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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Langsam tauchten die verdreckten Legionäre aus der Nacht auf, und sobald sie ihre gekennzeichnete Lagerstelle gefunden hatten, ließen sie sich an Ort und Stelle niederfallen und schliefen ein.
    Angesichts ihrer Erschöpfung kam es nicht in Frage, die Männer ein Marschlager errichten zu lassen, und Vespasian musste sich mit einer Wachpostenkette zufrieden geben, die er aus der Legatenwache abkommandierte. Falls die Zweite am nächsten Morgen tatsächlich wieder in Aktion treten sollte, mussten die Männer Gelegenheit zum Ausruhen erhalten. Außerdem brauchten sie etwas zu essen und mussten mit neuen Speeren und sonstigen Ausrüstungsgegenständen versorgt werden. Der angeforderte Tross wurde von einer Abteilung der Legionskavallerie eskortiert. Eine Kolonne Gefangener war in die Gegenrichtung unterwegs, von einer weiteren Kavallerieschwadron bewacht. Vespasian hatte mit dieser Aufgabe Vitellius betraut und ihm außerdem aufgetragen, sich vom Lager am jenseitigen Ufer des Mead Way unmittelbar zum Hauptquartier von Aulus Plautius weiterzubegeben. Der General musste über den gegenwärtigen Stand der Dinge in Kenntnis gesetzt werden. Vielleicht würde ihn das veranlassen, den für den folgenden Tag geplanten Angriff noch einmal zu überdenken. Es war eine schwierige Aufgabe für den Tribun und nicht gefahrlos, doch überraschenderweise hatte Vitellius den Befehl des Legaten durchaus bereitwillig entgegengenommen, obwohl er doch gerade erst von seinem letzten Botengang zurückgekehrt war. Vespasian kam in den Sinn, dass sein Obertribun es vielleicht ganz angenehm fand, der Front so fern wie nur möglich zu sein, welche Unannehmlichkeiten auch immer mit dieser Alternative verbunden sein mochten.
    Als der Mond aus einer niedrigen Wolkenbank auftauchte, übergoss er die ganze Gegend mit seinem unheilvollen Licht, und erst jetzt enthüllte sich dem Legaten die desaströse Verfassung seiner Truppe vollständig. Die erschöpften Soldaten, die überall lagen und schliefen, erinnerten eher an ein Lager für Katastrophenopfer denn an eine Legion. Einen Moment lang durchfuhr Vespasian der Gedanke, dass dies dieselbe Einheit war, deren Ausrüstung noch vor kurzem wie auf dem Exerzierplatz geschimmert hatte, während jeder einzelne Mann seine Ungeduld, endlich an den Feind heranzukommen, kaum verhehlen konnte. Nun zählte die Legion zwar immer noch einige Tausend Mann, doch es war ein schmerzlicher Anblick, wie die Reihen jeder der ruhenden Zenturien sich in den letzten Wochen des Feldzugs gelichtet hatten.
    Das Knirschen von Wagenrädern kündete schließlich den eintreffenden Tross an, und der Stab des Legaten ergriff umgehend alle Maßnahmen. Die Zelte des Feldlazaretts wurden in aller Eile aufgeschlagen und die Feldküche aufgebaut, damit jeder Mann sobald wie möglich warmes Essen in den Bauch bekam. Für Vespasian errichteten die Schreiber eilig ein Hauptquartierszelt, entzündeten zahlreiche auf hohen Ständern stehende Öllämpchen und stellten die Feldschreibtische auf. Alle eintreffenden Zenturien wurden aufgefordert, ihre Truppenstärke zu nennen und Ersatz für verschossene oder unbrauchbar gewordene Waffen und abhanden gekommene Ausrüstung anzufordern, bevor man ihnen ihren jeweiligen Bereich zuwies. Von seinem Feldschreibtisch aus sah der Legat zu, wie die dunklen Reihen der Männer langsam an ihm vorbeizogen. Keiner salutierte, keiner blickte auf. Für die unmittelbare Zukunft wirkte die Legion als offensive Formation nicht einsatzfähig. Zum Glück war auch der Feind nicht zu einem Gegenangriff fähig, nachdem er von seinem Standort beim letzten Fluss zurückgeworfen worden war und nun eilig neue Verteidigungspositionen auf der anderen Seite der Tamesis eingenommen hatte. Die Zeit, die die Legionäre zur Erholung brauchten, würde jedoch von den Briten dazu genutzt werden, den nächsten blutigen Abschnitt des Feldzugs vorzubereiten.
    Auf all diese Faktoren hatte der Legat keinen Einfluss, und so blieb ihm unter den gegebenen Umständen nicht mehr zu tun, als dafür zu sorgen, dass die Zweite sich ausruhen konnte und so schnell wie möglich Essen und neue Ausrüstung empfing. Nach ihrer spektakulären Leistung vor zwei Tagen hätten die Männer eigentlich etwas Besseres vom General verdient gehabt. Vor zwei Tagen? Vespasian runzelte die Stirn. Länger nicht? In diesem höllischen Sumpfland, das sich rundum in die Dunkelheit erstreckte, schien selbst die Zeit zu versinken …
    Vespasians Augen zuckten gerade noch

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