Cato 02 - Im Auftrag des Adlers
dich, Mann! Sie sind schon ganz nah.«
Der Veteran warf einen raschen Blick über die Schulter, während er mit aller Kraft versuchte, sein Bein aus dem Schlamm zu ziehen, doch der Sog war zu stark und seine letzten Energiereserven verbraucht. Er versuchte es noch einmal, vor Anstrengung fluchend, und mit einem lauten Schmatzen kam sein Fuß frei, worauf er einen möglichst großen Schritt machte, das Gewicht verlagerte und versuchte, den hinteren Fuß auch herauszuziehen. Doch die Anstrengung war zu groß, und so stand er einen Moment lang da, Schrecken und Resignation ins Gesicht geschrieben. Seine Augen begegneten Catos Blick.
»Komm schon, Pyrax! Beweg dich!«, brüllte Cato ihn verzweifelt an. »Das ist ein Befehl, Soldat!«
Pyrax starrte einen Moment vor sich hin, doch dann verzog sein Gesicht sich zu einem grimmigen Lächeln. »Tut mir Leid, Optio. Du musst mir wohl den Befehl zum Angriff geben.«
»Pyrax …«
Der Legionär stellte sich so fest hin, wie es ihm im Schlamm nur möglich war, und drehte sich herum, um sich den Briten entgegenzustellen, die noch immer etliche Fuß entfernt waren, sich aber grimmig auf ihn zu arbeiteten. Entsetzt beobachtete Cato ganz aus der Nähe, aber unfähig einzugreifen, wie Pyrax im stinkenden Schlamm feststeckend seinen letzten Kampf kämpfte und dabei bis zum letzten Atemzug herausfordernd brüllte. Im orangefarbenen Schein der Fackel sah Cato, wie der erste Brite mit dem Schwert nach Pyrax’ Kopf ausholte. Der alte Soldat blockte den Schlag mit dem Schild ab und stieß dann mit dem Schwert nach seinem Angreifer. Doch die unterschiedliche Reichweite der Waffen machte es ihm unmöglich, den Gegner zu treffen.
»Los doch, ihr Schweine!«, schrie Pyrax. »Los, schnappt mich doch!«
Zwei Speerträger wateten herbei und stießen mit ihren Waffen nach dem im Schlamm steckenden Legionär, wobei sie auf die Lücken zielten, wo sein Schild den Körper nicht deckte. Beim dritten Versuch hatte einer Erfolg, und Pyrax schrie auf, als die Speerspitze tief in seine Hüfte drang. Seine Deckung brach zusammen, der Schild sackte auf einer Seite nach unten, und sofort stieß ihm der zweite Gegner den Speer in die Achsel. Einen Moment lang stand Pyrax bewegungslos da, dann fiel ihm das Schwert aus der Hand, und er sackte im Schlamm zusammen. Ein letztes Mal schaute er Cato an, der Kopf haltlos, während ihm das Blut aus dem Mund quoll.
»Lauf, Cato …«, würgte er hervor.
Unaufhaltsam rückten die Briten näher und stachen und hieben auf Pyrax ein, während Cato schreckensstarr dastand. Dann aber fing er sich wieder, drehte sich um und rannte um sein Leben, über den trügerischen Matsch auf die Hand voll Boote zuschlitternd, die die verbliebenen Männer der Zenturie bereits ins Wasser geschoben hatten. Als er ins flache Wasser hinauswatend das nächstgelegene Boot erreichte, entkam gerade der vorderste seiner Verfolger dem Morast und stieß seinen Kriegsruf aus. Cato warf seinen Leuten den Schild zu und griff nach dem Bootsrand. Er packte ihn fest, sodass das leichte Gefährt gefährlich krängte.
»Vorsicht, Optio! Du kippst uns noch um.«
Er zappelte sich ab, um über den Rand zu kommen. Die drei Männer, die schon im Boot saßen, lehnten sich zur anderen Seite, um sein Gewicht auszugleichen, und so schwappte nur ein wenig Wasser über Bord, als Cato sich hineinwälzte. Das Boot schwankte gefährlich. Plötzlich griff ein weiteres Händepaar nach dem Bootsrand, und das Boot geriet wieder in Gefahr zu kentern. Das zähnefletschende Gesicht eines britischen Kriegers tauchte auf, in dessen wild aufgerissenen Augen es triumphierend leuchtete. Ein Zischen war in der Luft zu hören, auf Catos Klinge zuckte das Mondlicht, und es folgte ein leises Knirschen, mit dem das Schwert eine Hand des Briten genau am Gelenk abtrennte. Der Mann brüllte vor Schmerz auf; die abgeschlagene Hand fiel in den Fluss, und der Krieger glitt gleichfalls ins Wasser zurück.
»Bringt uns hier raus!«, rief Cato. »Vorwärts!«
Die Legionäre stachen ihre Paddel in den Strom und mühten sich ungeschickt ab, das unvertraute Fahrzeug vom Flussufer wegzubringen. Cato kniete im Heck und beobachtete, wie die Briten sich hinter ihnen in den Fluss stürzten, doch der Abstand zwischen ihnen wurde größer, und schließlich gab der Feind auf, laute Schreie der Wut und Enttäuschung ausstoßend. Einige stürzten sich auf die zurückgebliebenen Boote, entdeckten dann aber die Risse und Schlitze in der Bespannung,
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