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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Legion überhaupt nicht mehr zu sehen, und nur die zur Bewachung des Legaten abgestellte Zenturie stand in einer dünnen Linie hundert Schritte unterhalb des Hügelkamms. Dahinter hockte der jämmerliche Haufen der Gefangenen, von einem improvisierten Wall aus abgehacktem Dorngestrüpp umschlossen. Hinter dieser Umzäunung aus Stechginsterästen hielt eine weit auseinander gezogene Linie von Legionären Wache. Tribun Vitellius ritt zu ihnen hinunter, um sich die Gefangenen anzuschauen. Als er mit der Befragung ihres Anführers fertig war, versetzte er dem Kopf des Mannes einen letzten Knuff, schwang sich auf sein Pferd und trieb es wieder den Hang hinauf.
    »Irgendetwas Nützliches festgestellt?«, fragte Vespasian.
    »Nur, dass einige der Gebildeteren unter diesen Wilden ein wenig Latein verstehen, Herr.«
    »Aber keine Furten oder Brücken hier in der Nähe?«
    »Nein, Herr.«
    »Es war wohl den Versuch wert.« Vespasians Blick kehrte für einen Moment zu seiner Wachzenturie zurück, die in der Sonne schmorte.
    »Sag ihnen, sie sollen sich setzen«, wandte sich Vespasian an den Lagerpräfekten. »Ich glaube kaum, dass die Briten jetzt noch mit irgendeiner Überraschung aufwarten. Da brauchen die Männer bei dieser Hitze nicht zu stehen. «
    »Ja, Herr.«
    Als Sextus den Befehl zur Wachzenturie zurückbrüllte, fing Tribun Vitellius den Blick des Legaten auf und nickte zum Weg hinunter. Ein Bote kam herangaloppiert. Als er den Stab des Legaten erblickte, trieb er sein Pferd auf ihn zu.
    »Was denn nun?«, meinte Vespasian erstaunt.
    Atemlos ließ der Bote sich von seinem Pferd gleiten und rannte zum Legaten, die Botschaft in der Hand.
    »Vom General, Herr«, keuchte er, während er die Hand zum militärischen Gruß hob.
    Vespasian reagierte darauf mit einem kurzen Nicken, nahm die Schriftrolle entgegen und erbrach das Siegel. Seine Stabsoffiziere saßen ungeduldig da und warteten darauf, dass er die Lektüre beendete. Die Botschaft war tatsächlich sehr kurz, und Vespasian reichte sie sofort an Vitellius weiter.
    Vitellius runzelte beim Lesen die Stirn. »Dieser Nachricht zufolge sollten wir anscheinend jetzt schon unten am Flussufer sein und uns heute Abend auf einen Angriff über den Fluss hinweg vorbereiten. Die Marine bringt uns hinüber und gibt uns Feuerschutz.« Er blickte auf. »Aber, Herr.« Er deutete mit der Hand über den Stechginster und den Sumpf, wo die Zweite Legion spurlos verschwunden war.
    »Ruhig, Tribun. Lies noch den letzten Abschnitt.«
    Vitellius folgte seiner Aufforderung. »Im Anschluss an vorangegangene Befehle sei darauf hingewiesen, dass die batavischen Kohorten im Sumpfgebiet auf Probleme gestoßen sind, sodass der Befehl nun lautet, sich beim Vormarsch auf die vorhandenen Wege und Pfade zu beschränken …«
    Einer der nachgeordneten Tribunen johlte höhnisch, und die anderen lachten verbittert. Vespasian gebot ihnen mit erhobener Hand Ruhe, bevor er sich wieder Vitellius zuwandte.
    »Anscheinend sind den Burschen im Hauptquartier die praktischen Schwierigkeiten der Befehle nicht ganz klar, die sie hier so schnell ausgeben. Aber angesichts deiner gerade zurückliegenden Erfahrungen im Generalstab wirst du das wohl bestens wissen.«
    Die anderen Tribunen unterdrückten mit Mühe ihr Grinsen, und Vitellius wurde rot.
    »Den vorliegenden Befehl können wir allerdings nicht ausführen. Bis die Legion am Fluss wieder zusammenkommt, ist die Nacht längst angebrochen. Und die Marine befindet sich noch immer einige Meilen flussabwärts. Vor morgen ist ein Angriff völlig unmöglich«, schloss Vespasian. »Das müssen wir dem General mitteilen. Tribun, du kennst dich mit dem Hauptquartier aus und weißt Bescheid über unsere Situation vor Ort. Reite mit dem Boten zu Aulus Plautius zurück, erstatte ihm Bericht über unsere Position und teile ihm mit, dass ich den Angriff nicht vor morgen durchführen kann. Du solltest ihm auch das Terrain hier detailliert beschreiben, damit er unsere Lage versteht. Wegtreten.«
    »Ja, Herr.« Vitellius salutierte und ging zu seinem Pferd, wütend über die Aussicht auf einen langen Ritt durch die Hitze, und erbittert, dass der Legat ihn vor den nachgeordneten Tribunen so sarkastisch abgebürstet hatte.
    Vespasian schaute belustigt zu, wie Vitellius dem Mann, der sein Pferd gehalten hatte, die Zügel aus der Hand riss und sich auf den Rücken des Tieres warf. Mit einem brutalen Tritt in die Rippen des Pferdes galoppierte er in Richtung des Armeehauptquartiers

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