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